Heidelberg. Aus der Modebranche in den Maschinenbau: Der frühere Chef der s.Oliver Group, Jürgen Otto, wird überraschend neuer Vorstandschef bei Heidelberger Druckmaschinen. Wie das Unternehmen am Freitag mitteilte, übernimmt Otto das Amt zum 1. Juli. Der noch amtierende Vorstandsvorsitzende Ludwin Monz scheidet zum 30. Juni aus. Er werde sein Amt auf eigenen Wunsch im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat niederlegen, hieß es in der Mitteilung. Für eine Vertragsverlängerung stand er dem Vernehmen nach nicht zur Verfügung.
Der gebürtige Würzburger Otto ist Diplom-Kaufmann und begann seine berufliche Laufbahn als Logistikplaner beim Autozulieferer Brose. Er arbeitete 27 Jahre für die Firma und stieg über mehrere Führungspositionen bis zum Vorsitzenden der Geschäftsführung auf. Unter seiner Leitung wuchs Brose kräftig, der Umsatz legte um mehr als das Doppelte zu, die Zahl der Mitarbeiter verdreifachte sich nahezu.
Nach zwölf Jahren in dieser Position wechselte Otto in gleicher Funktion zum Zulieferer Dräxlmaier Group. Diese sowie die folgenden Stationen beim Zulieferer Borgers und bei s.Oliver können im Vergleich zu Brose eher als Intermezzo bezeichnet werden: Otto blieb nie länger als 15 Monate. Nach etwas mehr als einem Jahr im Amt als Vorsitzender der Geschäftsführung wurde im März der Abschied von s.Oliver verkündet. Dort war Otto eng an der strategischen Neuausrichtung der Unternehmensgruppe beteiligt. Durch einen Sparkurs in allen Geschäftsbereichen und einen starken Fokus auf ergebnisrelevante Projekte und Themen hat er laut s.Oliver die hohen Verluste aus dem Jahr 2022 abgebaut und einen deutlich positiven Cashflow erreicht.
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Ähnliche Fähigkeiten des 59-Jährigen sind nun bei Heideldruck gefragt. Weil der Auftragseingang im dritten Quartal zurückgegangen und die Produktion nicht ausgelastet war, sind seit Februar rund 1500 Beschäftigte teilweise in Kurzarbeit. Große Hoffnung auf neue Aufträge setzt das Unternehmen in die wichtige Branchenmesse Drupa, die Ende Mai in Düsseldorf stattfindet.
Der Vorstand wird von zwei auf drei Mitglieder erweitert
Zumindest für Außenstehende kommt der Wechsel unerwartet. Ludwin Monz (Jahrgang 1963) hatte das Amt erst im April 2022 angetreten. Weniger überrascht zeigte sich Mirko Geiger, Chef der IG Metall Heidelberg: „Ich glaube, dass er die richtige Wahl ist, und habe den Eindruck, dass er Heidelberger Druck auf Kurs bringen kann.“ Otto bringe einige Eigenschaften mit, die im Unternehmen nun dringend notwendig seien, etwa die Kommunikation mit Kunden und dem Markt, aber auch gegenüber den Beschäftigten. „Ich blicke zuversichtlich in die Zukunft, wohlwissend, dass man im Konzern an der einen oder anderen Stelle tätig werden muss.“
In den Vorstand rückt außerdem der bisherige Vertriebsleiter David Schmedding auf. „Sie werden sich ganz gut ergänzen“, ist Geiger überzeugt. „Das ist eine sehr gute Entwicklung und zeigt, dass wir auch intern Menschen haben, die Heideldruck anführen können.“ Drittes Vorstandsmitglied ist Tania von der Goltz, die für Finanzen zuständig ist.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/wirtschaft_artikel,-regionale-wirtschaft-neuer-vorstandschef-bei-heidelberger-druckmaschinen-_arid,2197962.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/firmen_firma,-_firmaid,8.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html