E-Commerce

Insolvenz: Wie es beim Mannheimer Start-up Paul Valentine weitergeht

Mit Schmuck und Uhren hat das Mannheimer E-Commerce-Start-up Paul Valentine Millionenumsätze im Internet erzielt - jetzt steckt es mitten in der Krise

Von 
Tatjana Junker
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Der Sitz von Paul Valentine im Glückstein-Quartier. Die Gehälter der rund 50 Beschäftigten sind bis Ende März über das Insolvenzgeld gesichert. © Paul Valentine

Mannheim. Das angeschlagene Mannheimer E-Commerce-Start-up Paul Valentine sucht nach seinem Insolvenzantrag Wege aus der Krise: Dazu werden derzeit auch Anfragen von potenziellen Investoren geprüft, erklärt der vorläufige Insolvenzverwalter Dietmar Haffa von der Kanzlei Schultze&Braun auf Anfrage.

Ziel des vorläufigen Insolvenzverfahrens sei es, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie für das Unternehmen zu überwinden und es wieder auf eine gesunde Basis zu stellen. Die Chancen dafür stehen nach Haffas Einschätzung gut: Die Geschäftsführung mit den beiden Unternehmensgründern Marlene und Alexander Paul Franzreb habe „sehr frühzeitig auf die neuen Herausforderungen reagiert und das Produktportfolio jüngst erweitert“.

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Rasantes Wachstum

Zudem sei die Marke mit über einer Million Followern auf Social Media „ausgesprochen gut eingeführt“. Die beiden Geschwister Marlene und Alexander Paul Franzreb hatten das E-Commerce-Start-up 2015 in Ludwigshafen gegründet, seit 2018 hat es seinen Sitz im Mannheimer Glückstein-Quartier. Das junge Unternehmen, das vor allem Uhren und Schmuck designt und über den eigenen Onlineshop verkauft, war nach seiner Gründung rasant gewachsen: Wie aus Veröffentlichungen im elektronischen Bundesanzeiger hervorgeht, lag der Umsatz 2019 bereits bei rund 30 Millionen Euro.

Allerdings fielen in den Jahren 2019 und 2020 auch Verluste von jeweils rund sechs Millionen Euro an. Paul Valentine hatten laut Insolvenzverwalter Haffa die Folgen der Pandemie zugesetzt - zum Beispiel durch gestörte Lieferketten und deutlich mehr Konkurrenz im Online-Handel. Schon 2021 hatte das Unternehmen deshalb eine Restrukturierung eingeleitet, unter anderem wurde ein Teil der gemieteten Räume am Firmensitz in der Glücksteinallee wieder abgegeben.

Eigentlich sei die Restrukturierung schon erfolgreich abgeschlossen gewesen, so Haffa. Vor allem im letzten Weihnachtsgeschäft seien dann aber neue Probleme dazugekommen: Wegen der hohen Inflation hielten potenzielle Kundinnen und Kunden das Geld stärker zusammen, gleichzeitig hätten sich Rohmaterialien für Schmuck und Uhren durch Währungsschwankungen stark verteuert. Im Januar stellte das Unternehmen Insolvenzantrag.

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Insolvenzgeld für 50 Beschäftigte

Bis Ende März soll nun eine konkrete Perspektive für das Unternehmen entwickelt werden - bis zu diesem Zeitpunkt sind die Löhne und Gehälter der rund 50 Beschäftigten von Paul Valentine über das Insolvenzgeld gesichert.

Möglich sei unter anderem eine sogenannte übertragende Sanierung. Dabei werden die gesunden Teile eines insolventen Unternehmens, also zum Beispiel Vermögenswerte wie Maschinen oder Marken, an einen Investor verkauft und in eine neue Gesellschaft übertragen. Diese kann ohne Altlasten starten: Die Schulden bleiben in der alten Gesellschaft, die liquidiert wird. Mit dem Geld, das der Investor bezahlt, werden die Gläubiger bedient. „Wir haben bereits erste Anfragen von Investoren in diese Richtung erhalten, die wir nun zusammen mit der Geschäftsführung prüfen“, so Haffa.

Alternativ sei eine Sanierung über einen Insolvenzplan möglich, also eine Art Vergleich mit den Gläubigern. Der Geschäftsbetrieb von Paul Valentine laufe unterdessen in vollem Umfang weiter, das Unternehmen arbeite an neuen Kollektionen.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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