Elektromobilität

Europaweit erster Ladepark von Mercedes-Benz in Mannheim

Mercedes-Benz hat in Mannheim den ersten eigenen Ladepark in Europa in Betrieb genommen. Aber wie steht es eigentlich um die Ladeinfrastruktur in der Region? Und was kostet das Laden? Ein Überblick

Von 
Christian Schall
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Mercedes-Benz Charging Hub (Ladepark) in Mannheim. © Christian Schall

Mannheim. Mannheim, Atlanta, Foshan und Chengdu - wer nach Gemeinsamkeiten der vier aufgezählten Städte Deutschlands, den USA und Chinas gefragt wird, kommt ins Grübeln. Die Lösung: Alle sind Standorte der weltweit ersten Charging Hubs (Ladeparks) von Mercedes-Benz. Der erste in Europa ist am Montag in Mannheim eröffnet worden - im Beisein von Landes-Verkehrsminister Winfried Hermann.

Der neue, überdachte Ladepark auf dem Gelände der Mercedes-Benz-Niederlassung am Mannheimer Europaplatz besteht aus sechs Ladepunkten, die wie die Zapfsäulen bei einer Verbrennertankstelle aufgereiht sind. So werden die Ladesäulen ohne großes Rangieren erreicht. Sofern die Elektrofahrzeuge dazu in der Lage sind, können sie dort mit bis zu 300 Kilowatt (kW) geladen werden. Jeder Lader hat nur einen Anschluss, damit die maximale Energie auch bei einem Fahrzeug ankommt.

Fahrzeuge aller Hersteller zugelassen

Der Platz ist so bemessen, dass auch Transporter und Vans dort geladen werden können. Der Charging Hub steht allen E-Fahrzeugen offen, Mercedes-Kunden erhalten jedoch besondere Konditionen. Sie sollen auch bald die Möglichkeit bekommen, eine Ladesäule vorab zu reservieren. Mit dem neuen Ladepark biete man Funktionalität, Qualität und Komfort beim Laden, sagte Franz Reiner, Vorstandschef der Mercedes-Benz Mobility AG. „Es gibt eigentlich keinen Grund, nicht Elektromobilität zu fahren.“

Dass Mannheim der erste europäische Standort ist, sei eine Besonderheit. Im nächsten Jahr, so kündigt Reiner an, will Mercedes weitere 2000 Ladepunkte zur Verfügung stellen, davon 200 in Europa und 500 in Nordamerika. Bis 2030 sollen daraus 2000 Schnellladeparks mit etwa 10 000 Ladepunkten werden. Dafür soll ein dreistelliger Millionenbetrag investiert werden. Für den Aufbau und Betrieb des Schnellladenetzes in Europa kooperiert Mercedes-Benz mit dem Energieunternehmen E-on.

Winfried Hermann fordert zum Umstieg auf

Verkehrsminister Hermann erinnerte an die Geschichte von Bertha Benz und ihrer ersten Fahrt von Mannheim nach Pforzheim: „Wenn sie so vorsichtig gewesen wäre, wie wir heute sind, und so problembewusst, wäre das Auto nie zum Laufen gekommen.“ Verglichen mit damals sei es ein „Luxusproblem“, wenn man bedenke, „wie viele Gedanken wir uns machen, bis wir ein Elektroauto kaufen“. Eine günstige, problemfreie Ladeinfrastruktur sei eine wichtige Voraussetzung, um weg von den Verbrennern zu kommen. „Wir sind der Markt. Jetzt ist auch die Zeit, dass die Kunden sich entscheiden und mitmachen.“ Sonst werde die Transformation nicht gelingen.

Nachholbedarf bei der Ladeinfrastruktur

Dass es einen großen Nachholbedarf bei der Ladeinfrastruktur gibt, hat das kürzlich veröffentlichte E-Ladenetz-Ranking des Verbands der Automobilindustrie (VDA) offengelegt. Zwar sei die seit Jahren klaffende Lücke zwischen Angebot und Bedarf bei der öffentlichen Ladeinfrastruktur für Elektro-Pkw (E-Pkw), die von 2020 bis 2022 sukzessive angewachsen war, etwas kleiner geworden. Im Durchschnitt kommen 21 E-Pkw auf einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt.

