Mannheim. ABB Stotz-Kontakt? Im ersten Moment dürfte den meisten Menschen dieser Name nichts sagen. Das Produkt der Firma allerdings haben viele Zuhause: ABB Stotz-Kontakt stellt in Heidelberg Sicherungsautomaten her, die vor Kurzschlüssen und Überlasten schützen sollen. Auch in industriellen Anlagen sind sie zu finden. Es ist nun fast auf den Tag genau 100 Jahre her, dass Hugo Stotz (1869-1935) das „Reichspatent“ für den in Mannheim erfundenen Automaten erhalten hat. Doch dazu später mehr.
Sicherheitsautomaten lösen innerhalb von Millisekunden aus
Heidelberg ist mit rund 1600 Beschäftigten das Leitwerk im internationalen Produktionsverbund von ABB Stotz-Kontakt. Hier sitzt das weltweite Kompetenzzentrum für Sicherungsautomaten. Bislang wurden über eine Milliarde Sicherungsautomaten hergestellt. Sie lösen innerhalb von zehn Millisekunden aus - und unterbrechen den Stromkreis. Das ist ungefähr zehn Mal schneller als ein Wimpernschlag.
Neben ABB Stotz gibt es mehrere Anbieter, etwa Hager und Siemens. Der Markt gilt als hart umkämpft. Sicherungsautomaten aus Heidelberg gehen in die ganze Welt. Rund 30 Millionen Sicherungsautomaten produziert ABB Stotz-Kontakt nach eigenen Angaben in Heidelberg pro Jahr.
Die Produktion ist hoch automatisiert und mit anderen Werken in der ganzen Welt vernetzt. Industrie 4.0 lässt grüßen. Unterschiedliche Roboter helfen bei der Arbeit, sie montieren hauptsächlich Kleinteile.
Der Standort Heidelberg nehme innerhalb des Unternehmens eine führende Rolle ein, heißt es bei ABB. Hier entwickelt und testet der zentrale Betriebsmittelbau globale Fertigungskonzepte und stellt diese beispielsweise Produktionsstandorten in China, Indien, Argentinien oder Bulgarien zur Verfügung.
Stotz Kontakt gehört zum Geschäftsbereich Elektrifizierung des ABB-Konzerns. Dieser erwirtschaftete im dritten Quartal 2024 einen Umsatz von rund 3,9 Milliarden Dollar (3,68 Milliarden Euro), zehn Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Konzernweit lag der Umsatz bei 8,1 Milliarden Dollar. Zahlen für den Heidelberger Standort gibt ABB nicht heraus.
Die Geschichte des Sicherungsautomaten ist eng mit Mannheim verbunden. 1891 gründete der Elektrotechniker Hugo Stotz zusammen mit dem Teilhaber Moyé die Firma „Moyé und Stotz, Gürtlerei und Posamente, Vertretung der Maschinenfabrik Esslingen“ in der Innenstadt. Als Gürtler stellte er gegossene Kleinteile wie Gürtelschnallen her.
1896 schied Moyé aus, das Unternehmen hieß von da an „Stotz und Cie. Elektrizitäts-Gesellschaft mbH“. Nach Einführen der Elektrizität um die Jahrhundertwende spezialisierte sich Stotz darauf, Gas- und Petroleumlampen umzubauen. 1902 zog er von den P- in die O-Quadrate. An seinem Ladengeschäft blinkte die wohl erste Leuchtreklame Deutschlands. Die von Stotz selbst konstruierte Schaltung ließ die Buchstaben nacheinander aufleuchten, bis der ganze Name erstrahlte und dann wieder verlöschte.
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zogen immer mehr elektrische Geräte wie Bügeleisen, Kaffeemaschinen und Wärmeplatten in die Haushalte ein. Gut für das Geschäft. Stotz und Cie. wurde 1918 Tochtergesellschaft des Schweizer Elektrotechnik-Konzerns BBC, einem Vorläufer der heutigen ABB. Stotz blieb Geschäftsführer. Wenig später entstand der erste Sicherungsautomat, der vor Kurzschlüssen und Überlasten schützen sollte. 1943 eröffnete das Werk in Heidelberg.
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