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Tausende protestieren gegen Verkauf von Mercedes-Autohäusern

Mercedes-Benz will seine unternehmenseigenen Autohäuser verkaufen. In Sindelfingen haben Beschäftigte gegen den Schritt protestiert - darunter auch eine Delegation aus der Region

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Die Demonstration vor dem Mercedes-Benz-Werk Sindelfingen. © Julian Weber/dpa

Stuttgart. Rund 25 000 Mercedes-Benz-Beschäftigte haben nach Gewerkschaftsangaben gegen den geplanten Verkauf der unternehmenseigenen Autohäuser protestiert. Allein vor dem Werk in Sindelfingen beteiligten sich schätzungsweise 10 000 Menschen, wie der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall mitteilen. Weitere Kundgebungen gab es demnach am Stammsitz in Stuttgart-Untertürkheim sowie in Rastatt, Düsseldorf, Bremen und Berlin. Die Aktion stand unter dem Motto „Wir halten zusammen - am 2. Juli und jeden Tag“.

Zu den Kundgebungen kamen nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Autohäuser, sondern auch der Mercedes-Werke. Mit Trommeln, Trillerpfeifen und Bannern machten sie ihrem Ärger Luft. Auch eine Delegation der Mercedes-Benz-Niederlassung Mannheim-Heidelberg-Landau war nach Sindelfingen gereist - mit neun Bussen. Benedikt Hummel, Gewerkschaftssekretär bei der Mannheimer IG Metall, sprach von etwa 400 Personen.

„Die Beschäftigten sind stinksauer“, sagte Gesamtbetriebsratschef Ergun Lümali. „Wer einen von uns angreift, der greift uns alle an.“ Alle Bänder stünden still. Auch zahlreiche Niederlassungen seien geschlossen. Bereits im Frühjahr hatte es an vielen Standorten Betriebsversammlungen gegeben.

Mercedes will die Käufer nach mehreren Kriterien auswählen

Bei den konzerneigenen Niederlassungen von Mercedes-Benz sind nach früheren Angaben etwa 8000 Menschen in rund 80 Betrieben beschäftigt. Zu einem Betrieb können mehrere Autohäuser gehören. Der Autobauer hatte im März angekündigt, die Autohäuser verkaufen zu wollen. Jede Niederlassung werde individuell geprüft, hieß es damals. Einem Sprecher zufolge sind bislang noch keine Autohäuser verkauft worden.

Mercedes will die Käufer nach mehreren Kriterien auswählen: Mitbringen müssten sie nach früheren Angaben Handelsexpertise, unternehmerische Kompetenz, wirtschaftliche Stärke, Investitionsbereitschaft sowie Aufgeschlossenheit gegenüber Arbeitnehmervertretungen. Als Ganzes sollen die Standorte nicht verkauft werden. Auch reine Finanzinvestoren schloss der Konzern aus. Es werde auf den Erhalt der Stellen in Deutschland abgezielt.

Gesamtbetriebsrat und Gewerkschaft befürchten allerdings, dass sich die Arbeitsbedingungen durch den Verkauf deutlich verschlechtern könnten. „Wir haben kein Mitbestimmungsrecht bei der Bewerberauswahl. Deshalb wollen wir vorher Bedingungen klären“, sagte die Bezirksleiterin der IG Metall im Südwesten, Barbara Resch. Über die Kriterien für mögliche Käufer werde seit Monaten verhandelt.

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Dabei geht es zum Beispiel um tarifvertragliche Standards wie Gehalt und Altersvorsorge. In den kommenden Wochen soll es ein Ergebnis geben. „Wir halten den Verkauf weiterhin für eine krasse Fehlentscheidung und setzen uns für gute Perspektiven mit starker Absicherung ein“, erklärte der Mannheimer Gewerkschaftssekretär Benedikt Hummel.

Betriebsratschef Ergun Lümali ergänzte: „Über Jahre erreichte Rechte und Absicherungen werden wir entschlossen verteidigen.“ Darüber hinaus wolle man einen finanziellen Ausgleich. Konkrete Summen ließ er offen.

In Richtung Vorstand von Mercedes-Benz sagte Lümali: „Wer auf uns nicht hört, wer am Verhandlungstisch glaubt, uns über den Tisch ziehen zu wollen, der hat heute gesehen, was passiert.“ Das sei erst der Beginn: „Wir können noch viel mehr.“

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