Mannheim. „Es war ein erfolgreiches Jahr“, sagt Niels Pörksen, Vorstandsvorsitzender von Südzucker (kleines Bild). Folgend die wichtigsten Fragen und Antworten zur Bilanz.
Wie lauten die Eckpunkte zum Geschäftsjahr 2022/2023?
Südzucker hat Umsatz und Ergebnis deutlich gesteigert. Der Umsatz liegt bei 9,5 Milliarden Euro (siehe Tabelle), dazu haben alle Segmente beigetragen. Das operative Ergebnis verbesserte sich auf 704 Millionen Euro. Auffallend ist, dass das Kerngeschäft mit Zucker nach vier Verlustjahren wieder Gewinn eingefahren hat - ein operatives Ergebnis von 230 Millionen Euro. Grund dafür sind die Preise, die nach Einschätzung des Managements weiterhin auf hohem Niveau bleiben und zu künftigen Gewinnzielen beitragen werden. Auch die Restrukturierung der vergangenen Jahre wirkt sich aus; so hatte Südzucker mehrere Werke geschlossen.
Was hat es mit der Strategie 2026 Plus auf sich?
Die Strategie 2026 Plus ist unter Pörksen erarbeitet worden. Vereinfacht gesagt will Südzucker nicht bloß ein großtechnischer Verarbeiter von Agrarrohstoffen. Sondern vielmehr „ein führender Partner pflanzenbasierter Lösungen für eine lebenswerte, gesunde und nachhaltige Welt“, wie es früher schon einmal in Marketing-Sprache verlautbart worden ist. „Der Rahmen ist gesetzt, der Plan steht, alle Mitarbeitenden wissen, was zu tun ist, konkrete Projekte und Initiativen sind in der Umsetzung“, erklärt Pörksen. Soll heißen: Die Nicht-Zucker-Segmente sollen ausgebaut und die Widerstandskraft des Zucker-Segments gestärkt werden (weil es sehr schwankungsanfällig ist, wie die Vergangenheit gezeigt hat). Südzucker will profitabel wachsen.
Welche neuen Geschäftsfelder will Südzucker denn erschließen?
Zwei Beispiele: Südzucker baut das Geschäft mit Fleischersatzprodukten aus. Und in Offstein bei Worms investiert das Unternehmen in eine Anlage für Proteinkonzentrat aus der Ackerbohne. Südzucker verspricht sich einen riesigen Markt, zumal die wachsende Weltbevölkerung mit einem steigendem Proteinbedarf einhergeht. Durch die neuen Geschäftsfelder ist die Beschäftigtenzahl schon jetzt gewachsen.
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Was sagt Südzucker zu Werbeverbotsplänen?
Wenn es nach Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) geht, soll an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit zu viel Zucker, Fett und Salz gesetzlich beschränkt werden. Südzucker lehnt das ab. Das Unternehmen ist der Ansicht, Risikofaktoren für Übergewicht und Adipositas seien vielfältig. Die Hauptursache sei allerdings immer eine unausgewogene Kalorienbilanz. Wichtig für die Gesundheit seien ausreichend Bewegung und eine ausgewogene Ernährung. Es bringe daher wenig, über einzelne Zutaten zu debattieren.
Wie sieht die Prognose für das laufende Geschäftsjahr aus?
Für 2023/2024 stellt das Management ein Plus von bis zu fast 15 Prozent auf 10,4 bis 10,9 Milliarden Euro Umsatz in Aussicht, dabei soll es bei der Ethanoltochter CropEnergies nach einem weiteren Rekordjahr etwas schwächer laufen. Für das operative Konzernergebnis wird eine Bandbreite zwischen 725 und 875 Millionen Euro erwartet. Dabei wird im Segment Zucker mit einem operativen Ergebnis zwischen 400 und 500 Millionen Euro gerechnet. Barclays-Analyst Alex Sloane notiert positiv, dass Südzucker seine Ziele bekräftigt habe. Die hohen Rohstoffkosten dürften aber weiter auf den Margen lasten. Enttäuschung machte sich am Donnerstag an der Börse breit. Die Südzucker-Papiere verloren fast acht Prozent auf 16,50 Euro.
Gibt es Neuigkeiten zu den Kartellverfahren?
Noch nicht, aber bald könnte sich etwas tun: Am 23. Juni ist vor dem Mannheimer Landgericht ein Verkündungstermin angesetzt. Industriekunden wie Nestlé waren und sind der Ansicht, durch ein Kartell zu viel für Zucker gezahlt zu haben, und fordern Schadenersatz von Südzucker, Nordzucker und Pfeifer & Langen. Der Streit schwelt seit Jahren, im Januar erst wurde ein Sachverständiger vor dem Landgericht gehört. Südzucker-Finanzchef Thomas Kölbl sagt lediglich, man sei sicher, dass den Kunden kein Schaden entstanden sei.
Was gibt es zur Hauptversammlung zu wissen?
Die Hauptversammlung ist am 13. Juli virtuell. Pörksen verteidigt das digitale Format. Andere Unternehmen hätten gute Erfahrungen damit gemacht. Die Dividende soll 70 Cent je Aktie betragen, 30 Cent mehr als im Vorjahr.
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