Brauerei

Rückschlag für Eichbaum-Brauerei: Veltins steigt bei Karamalz aus

Die Großbrauerei Veltins übernahm erst 2024 den Vertrieb der Eichbaum-Marke Karamalz. Warum das Ende der Partnerschaft kein gutes Signal für die Mannheimer ist.

Von 
Bettina Eschbacher und Alexander Jungert
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Die Zentrale von Eichbaum in der Käfertaler Straße in Mannheim. © Christoph Blüthner

Mannheim. Aus dem Sauerland kommt eine Nachricht, die aufhorchen lässt: Veltins vertreibt nicht länger die Eichbaum-Marke Karamalz. Sowohl das Mandat für den Handel als auch für die nationale Gastronomie werde aufgegeben, heißt es in einer Mitteilung der Brauerei. Veltins bedauere „die Beendigung der Zusammenarbeit“.

Die Kooperation war erst im März 2024 gestartet. Eichbaum wollte von dem starken nationalen Vertriebsnetz von Veltins profitieren. Karamalz sollte nicht nur in Baden-Württemberg und Bayern, sondern auch in anderen Teilen Deutschlands stärker an die Kundschaft gebracht werden.

Für das Aus nennt Veltins keine Gründe – stattdessen kursieren Gerüchte

Das gelang offensichtlich, denn dem Vernehmen nach konnten die Verkaufszahlen von Karamalz gesteigert werden. Die Veltins-Truppe machte damit auch Boden gut gegenüber Vitamalz, das aus dem Hause des Konkurrenten Krombacher kommt.

Misserfolg ist also nicht der Grund für das überraschende Aus der Vertriebskooperation. Aber was dann?

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Von einem Veltins-Sprecher gibt es dazu keinen Kommentar, ebenso wenig zu Gerüchten über offene Rechnungen. Auch aus Mannheim gibt es keine Erklärung für den Verlust des großen Partners. Geschäftsführer Andreas Hiby-Durst sei auf einer Geschäftsreise. Vor nächster Woche gäbe es daher keine Aussicht auf eine Stellungnahme, heißt es auf Anfrage bei Eichbaum.

Eichbaum hatte große Hoffnungen für die Kooperation mit Veltins

Klar ist aber: Das abrupte Ende der Kooperation mit einem so gewichtigen Branchen-Partner ist ein Rückschlag für den kleinen Partner Eichbaum. Hatte die Geschäftsleitung doch noch im Frühjahr 2024 große Hoffnungen an die Vereinbarung geknüpft. Veltins sollte die Marke Karamalz bundesweit an den Handel und die nationale Gastronomie vertreiben. Markenrechte, Produktion und Abfüllung des alkoholfreien Malzbieres sollten bei Eichbaum und am Standort Mannheim bleiben.

„Wir werden unsere Schwerpunkte künftig weiter auf unsere regionalen Marken und den Export legen und Karamalz auch im Ausland voranbringen“, ließ sich Andreas Hiby-Durst in einer Mitteilung zitieren.

Eichbaum produziert im Jahr rund 1,8 Millionen Hektoliter. © Christoph Blüthner

Die Veltins-Brauerei mit Sitz in Meschede-Grevenstein ist um einiges größer als Eichbaum: Ihr Umsatz wird für 2024 mit rund 450 Millionen Euro angegeben, der Ausstoß mit 3,36 Millionen Hektoliter. Eichbaum bezifferte seinen jährlichen Ausstoß zuletzt auf rund 1,8 Millionen Hektoliter.

Karamalz ist ein wichtiges Standbein für die Brauerei

Entsprechend groß ist die Unsicherheit im Unternehmen angesichts der Nachricht. Schließlich ist Karamalz ein wichtiges Standbein für die Brauerei. Dessen Anteil am Umsatz lag 2024 nach Eichbaum-Angaben bei rund 20 Prozent. Man sei überrascht von der Entscheidung Veltins, heißt es aus den Reihen der Mitarbeitenden. Wie es nun weitergeht mit dem Vertrieb der so wichtigen Marke ohne den mächtigen Partner an der Seite, beschäftigt die Mitarbeitenden. Die Geschäftsleitung bemühe sich um Gespräch mit Veltins, ist zu hören.

