Mannheim. Fast beiläufig, zwischen angehobener Prognose und höherer Dividende, steht in einer Mitteilung von Südzucker der Satz: „Die Hauptversammlung soll am 13. Juli 2023 in virtueller Form stattfinden.“ Der ursprüngliche Plan sah vor, die Veranstaltung mit Publikum im Mannheimer Rosengarten auszurichten. Wäre Südzucker besser dabei geblieben. Denn jetzt vergibt der Konzern eine Chance.
Nach Jahren der Pandemie hätten sich Management und Aktionäre endlich wieder persönlich begegnen können. Bei einer Präsenz-Veranstaltung ist die Stimmung greifbar. Es gibt direkte Reaktionen auf die Rede des Vorstandsvorsitzenden oder von Aktionärsschützern. Investoren können sich austauschen. Zuhause vor dem Bildschirm hingegen bleiben die Emotionen auf der Strecke.
Wer bereits virtuelle Hauptversammlungen von Unternehmen verfolgt hat, weiß: Das kann eine sehr statische und mitunter langweilige Angelegenheit werden. Anlegerinnen und Anleger wissen oft gar nicht, ob der gesamte Vorstand zuhört oder überhaupt anwesend ist.
Geringeres Interesse
Corona liefert keinen Grund mehr, auf virtuelle Formate auszuweichen. Klar, für Unternehmen sind sie nach wie vor straffer, günstiger und leichter vorzubereiten. Der Aktienkultur im Lande tun sie allerdings nicht gut. Die Präsenz des stimmberechtigten Kapitals stagniert seit Jahren, virtuelle Hauptversammlungen haben es nicht geschafft, das zu ändern. Zusätzliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind nicht angelockt worden. Im Gegenteil.
Unter Konzernen der Region zeigt sich ein gemischtes Bild. Während etwa BASF, Fuchs Petrolub, Heidelberg Materials und SAP auf Präsenz-Veranstaltungen setzen, entscheiden sich Bilfinger, Daimler Truck und Merck für die virtuelle Variante. Südzucker und die Tochtergesellschaft CropEnergies schließen sich dem nun an.
Es ist davon auszugehen, dass sich viele Unternehmen die Möglichkeit offen halten wollen, Aktionärstreffen künftig digital abzuhalten. Über die Rechte der Online-Teilnehmer ist dann noch einmal ausführlich zu debattieren. Keinesfalls darf sich der Eindruck verstärken oder gar bestätigen, dass einige Konzerne froh sind, sich nicht direkt ihren Anlegerinnen und Anlegern stellen zu müssen. Einige Aktionärsschützer haben diesen Eindruck bereits.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Virtuelle Hauptversammlungen sind eine vertane Chance
Warum macht Südzucker die Hauptversammlung jetzt doch nicht in Präsenz? Nach Jahren der Pandemie hätten sich Management und Aktionäre endlich wieder persönlich begegnen können, meint Alexander Jungert