Mannheim. Der Besuch beim Industriebetrieb wird sicher schmutzig, dachten sich die Schülerinnen und Schüler einer neunten Klasse aus dem Neckar-Odenwald-Kreis. Später waren die Jugendlichen ziemlich überrascht. Keine dampfenden Schlote, keine mit Ruß bedeckten Mitarbeiter. Dafür ausgebildete Fachkräfte und ein hoher Grad an Digitalisierung.
Ralf Rohmann, Geschäftsführender Gesellschafter der Maschinenfabrik Gustav Eirich aus Hardheim, erzählt diese Geschichte auf einer Pressekonferenz der Südwestmetall-Bezirksgruppe Rhein-Neckar-Odenwald in Mannheim. Es geht um die Konjunkturaussichten für die kommenden Monate. Die Geschichte passt insofern, als Betriebe nur schwer an Nachwuchskräfte kommen, vor allem auf dem Land. Aufträge können nicht abgearbeitet oder gar nicht erst angenommen werden.
Mangel an Arbeitskräften besorgt Unternehmen
Oft haben Jugendliche nach Ansicht von Unternehmern ein völlig falsches Bild von Metall- und Elektroberufen. Zudem setze die Politik den Stellenwert von Akademikern bewusst nach oben, kritisiert Rohmann. Er hat schon selbst mit Schulklassen gearbeitet oder mit Eltern gesprochen, um Werbung für die Berufsausbildung zu machen.
Der Arbeitskräftemangel ist nicht das einzige, das den Betrieben Sorge bereitet. Die Liste ist lang: hohe Energie- und Rohstoffpreise, wachsende Unsicherheit an den Märkten, steigende Zinsen. So liegt der Saldo aus positiven und negativen Antworten in einer neuen Umfrage von Südwestmetall bei der wichtigen Kennzahl „Auftragsentwicklung“ gerade mal bei null.
Hoffen auf gleichbleibende Auftragslage
35 Prozent der befragten Mitgliedsunternehmen rechnen für 2023 mit einer besseren oder erheblich besseren Auftragsentwicklung als im Vorjahr, während ebenfalls 35 Prozent von einer etwas oder erheblich schlechteren Entwicklung ausgehen. Die übrigen Firmen erwarten eine gleichbleibende Auftragslage.
Zurückhaltender Blick in die Zukunft
Weil es durch die Lieferkettenprobleme zu einem Produktionsüberhang gekommen ist, gestalten sich die Perspektiven hier insgesamt noch etwas freundlicher. Immerhin 38 Prozent der befragten Unternehmen sagen, dass sie für dieses Jahr mit Produktionssteigerungen rechnen, während 22 Prozent einen sinkenden Output erwarten.
Die restlichen Firmen sehen unveränderte Zahlen zum Vorjahr. Bei der Frage zur Ertragsentwicklung geben 28 Prozent der Unternehmen an, dass sie mit steigenden Erträgen rechnen, während 25 Prozent rückläufige Zahlen erwarten. Fast die Hälfte geht von unveränderten Erträgen aus.
Wünsche an die Regierung
„Der Ausblick ist insgesamt nicht so, dass wir zufrieden sein können“, erklärt Peter Körner, Vorsitzender der Südwestmetall-Bezirksgruppe Rhein-Neckar-Odenwald. Insgesamt werde der Konjunkturverlauf stark von der weiteren Entwicklung der Energiekrise abhängen. „Nicht wenige Firmen“ hätten bereits ihre Belastungsgrenzen erreicht. Der Verband lobt zwar, dass die Regierung für „gewisse Kostenerleichterungen“ gesorgt habe. Doch sieht er Nachbesserungsbedarf, so sei etwa die maximale Fördergrenze „viel zu niedrig“ angesetzt.
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