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Beim letzten VDA-E-Ladenetzranking, Stand 1. Januar 2023, waren es noch 23 E-Pkw. „Es gibt jedoch weiterhin große Unterschiede in den Gemeinden und der Handlungsbedarf beim Ladeinfrastrukturausbau in Deutschland bleibt groß“, heißt es vom VDA. Stichtag des Rankings war der 1. Juli, so dass die tatsächliche Zahl der Ladepunkte schon darüber liegen könnte.

Im nationalen Vergleich zeigt die Region durchaus noch viel Luft nach oben. Nach dem T-Wert, der angibt, wie viele E-Autos sich einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt teilen müssen, liegt in der bundesweiten Top 10 keine Stadt oder kein Landkreis aus der Metropolregion Rhein-Neckar. Die beste Infrastruktur zum Laden bietet Ingolstadt, wo 4,2 E-Autos auf einen Ladepunkt kommen. Es folgen Emden (5,3) und Salzgitter (5,8). In allen drei Städten haben Autohersteller ihren Firmensitz (Audi) oder betreiben ein Werk (VW).

Heidelberg und Speyer vorne

Das gilt auch für die zwei Landkreise auf den Plätzen fünf (6,5 Autos) und sechs (7,0 Autos), die geografisch an die Region angrenzen: Groß-Gerau (Stellantis-Konzern mit Opel in Rüsselsheim) und Heilbronn (Audi in Neckarsulm). Der Kreis Groß-Gerau wird vor allem durch die Stadt Rüsselsheim nach oben katapultiert. Die Kommune hat das Projekt „Electric City Rüsselsheim“ ausgerufen und etwa 1200 Ladepunkte im Stadtgebiet installiert, von denen rund 800 öffentlich sind. Nirgendwo bundesweit ist die Versorgung besser.

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Der VDA hat außerdem für jedes Bundesland ein Top-3-Ranking erstellt. Darin wird die Region stärker sichtbar. In Baden-Württemberg liegt der Stadtkreis Heidelberg hinter dem Stadtkreis Heilbronn auf Platz zwei. In der Uni-Stadt teilen sich im Schnitt 10,5 E-Autos einen der 298 Ladepunkte. Das ist gleichzeitig der beste Wert in der Region. In Rheinland-Pfalz liegt Speyer mit 12,0 E-Autos pro Ladepunkt auf Platz zwei hinter Zweibrücken (7,3) und vor dem Drittplatzierten Landau (12,2). In Hessen tauchen in den Top 3 keine Landkreise aus der Region auf.

Das arbeiten die Versorger in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg zusammen

Große Unterschiede gibt es nicht nur bei der Infrastruktur. Wer nicht zu Hause laden kann und auf öffentliche Ladestationen angewiesen ist, für den lohnt sich ein Preisvergleich (siehe Tabelle). In der Region haben sich die drei Energieversorger MVV aus Mannheim, TWL aus Ludwigshafen und die Stadtwerke Heidelberg zum E-Mobilitätsnetzwerk Tenk zusammengeschlossen. Es umfasst rund 180 Ladepunkte. Fallen üblicherweise Roaming-Gebühren an, wenn man eine Ladesäule eines Fremdanbieters nutzt, ist der Preis im Tenk-Netzwerk immer gleich. Kunden zahlen nur den Tarif des von ihnen gewählten Anbieters.

Ein Beispiel: Die MVV verlangt pro Kilowattstunde (kWh) Wechselstrom 49 Cent. Wählt man sich über die MVV-App am Ladepunkt eines anderen Anbieters ein, sind 55 Cent pro kWh zu zahlen. Handelt es sich aber um eine Ladesäule von TWL oder Stadtwerken Heidelberg, zahlen Kunden wegen des Tenk-Netzwerks den MVV-Tarif von 49 Cent.

Andere Anbieter wie Pfalzwerke oder EnBW, deren Ladepunkte häufig auf Parkplätzen in Fachmarktzentren zu finden sind, bieten neben den vertragslosen Ladetarifen (Adhoc-Laden), wie es sie bei MVV und TWL gibt, auch Verträge an. Die Strompreise sind dann meist günstiger, es ist aber auch eine monatliche Grundgebühr zu zahlen.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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