Rund 300 Menschen arbeiten bei Eichbaum in Mannheim. Konkrete Zahlen zu Umsatz und Gewinn nennt die Führung nicht. Zur aktuellen wirtschaftlichen Lage und den Folgen des Veltins-Abschieds war am Montag ebenfalls keine Stellungnahme von Eichbaum zu bekommen. Für 2023 hieß es lediglich, man habe das Geschäftsjahr mit einem Gewinn abgeschlossen und rechne auch für 2024 mit schwarzen Zahlen.

Ihm gehört Eichbaum: Andreas Hiby-Durst



Eichbaum, gegründet 1679, hat in den vergangenen Jahren mehrere Besitzerwechsel erlebt.

Der mächtige Mann bei Eichbaum ist jetzt Andreas Hiby-Durst. Dem Geschäftsführer gehören zusammen mit seinem Sohn inzwischen alle Anteile an Eichbaum .

Im November 2024 war dagegen die Ära der Familie Keilbach zu Ende gegangen, als Thomas Keilbach aus dem Unternehmen ausstieg. Sein Vater Jochen galt als Retter von Eichbaum.

In einem Management-Buyout hatte Jochen Keilbach 2010 die kriselnde Brauerei von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp mit der Familie Hiby-Durst als stiller Teilhaberin – übernommen und sie neu positioniert.

Keilbach starb 2020, sein Sohn Thomas fungierte noch bis November 2024 zusammen mit Andreas Hiby-Durst als Geschäftsführer.

Inzwischen ist Markus Lopsien, der als technischer Leiter gekommen war, zweiter Geschäftsführer neben dem Inhaber.

Ein geplantes großes Investitionsprogramm zur Modernisierung des Standorts, die der Betriebsrat mehrfach angemahnt hatte, wurde 2022 gestoppt. Die Brauerei verschob schon den Umbau des Flaschenkellers kurzfristig. Als Grund nannte das Unternehmen seinerzeit die explodierenden Kosten, auch infolge des gerade ausgebrochenen Ukraine-Krieges, und ein dadurch stark belastetes Betriebsergebnis. In der Folge hatte die Geschäftsleitung entschieden, die geplanten Investitionen nicht auf einen Schlag, sondern in Etappen umzusetzen.

Bierdurst der Deutschen geht zurück – Brauereien müssen sparen

Zwei Jahre später wurde ein wichtiger Baustein des Programms umgesetzt: Die neue Flaschenreinigungsmaschine wurde eingebaut. Die mehr als zwei Millionen Euro teure Investition löste eine mehr als 40 Jahre alte Anlage ab. Das Unternehmen verspricht sich davon nicht nur deutlich weniger Störungen im Ablauf, sondern auch einiges an Kosteneinsparungen, etwa beim Energieverbrauch.

Mehr Kosteneffizienz wird für die Braubranche immer wichtiger angesichts des sinkenden Bierdursts der Deutschen. Die bundesweite Bierproduktion geht schon seit vielen Jahren zurück, in diesem Jahr brach sie regelrecht ein. Viele Brauereien stehen unter einem hohen Margen- und Kostendruck. Knapp 100 kleine und mittlere Betriebe haben nach Angaben des Brauer-Bundes in den vergangenen fünf Jahren bereits aufgegeben. Branchenriesen wie Radeberger wiederum haben große Braustätten wie die Binding-Brauerei in Frankfurt geschlossen. Der Markt ist bei knapp 1.500 verbliebenen Brauereien nach wie vor von großen Überkapazitäten geprägt. Das wiederum macht dem mächtigen Einzelhandel die Preisverhandlungen weiterhin leicht.

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