GKM

Herkulesaufgabe für die neue Doppelspitze im Mannheimer GKM

Fast ein Jahr hat der Führungswechsel im Grosskraftwerk gedauert. Am Montag tritt Technik-Vorstand Thomas Hörtinger seinen Posten an. Er muss gemeinsam mit Kerstin Böcker dem GKM eine Zukunft auch ohne Steinkohle eröffnen

Von 
Walter Serif
Lesedauer: 
Die Zukunft des Mannheimer Grosskraftwerks ist ungewiss. © Bernhard Zinke

Mannheim. Am Montag kann Thomas Hörtinger endlich seinen neuen Posten beim Grosskraftwerk Mannheim (GKM) antreten. Fast ein Jahr hat es gedauert, bis die neue Doppelspitze ihre Arbeit aufnehmen kann. Der Aufsichtsrat hatte im September 2023 mit einem Paukenschlag das Aus für die über Jahre eingespielte Führung verkündet.

Umrüstung auf Gas könnte eine Chance für das GKM sein

Der Kaufmännische Vorstand Holger Becker wurde durch Kerstin Böcker ersetzt. Die promovierte Juristin und Betriebswirtin war zuletzt bei der Deutschen Flugsicherung als Geschäftsführerin und Arbeitsdirektorin tätig. Ihr Ressort beim GKM wurde aufgewertet, Kerstin Böcker ist jetzt für Personalmanagement und Services zuständig.

Größere Probleme bereitete es dem Aufsichtsrat aber, einen Nachfolger für den Technischen Vorstand Gerald Uytdewilligen zu finden, der nicht sofort in den Ruhestand gehen konnte. Es dauerte bis Ende März 2024, dann teilte der Aufsichtsrat der Belegschaft mit, wer neben Böcker die Doppelspitze bilden soll. Die Wahl fiel auf Thomas Hörtinger, der aber nicht gleich aus seinem Vertrag herauskam, sondern fast ein halbes Jahr warten musste, bis ihn sein alter Arbeitgeber gehen ließ.

Newsletter "MM Business" - kostenlos anmelden!

Hörtinger kennt sich in der Branche aus, seit mehr als 20 Jahren arbeitet er in der Energiewirtschaft und im Kraftwerksbetrieb. Der Chemie-Ingenieur und Umwelttechniker leitete das Produktionsressort (Kraftwerke und Bergbau) des Lausitzer Energieunternehmens LEAG. Gleichzeitig war er Geschäftsführer der Gaskraftwerke Leipheim und der Kraftwerke Schwarze Pumpe.

Böcker und Hörtinger stehen vor einer Herkulesaufgabe. Sie müssen die Transformation beim GKM einleiten. Womöglich ist das aber eine hoffnungslose Aufgabe. Deutschland will aus der Kohle aussteigen. Ob das schon 2030 passiert, muss sich zeigen. Klar ist aber, dass der Mannheimer Energiekonzern MVV ab diesem Datum seine Kundinnen und Kunden nur noch mit grüner Wärme versorgen will. Die Pläne der zwei anderen Anteilseigner RWE Generation und EnBW am Gemeinschaftskraftwerk sind ungewiss.

Mehr zum Thema

„Ein Hoch auf Hier“

Das doppelte Kraftwerk

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren
GKM

Mehrere Wechsel im Aufsichtsrat des GKM Mannheim

Veröffentlicht
Von
Walter Serif
Mehr erfahren
Jubiläum

Werkschor des Großkraftwerks Mannheim feiert 75. Jubiläum

Veröffentlicht
Von
Sylvia Osthues
Mehr erfahren

Schon jetzt läuft das Geschäft beim GKM nicht mehr rund. Nur die zwei Blöcke 6 und 9 sind im Normalbetrieb. Die Blöcke 7 und Block 8 sind in der Netzreserve, in die rund 30 Prozent der GKM-Leistung gehen. Bisher erzeugte das Mannheimer Grosskraftwerk rund zehn Prozent des Stroms aus Baden-Württemberg und der Deutschen Bahn. Laut Geschäftsbericht 2023 konnte es aber nur noch rund die Hälfte der Strommenge des Vorjahres absetzen. Der Wärmeverkauf nahm zwar nur leicht ab. Weil die MVV die Vergrünung der Fernwärme aber mit aller Macht vorantreibt, dürfte der Absatz bereits vor 2030 stark sinken.

Es gibt aber noch einen Hoffnungsschimmer für das GKM. Wenn keine Sonne scheint, und es windstill ist, entstehen Versorgungslücken. Dann braucht Deutschland Gas. Der Staat müsste der Wirtschaft beim Bau und Betrieb der teuren Gaskraftwerke unter die Arme greifen. Diese wären unrentabel, weil sie nur wenige Stunden am Tag laufen würden. Das GKM ließe sich gut umrüsten. Dort wäre Platz für mehrere Gasturbinen, die auf lange Sicht mit grünem Wasserstoff betrieben werden könnten. Und mit Gas kennt sich der erfahrene Manager Thomas Hörtinger ja bestens aus.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke