Elektrotechnik

Mannheimer Beschäftigte von Pepperl+Fuchs zwischen Wut und Enttäuschung

Bis Mitte 2027 will der Mannheimer Sensorenhersteller seine Fertigung in Mannheim aufgeben. Was sagen betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu?

Von 
Tatjana Junker
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Bei einer „Aktiven Mittagspause“, zu der die IG Metall aufgerufen hatte, versammelten sich viele Beschäftigte vor dem Stammsitz in Mannheim. © IG Metall

Mannheim. Der Mannheimer Sensorenhersteller Pepperl+Fuchs will seine Produktion am Standort bis Mitte 2027 dicht machen. Rund 80 Jobs fallen dabei nach den Plänen des Unternehmens weg. Bei einer Protestaktion vor dem Werkstor schwanken betroffene Beschäftigte zwischen Wut, Enttäuschung und Sorge.

Carmen Kah, die seit gut 25 Jahren bei Pepperl+Fuchs arbeitet, hat von den Schließungsplänen im Urlaub erfahren. Bekannte hätten sie auf entsprechende Berichte im Internet aufmerksam gemacht, erzählt sie. Die dreifache Mutter macht sich vor allem Sorgen, wie es beruflich für sie weitergehen soll: „Ich bin 46, das heißt, ich habe noch 20 Berufsjahre vor mir. Gleichzeitig frage ich mich: Welcher Arbeitgeber nimmt mich jetzt noch?“

„Wenn der Laden hier 2027 tatsächlich zu macht, bin ich 59“

Wie Carmen Kah geht es an diesem Mittag mehreren Beschäftigten, die von der geplanten Schließung der Produktion betroffen sind. Kahs Kollegin Patricia Knoop steht direkt neben ihr - und schüttelt immer wieder den Kopf. „Ich finde das wirklich bodenlos und kann das überhaupt nicht verstehen“, sagt sie. Seit 37 Jahren arbeite sie bei Pepperl+Fuchs in der Produktion. 2027, wenn die Mannheimer Fertigung nach dem Willen des Unternehmens geschlossen wird, wäre sie 58. „Da bin ich auf dem Arbeitsmarkt doch unvermittelbar“, sagt sie.

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Ralf Kuntz, arbeitet - mit Unterbrechungen - seit 1994 bei dem Mannheimer Unternehmen, in der Fertigung hat er einen Teamleiter-Posten. „Wenn der Laden hier 2027 tatsächlich zu macht, bin ich 59. Da kann ich mir an einer Hand abzählen, wie groß meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt dann noch sind“, erklärt er. Vielen Kolleginnen und Kollegen gehe es ähnlich: „Das Durchschnittsalter ist hoch und unser Wissen sehr spezialisiert, da dürfte es schwer sein, etwas Neues zu finden.“

„Wir haben unheimlich viel auf uns genommen. Und jetzt zählt das alles nicht mehr“

Eine Kollegin von Kuntz, die lieber anonym bleiben möchte, macht sich ebenfalls Sorgen um ihre berufliche Zukunft. Vor allem aber ist sie wütend. „Wir haben unheimlich viel auf uns genommen in der Vergangenheit. Und jetzt zählt das alles nicht mehr. Ich bin wirklich enttäuscht – und immer noch sehr wütend.“

Daniela Schenk arbeitet nicht direkt in der Produktion, trotzdem hat sie Sorge, dass die Pläne am Standort auch ihren Arbeitsplatz in der Logistik treffen könnten. „Wenn die Produktion, das Herzstück, mal nicht mehr hier ist, braucht man doch bestimmt drumherum auch manches nicht mehr“, fürchtet sie. Ein Mitarbeiter aus dem Vertrieb, der nicht namentlich genannt werden will, hat Mitgefühl mit den betroffenen Kolleginnen und Kollegen. „Sie haben wahnsinnig viel geleistet und waren immer flexibel. Und jetzt, wo man sie nicht mehr braucht, können sie gehen. Das ist wirklich traurig“, sagt er.

IG Metall und Betriebsrat kündigen auf der Protestkundgebung an, dass sie um die Arbeitsplätze und die Produktion in Mannheim kämpfen wollen. Auch von anderen Unternehmen sind an diesem Mittag Beschäftigte gekommen, um ihre Solidarität mit der Pepperl+Fuchs-Belegschaft auszudrücken: unter anderem von Südkabel und vom Mannheimer Traktorenhersteller John Deere.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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