Backhandwerk

Mannheimer Bäckerei Lummerland zieht um - und backt nicht mehr nachts

30 Jahre lang hat die Bio-Bäckerei Lummerland von ihrem Standort in Mannheim-Feudenheim aus Brot in die Region geliefert. Jetzt steht ein Umzug an - und ein neues Konzept.

Von 
Tatjana Junker
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Thomas und Sandra Müller vor dem neuen Standort der Bio-Bäckerei Lummerland in Feudenheim. Ab Anfang Oktober soll in der Hauptstraße 41 a wieder Brot gebacken werden. © Thomas Tröster

Mannheim. 30 Jahre lang hat Thomas Müller die meisten seiner Nächte in der Backstube verbracht. Gegen 23 oder 24 Uhr, wenn andere Menschen schlafen gehen, fing für den Inhaber der Mannheimer Bio-Bäckerei Lummerland die Arbeit an: Teilweise bis zu 1000 Brote backten er und seine Mitarbeiter die Nacht über. Am Morgen wurden die Backwaren dann vom Bäckerei-Standort in der Schwanenstraße im Stadtteil Feudenheim aus an Kunden ausgeliefert: Bio-Supermärkte zum Beispiel oder Naturkostläden. Rund 30 feste Lieferkunden in Mannheim und im Rhein-Neckar-Raum hatte die Handwerks-Bäckerei bisher, einen eigenen Verkaufsladen gab es nicht.

Doch damit ist jetzt Schluss: Ende Juni hat Müller seine Backstube in der Schwanenstraße aufgegeben. Grund ist nach Angaben des Bäckers, dass der Mietvertrag am bisherigen Standort Ende Juli ausläuft und man sich mit der Vermieterin über die Konditionen für eine Verlängerung nicht einig wurde. Schon im Januar kündigte Müller deshalb allen zehn Mitarbeitenden: fünf Bäcker sowie einige Fahrer und Aushilfen. Wie es mit der Bäckerei weitergeht, war zu diesem Zeitpunkt zunächst unklar, zwischenzeitlich stand sogar das komplette Aus des Betriebs im Raum: Ohne Backstube kann schließlich nicht gebacken werden.

Das Liefergeschäft wird aufgegeben, verkauft wird künftig selbst

Jetzt hat sich allerdings doch ein neuer Standort gefunden: Anfang Oktober eröffnet die Bio-Bäckerei Müller zufolge nun auf der Feudenheimer Hauptstraße in neuen Räumen, und zwar mit verändertem Konzept. Eine der wichtigsten Änderungen: Künftig wird nicht mehr nachts gebacken, sondern tagsüber. „Bisher waren wir eine reine Liefer-Bäckerei. Das war teilweise mit viel Anstrengung verbunden, weil die ganze Nacht über gebacken werden musste, um die Kunden morgens rechtzeitig zu beliefern“, erklärt Sandra Müller, die im Betrieb ihres Mannes mitarbeitet.

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Wenn dann morgens auch noch ein Fahrer ausgefallen sei, habe ihr Mann im Zweifel nach der Nachtschicht auch noch selbst das Brot ausfahren müssen. Zudem sei es immer schwieriger geworden, Mitarbeitende zu finden, die bereit gewesen seien, um 23 Uhr oder 24 Uhr mit der Arbeit anzufangen. „Nachtarbeit ist extrem anstrengend, dafür ist der Körper eigentlich nicht gemacht“, sagt Bäcker Müller.

Ab Anfang Oktober soll es eine „gläserne Produktion“ geben

Im neuen Konzept fällt die Nachtarbeit weg - und damit auch das Liefergeschäft. Das Brot, das Müller künftig backt, wird erst einmal nur in der neuen eigenen Bäckerei verkauft. „Wir haben künftig eine gläserne Produktion mit angeschlossenem Verkauf“, sagt Sandra Müller. Das bisherige Sortiment werde etwas abgespeckt, das Brot bleibe aber das gleiche.

Aktuell suchen die Müllers nun wieder einen Vollzeit-Bäcker, der neben Thomas Müller in der Backstube arbeiten soll, und Mitarbeitende, die im Verkauf helfen. So groß wie früher wird das Team aber erst einmal nicht mehr werden: Durch den Wegfall des Liefer-Bereichs wird das Geschäft der Bäckerei insgesamt kleiner. Gebacken wird künftig erst ab fünf oder sechs Uhr morgens, ab 11 Uhr soll es die Backwaren dann zu kaufen geben. Nachts kann Thomas Müller künftig schlafen - wie die meisten anderen Menschen auch.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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