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Studie des Mannheimer ZEW: Droht dem Homeoffice schon wieder das Aus?

In letzter Zeit gab es Meldungen, dass die Unternehmen beim Homeoffice wieder die Uhr zurückdrehen. Das ZEW Mannheim hat dazu eine Umfrage durchgeführt

Von 
Walter Serif
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Eine Frau sitzt im Homeoffice am Küchentisch. © Sebastian Kahnert/dpa

Mannheim. Bye, bye Homeoffice? Nein, sagt Daniel Erdsiek vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Nach einer ZEW-Umfrage lassen 82 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft ihre Beschäftigten mindestens einmal pro Woche zu Hause arbeiten. Im stärker ortsgebundenen verarbeitenden Gewerbe sind es noch 48 Prozent. Die Chefinnen und Chefs erwarten, dass die Homeoffice-Nutzung in den nächsten zwei Jahren steigen wird.

Der Tenor unterscheidet sich also von einer anderen Umfrage, die zum Jahresanfang für Schlagzeilen gesorgt hatte. Demnach haben 2023 rund ein Drittel der Beschäftigen weniger im Homeoffice gearbeitet als 2022. Fast 30 Prozent der Befragten berichteten, sie hätten eine Anweisung des Arbeitgebers bekommen, wieder öfter ins Büro zu kommen. Und bei 14 Prozent der Belegschaft wurde nach ihren Angaben das Homeoffice kategorisch gestrichen.

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Als dann auch noch SAP-Vorstandschef Christian Klein zur Rückkehr ins Büro blies, wurde das von manchen Kritikern als Rollback interpretiert. Dabei ist das Software-Unternehmen mit seiner bisherigen Homeoffice-Regelung eher ein Exot. Bei SAP gibt es Mitarbeiter, die sich so gut wie gar nicht mehr in Walldorf blicken lassen. Klein will, dass künftig jeder mindestens an drei Tagen die Woche ins Büro kommt.

Große Betriebe sind großzügiger als die kleinen

Viele Unternehmen, die Homeoffice anbieten, verlangen genau das. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum Beispiel die Angst der Chefs, dass sie ihre Belegschaft nicht mehr so gut kontrollieren können. Oder die Furcht, dass der Zusammenhalt in der Truppe und die Identifikation mit dem Unternehmen leiden könnten. Es gibt aber auch einen anderen Grund, warum Unternehmen wollen, dass die Beschäftigten nicht mehr als die Hälfte ihres Pensums zu Hause absolvieren sollten. Dann müssten sie nämlich auch die entsprechenden Arbeitsmittel zur Verfügung stellen und dafür sorgen, dass Schreibtisch und der Stuhl ergonomisch angepasst sind. Und natürlich könnte man sich auch darüber unterhalten, wer die Strom- und Heizkosten tragen muss. Deshalb taucht in vielen Betriebsvereinbarungen der Begriff „Homeoffice“ gar nicht auf. Meistens ist dann vom „mobilen Arbeiten“ die Rede.

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Das ZEW hat die hybride Arbeitswelt mit seiner Umfrage jedenfalls detailliert beleuchtet und kommt zu folgendem Schluss: „Der Anteil der Unternehmen, die mindestens einen Homeoffice-Tag in der Woche erlauben, verharrt seit der Corona-Pandemie auf einem konstant hohen Niveau. Wir sehen also aktuell keine Abkehr vom Homeoffice“, sagt ZEW-Forscher Erdsiek.

Insgesamt hat sich die Homeoffice-Nutzung fast verdoppelt. 42 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft erlauben einem Teil ihrer Beschäftigten mindestens drei Homeoffice-Tage pro Woche, vor Corona waren es nur 21 Prozent. „Auch bei den restlichen Homeoffice-Modellen lässt sich in den meisten Fällen eine Verdoppelung feststellen“, sagt Erdsiek.

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Größere Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern insgesamt häufiger Modelle mit mehreren Homeoffice-Tagen an als die kleinen. Bei Betrieben mit mindestens 100 Beschäftigten sind drei Tage für drei Viertel der Belegschaft möglich, bei kleinen (fünf bis 19) sind es dagegen nur 35 Prozent.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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