Mannheim. Daimler Buses hat eine neue 100-prozentige Tochtergesellschaft: Daimler Buses Solutions. Sie soll Verkehrsbetrieben bei der Konzeption und dem Aufbau einer E-Infrastruktur helfen. Unternehmenschef Till Oberwörder (kleines Bild) ist gerade auf einer Verkehrs- und Logistikmesse im spanischen Barcelona, als er die Hintergründe erklärt. Folgend die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.
Was genau ist die Aufgabe der neuen Tochtergesellschaft?
Die Daimler Buses Solutions GmbH spezialisiert sich auf die Konzeption und den Aufbau von E-Infrastruktur. Elektrifizierte Busse könnten ihre volle Leistungsfähigkeit erst durch die Einbettung in ein abgestimmtes Gesamtsystem entfalten, heißt es in einer Mitteilung von Daimler Buses. Kunden erhalten diese Leistungen zwar schon heute. Doch nun wird das bereits vorhandene Wissen in der Tochtergesellschaft gebündelt. Die Eigenständigkeit soll durch die unternehmerische Freiheit ein schnelles Wachstum sowie kurze Entscheidungswege wie bei einem Start-up ermöglichen. Dietrich Müller, bisheriger Leiter E-Systeme bei Daimler Buses, übernimmt die Geschäftsführung von Daimler Buses Solutions.
Auf welchen Märkten ist die Tochter aktiv und wie groß ist die Belegschaft?
Das Unternehmen, das seinen Sitz in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart hat, wird für Kunden europaweit im Einsatz sein und liefert gemeinsam mit Partnern die komplette E-Infrastruktur aus einer Hand. Weitere Neuerung: Wenn von Kunden gewünscht, wird der Auf- oder Umbau der elektrifizierten Betriebshöfe auch markenübergreifend übernommen. „Unsere Kunden benötigen nicht nur elektrisch angetriebene Busse, sondern komplette Lösungen für den Betrieb von E-Flotten“, sagt Daimler-Buses-Chef Oberwörder. Die Tochtergesellschaft soll bis Jahresende rund 20 Beschäftigte haben, die meisten davon in Mannheim. Diese Zahl soll weiter wachsen.
Wie genau läuft es in der Praxis ab?
Berater ermitteln gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen, wo die Elektrifizierung beginnen soll und wo sie vordringlich erforderlich ist. Mit einem Simulationsprogramm erstellen die Experten anhand kundenspezifischer Daten Machbarkeitsstudien, ermitteln daraus individuelle Betriebs- sowie Ladekonzepte und setzen diese vor Ort um. Die Infrastruktur für die Betriebshöfe der Verkehrsunternehmen benötigt etwa Baumaßnahmen, Elektroinstallationen, Ladegeräte, Batteriespeicher, ein Lademanagementsystem und weitere digitale Dienste.
Bezieht sich dieses Konzept nur auf batteriebetriebene Fahrzeuge?
Nein. Das Portfolio soll im nächsten Schritt um Serviceleistungen rund um die notwendige Infrastruktur für den Betrieb von Bussen mit wasserstoffbasierten Brennstoffzellenantrieben oder Range Extendern ergänzt werden.
Was sind denn Range Extender?
Auf der Messe in Barcelona präsentiert Daimler Buses gerade ein Modell, das neben einer Batterie eine Brennstoffzelle als Reichweiten-Verlängerung (Range Extender) enthält. Den Angaben nach erzielt der eCitaro Range Extender bei durchschnittlichen Anforderungen ohne Nachladen als Solobus rund 400 Kilometer Reichweite, als Gelenkbus rund 350 Kilometer.
Wie wird sich der Busmarkt in den kommenden Monaten entwickeln?
Das ist ein natürlich ein Stück weit Kaffeesatzleserei. Grundsätzlich ist es so, dass die Zahl von Elektrobussen europaweit weiter zunimmt. Das Marktpotenzial gilt als riesig, zumal die politisch beschlossenen Klimaschutzziele erreicht werden müssen. Nach Angaben von Oberwörder ist das neue Geschäftsjahr prächtig angelaufen. Die zuletzt schwächelnde Bussparte von Daimler Truck ist mit einem Gewinn - einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von neun Millionen Euro - ins neue Geschäftsjahr gestartet. Die Nachfrage nach Stadtbussen (Werk Mannheim) ist stark. Auch das Segment mit Reisebussen (Werk Neu-Ulm) erholt sich nach Corona wieder, ist aber noch nicht auf Vorkrisenniveau.
Bei Evobus wird der Karosseriebau (also Schweißarbeiten zum Beispiel) aus Kostengründen von Mannheim nach Tschechien verlagert, wie schon länger bekannt ist. Könnten Jobs aus der Produktion nun in die neue Tochtergesellschaft wandern?
Nein, denn laut Oberwörder sind das völlig unterschiedliche Job-Profile. Bei Daimler Buses Solutions arbeiten etwa Projektmanager. Oberwörders Kollege Mirko Sgodda, der das Marketing bei Daimler Buses verantwortet, bekräftigt das. Er kann sich zudem vorstellen, dass für die neue Tochtergesellschaft mehr internationale Kolleginnen und Kollegen gewonnen werden, die in verschiedenen Ländern Kunden betreuen.
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