Verkehr

Verkaufstellen für Bahn-Fahrkarten in Baden-Württemberg stark zurückgegangen

Wer in Baden-Württemberg eine Bahn-Fahrkarte kaufen möchte, findet dafür immer weniger stationäre Möglichkeiten vor. Das geht aus einem Schreiben des Bundesverkehrsministeriums hervor

Von 
Christian Schall
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Die Bahn hat die Zahl der Reisezentren im Land auf 71 reduziert. © Daniel Vogl

Mannheim/Berlin. Wer in Baden-Württemberg eine Fahrkarte für die Deutsche Bahn (DB) kaufen möchte, findet dafür immer weniger stationäre Möglichkeiten vor. Das geht aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage der Mannheimer Bundestagsabgeordneten Gökay Akbulut hervor, die dieser Redaktion vorliegt.

Die Abgeordnete der Linkspartei wollte vom Ministerium wissen, wie „sich die Anzahl der stationären Erwerbsmöglichkeiten für Züge der Deutschen Bahn AG in Baden-Württemberg verändert“ hat. Dabei bezog sie sich auf Ticketautomaten, Reisezentren, DB-Agenturen beziehungsweise Reisebüros mit DB-Lizenz sowie andere stationäre Erwerbsmöglichkeiten - aktuell sowie in den Jahren 2018, 2015, 2012 und 2009.

Zahl der Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn gesunken

Wie der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Michael Theurer (FDP), mitteilte, ist die Anzahl der Automaten zwischen 2018 und Mai 2023 leicht von 1357 auf 1325 zurückgegangen. Theurer bezieht sich auf Angaben der Deutschen Bahn. „Vergleichbare Daten für die Jahre 2009, 2012, 2015 liegen der DB AG dazu nicht vor“, schrieb Theurer, der Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr ist, an Akbulut.

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Bei den anderen Vertriebskanälen ist der Rückgang dagegen deutlicher: Gab es 2009 noch insgesamt 501 Verkaufsstellen, ging deren Zahl stetig zurück - über 375 im Jahr 2015 hat sie sich auf aktuell 261 nahezu halbiert. Bei den Reisezentren gab es zwischen 2009 (92) und 2012 (96) sogar noch einen leichten Anstieg, danach reduzierte sich deren Zahl auf jetzt noch 71. Besonders drastisch ist der Wegfall der Reisebüros mit DB-Lizenz (ohne verkehrsvertragliche Verpflichtungen): Von 348 im Jahr 2009 sind jetzt noch 103 übrig.

Wachstum gibt es nur bei Video-Reisezentrem

Der einzige Vertriebskanal, bei dem es ein Wachstum gibt, sind die Video-Reisezentren. Deren Zahl stieg von acht (2015) auf jetzt 53, was den Gesamtrückgang insgesamt jedoch nicht kompensieren kann.

„Eine Fahrkarte zu kaufen wird zunehmend zu einem Problem für ältere Menschen in Baden-Württemberg“
Gökay Akbulut Bundestagsabgeordnete für Die Linke

„Eine Fahrkarte zu kaufen wird zunehmend zu einem Problem für ältere Menschen in Baden-Württemberg“, erklärte Akbulut. Die Bahn müsse an ihrer Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern arbeiten. „Bahnfahren muss einfach gestaltet werden, dazu gehört auch der Fahrkartenverkauf.“ Es sei falsch, genau daran zu sparen. „Die Bundesregierung muss handeln und diesen Trend stoppen.“

Diskussion kam mit 49-Euro-Ticket auf

Diskussionen über die Kaufmöglichkeiten von Fahrkarten waren zuletzt rund um die Einführung des Deutschlandtickets zum 1. Mai aufgekommen. Anders als das 9-Euro-Ticket im vergangenen Sommer sollte das Nachfolge-Angebot nicht als Papierticket, sondern nur digital herausgegeben werden. Kritiker hatten deshalb bemängelt, dass Menschen ohne Smartphone der Zugang zu dem Ticket verwehrt würde.

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Im Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) wird das Ticket übergangsweise bis Jahresende auch als analoger Fahrschein auf Papier ausgegeben, außerdem als Handy-Ticket auf dem Smartphone oder als Chipkarte. Es ist über die Onlineshops und Verkaufsstellen der Verkehrsunternehmen sowie über die myVRN-App erhältlich.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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