Mannheim. Eine schwarz gekleidete Sängerin mit markanter Brille stimmt „You’ll Never Be Alone“ („Du wirst nie alleine sein“) an. Im Hintergrund spielt das SAP Sinofieorchester. Das Lied ist von Anastacia, gesungen wird es - von Anastacia. Wenn SAP-Urgestein Hasso Plattner Abschied feiert, kann man schon mal eine weltbekannte Künstlerin aus den USA buchen.
Etwa 3000 Menschen sind in der Mannheimer SAP Arena, hauptsächlich Beschäftigte des Softwarekonzerns. Sie wurden ausgelost. Unter den Ehrengästen weilen zahlreiche Weggefährten Plattners. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist da, er sitzt zwischen Plattner und dem SAP-Vorstandsvorsitzenden Christian Klein in der ersten Reihe. Moderator der Feier: TV-Star Günther Jauch, der ebenso wie Plattner in Potsdam lebt.
Der letzte Mitgründer zieht sich aus dem Softwarekonzern zurück. Plattner war seit 2003 Vorsitzender des Aufsichtsrats. Der studierte Nachrichtentechniker hatte die Firma Systemanalyse Programmentwicklung - heute SAP - 1972 gemeinsam mit Dietmar Hopp, Claus Wellenreuther, Klaus Tschira und Hans-Werner Hector in Weinheim gegründet. Alle fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter. Ihr Ziel war es, eine Standardsoftware zu entwickeln, mit der Geschäftsprozesse in Echtzeit abgebildet werden. Heute ist SAP mit Sitz in Walldorf Deutschlands wertvollster Dax-Konzern und Europas größter Softwarehersteller.
Kanzler Scholz hebt Betriebsräte bei SAP hervor
Hopp ist der einzige Gründer, der auf der Feier anwesend ist. Das Verhältnis zwischen ihm und Plattner gilt als eng. Wellenreuther und Hector fehlen. Tschira ist 2015 verstorben.
Kanzler Scholz würdigt Plattner als mutig, ehrgeizig und ein Leben lang um Innovation bemüht. „Mit SAP haben vor allem Sie und Ihre vier Gründungspartner Wirtschaftsgeschichte geschrieben - und ich glaube, das ist nicht zu groß gegriffen, ja tatsächlich Globalisierungsgeschichte“, erklärt Scholz. „Heute läuft die gesamte Weltwirtschaft auf Software Marke SAP.“ 99 der 100 größten Unternehmen auf der Welt seien Kunden.
Heute habe SAP Betriebsräte, hebt der Kanzler zudem hervor. „Auch wenn Sie das nicht ganz so notwendig fanden“, sagt Scholz in Richtung Plattner. Doch hätten sich die Gremien mittlerweile gut in die Unternehmenskultur eingebunden.
Tatsächlich hat sich Scholz vor der Feier mit Betriebsratsmitgliedern zusammengesetzt. „Das Treffen zeigt die große Wertschätzung gegenüber den betrieblichen Mitbestimmungsstrukturen als wichtigen Teil einer erfolgreichen Wirtschaft“, sagt Eberhard Schick, Betriebsratsvorsitzender der SAP SE. Bei den Gesprächen ging es unter anderem um Künstliche Intelligenz und deren Folgen für die Arbeitswelt. Die Ängste seien hier immer groß gewesen, aber bisher sei die Arbeit nie ausgegangen und man müsse die Chancen nutzen, sagte Scholz den Angaben nach.
In der Arena lobt auch SAP-Chef Christian Klein Plattner in den höchsten Tönen, er bezeichnet ihn als „Visionär“ und „Pionier“.
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Dass sich Plattner künftig langweilen könnte, hält Scholz übrigens für ausgeschlossen. „Sie sind bekannt dafür, immer wieder neue Ideen auszubrüten, immer wieder kühne Pläne zu schmieden. Sie können auch gar nicht anders - dafür brauchen Sie gar kein Amt.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Der Abschied von Hasso Plattner ist eine Zeitenwende bei SAP