Personalie

Thomas Kölbl verabschiedet sich vom Mannheimer Südzucker-Konzern

Der Finanzchef des Mannheimer Südzucker-Konzerns Thomas Kölbl geht zum Ende des Monats in Ruhestand - nach 20 Jahren im Spitzenmanagement. Was er jetzt vorhat

Von 
Alexander Jungert
Lesedauer: 
Thomas Kölbl, bald 62 Jahre alt, ist ein Südzucker-Eigengewächs durch und durch. © Frank Schemmann/Südzucker

Mannheim. In diesen Tagen kommt bei Thomas Kölbl einiges zusammen. Das Tagesgeschäft führen, die Übergabe an seinen Nachfolger Stephan Meeder regeln, Kartons packen. Zum Monatsende scheidet der Südzucker-Finanzchef aus.

Kölbl, bald 62 Jahre alt, ist ein Südzucker-Eigengewächs durch und durch. Er machte zunächst eine Berufsausbildung zum Industriekaufmann, anschließend studierte er Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim. 1990 startete er bei Südzucker - als Referent in der Zentralabteilung für Strategische Unternehmensplanung, Konzernentwicklung und Beteiligungen. 2004 wurde er in den Vorstand bestellt.

Ich habe mich bei Südzucker vom ersten Tag an sehr wohl gefühlt. Das gilt auch für die 20 Jahre im Vorstand
Thomas Kölbl Südzucker-Finanzchef

Dass ein Spitzenmanager so lange an Bord bleibt, ist ungewöhnlich. Doch zu einem anderen Unternehmen hat es Kölbl nie gezogen. „Ich habe mich bei Südzucker vom ersten Tag an sehr wohl gefühlt. Das gilt auch für die 20 Jahre im Vorstand“, sagt er. „Für mich war klar: Südzucker ist mein Weg.“

Kölbl hat bei dem Mannheimer Konzern aufregende Phasen erlebt. 2018/2019 etwa, als Südzucker gezwungen war, das Kerngeschäft neu aufzustellen. Denn ein historisch niedriger Zuckerpreis verhagelte die Bilanz. „Die Entscheidungen hatten eine enorme Tragweite“, erinnert sich Kölbl, „schließlich ging es am Ende des Tages um Anbauregionen, um Fabriken - und um Menschen, die für uns arbeiten.“

Kölbl war auch am Personalabbau bei Südzucker beteiligt

Südzucker stieß damals ein Sparprogramm an. Europaweit wurden fünf Fabriken geschlossen, um Kapazitäten vom Markt zu nehmen. Hunderte Jobs fielen weg. Alles unter massiven Protesten von Gewerkschaft und Belegschaft. „Es ging auch darum, die bestehenden Arbeitsplätze für die Zukunft sicher zu machen“, hebt Kölbl hervor.

Für ihn ist Südzucker heute resilienter denn je - dank mehrerer Segmente (Zucker, Spezialitäten, CropEnergies, Stärke, Frucht). So schlägt das volatile und zyklische Zuckergeschäft weniger stark durch. Im vergangenen Geschäftsjahr hat Südzucker rund zehn Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet; Zucker machte daran 40 Prozent aus. Früher ist der Anteil des Kerngeschäfts deutlich größer gewesen.

Südzucker-Tochter CropEnergies von Börse genommen

Kurz vor seinem Abschied hat Kölbl noch ein großes Projekt durchgezogen: Südzucker nahm die Tochtergesellschaft CropEnergies von der Börse und kaufte Aktionären nach einem öffentlichen Übernahmeangebot weitere Anteile ab (im Moment hält Südzucker rund 94 Prozent der Aktien).

Thomas Kölbl bei einer Bilanzpressekonferenz von Südzucker 2016. © Manfred Rinderspacher

Warum dieser Schritt? „Der Börsengang von CropEnergies im Jahr 2006 war ein Finanzierungsinstrument, anders hätten wir den Aufbau des Ethanolgeschäfts in Europa nicht vollziehen können. Heute sind wir Marktführer. Doch die Wahrnehmung des Kapitalmarkts nahm zuletzt deutlich ab“, erklärt Kölbl.

„Dem Unternehmen wurde nicht mehr der Wert beigemessen, den wir als Südzucker in dem Geschäft sehen. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, die Struktur zu vereinfachen und den Fokus mehr auf die Muttergesellschaft zu richten.“

Kölbl bleibt weiter im Aufsichtsrat von K+S

Für CropEnergies habe der Abschied von der Börse zahlreiche Vorteile. So entfielen rechtliche und administrative Pflichten, die das Management erheblich beschäftigt hätten und die auch mit Kosten verbunden seien.

Kölbl, der in Speyer lebt, sitzt im Aufsichtsrat des Bergbauunternehmens K+S (früher Kali und Salz) in Kassel. Dieses Amt will er behalten. Falls ihm ein weiteres Mandat angeboten werden sollte, will Kölbl darüber nachdenken. Klar ist für ihn allerdings: „Ich werde mir nicht jedes Hütchen aufziehen, das um die Ecke kommt. Mein Plan ist nicht, Berufs-Aufsichtsrat zu werden.“

Manager Kölbl ist begeisterter Sportler 

Sicher wird er noch das eine oder andere Ehrenamt übernehmen. Oder in bestehende Ämter noch mehr Zeit investieren. Im Lions Club zum Beispiel - oder im Golf-Club Pfalz, wo Kölbl bereits im Vorstand sitzt. Der Manager ist begeisterter Sportler: Er läuft, fährt Touren-Ski und macht nach wie vor Alpenüberquerungen mit dem Mountainbike. Kölbl freut sich darauf, Reisen künftig nicht mehr lange im Voraus planen zu müssen, sondern sich auch mal spontan auf den Weg zu machen.

Mehr zum Thema

Jahresbilanz

Mannheimer Südzucker-Konzern verdient prächtig

Veröffentlicht
Von
Walter Serif
Mehr erfahren
Kapitalmarkt

Südzucker will CropEnergies komplett erwerben und von der Börse nehmen

Veröffentlicht
Von
Alexander Jungert
Mehr erfahren
Südzucker

Südzucker-Finanzchef Thomas Kölbl hört auf

Veröffentlicht
Von
Alexander Jungert
Mehr erfahren

Gravierende Fehler sind ihm nach eigener Einschätzung während seiner Amtszeit nicht passiert. Für ihn ist klar: Der Konzern hat schwierige Phasen hinter sich gelassen und steht gut da. Die Finanzierungsstruktur ist robust. Das abgelaufene Geschäftsjahr war erfolgreich, in der Bilanz stehen neue Rekordwerte.

Das macht den Abschied für Kölbl etwas leichter. Ebenso, dass er seinen Nachfolger Stephan Meeder - zuletzt Vorstandsvorsitzender von CropEnergies - schon 18 Jahre lang kennt. „Ich kann mich noch gut an das Vorstellungsgespräch erinnern“, sagt Kölbl. „Stephan Meeder hat einen tollen Werdegang bei Südzucker. Er wird seine eigenen Spuren hinterlassen.“

Am meisten fehlen wird Kölbl der Austausch mit den Südzucker-Kolleginnen und -Kollegen. Nach einer langen und intensiven Karriere wird es eine Weile brauchen, in einem „anderen“ Leben anzukommen. Kölbl ist sich dessen bewusst. Für den 1. Juni, seinen ersten Tag ohne Südzucker, hat er sich etwas überlegt: „Erst einmal werde ich ausspannen und alles ganz, ganz gemütlich angehen lassen.“

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke