Mannheim

Die LBBW verkauft ihr Schmuckstück - und sahnt kräftig ab

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zieht erst 2025 aus der Augustaanlage in den Victoria-Turm ein. Der rote Sandsteinbau in der Mannheimer Oststadt hat jetzt einen Investor angelockt. Wie die LBBW den Deal begründet

Von 
Walter Serif
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Der Sandsteinbau in der Augustaanlage gehört zu den besten Adressen Mannheims. Die LBBW bleibt dort bis 2025 zur Miete und zieht dann in den Victoria-Turm. © LBBW

Mannheim. Der rote Sandsteinbau in der Augustaanlage 33 gehört zu den architektonischen Highlights im Stadtbild Mannheims. Warum um alles in der Welt gibt die baden-württembergische Landesbank LBBW dann aber ihren Standort in der Oststadt auf und zieht mit ihrer Tochter BW Bank 2025 in den schmucklosen Victoria-Turm im Glücksteinquartier? Da es in der Finanzbranche immer ums Geld geht, spielen nostalgische Gefühle keine große Rolle. Denn die neue Arbeitswelt hat seit Corona auch im eher traditionell-konservativen Bankenmilieu einen Homeoffice-Boom ausgelöst.

Der Preis ist eher heiß

Und das hat Konsequenzen. „Gegenwärtig werden 60 Prozent der Fläche in der Augustaanlage nicht genutzt“, sagt ein LBBW-Sprecher. „Ausschlaggebend für den Umzug“ war nach seinen Worten „ein veränderter Flächenbedarf“. Die Kosten-Nutzen-Analyse der LBBW hat demnach ergeben, dass sich der Umzug als Mieter ins Glücksteinquartier lohnt. Die Landesbank verlässt den prächtigen Jugendstilbau aus dem Jahr 1905 zwar erst 2025, hat ihn aber schon jetzt verkauft. Der Preis war eher heiß, denn für ein solches Goldstück auf dem Immobilienmarkt gibt es genügend Investoren, die sich nicht lange bitten lassen. Den Zuschlag hat die Landmarken AG erhalten. Über den Kaufpreis schweigt sich der Projektentwickler mit Hauptsitz in Aachen aus, aber das Investment dürfte sich auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag belaufen.

Blick auf den Victoria-Turm und den Mannheimer Hauptbahnhof. © Christian Schall

Darin enthalten sind neben dem Kaufpreis auch hohe Investitionskosten, die die LBBW nicht mehr stemmen muss. Die Landmarken AG wird das Büroensemble mit seinen drei Gebäudeteilen „im Rahmen ihrer nachhaltigen Bestandsentwicklung energetisch sanieren“, wie es heißt. Das gilt vor allem für den denkmalgeschützten Altbau. Die Wärmewende – Stichwort Heizungsgesetz – wird nicht nur für den normalen Hausbesitzer teuer.

Die Landmarken AG tritt mit ihrem Investment erstmals auf dem Immobilienmarkt im Südwesten in Erscheinung. Da das Unternehmen die Objekte nach der Sanierung meistens wieder verkauft, ist davon auszugehen, dass die Experten der Niederlassung Rhein-Main, die das Projekt steuern, den Markt in Mannheim für wachstumsfähig halten. Kurz nach Beginn der Pandemie gab es ja eine Vielzahl von Berichten, in denen die These vertreten wurde, dass es zu unglaublichen Leerständen bei den Büroflächen kommen könnte. So schlimm ist es nicht gekommen, die Nachfrage nach Büroflächen ist nicht eingebrochen, es ist aber viel Bewegung im Markt.

Neben der Augustanlage 33 – dort bleibt die LBBW als Mieter bis 2025 – hat die Landesbank auch das Gebäude in der Karl-Ludwig-Straße 28-30 verkauft. Es ist langfristig an die Stadt Mannheim vermietet. Dort sind die Zentrale Bußgeldstelle sowie der Fachbereich Sicherheit und Ordnung untergebracht. Nach Angaben der Landmarken AG werden Ende August 8200 Quadratmeter frei, die klein- oder großflächig angemietet werden können.

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Christian Schall
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Die LBBW will in der Öffentlichkeit den Eindruck vermeiden, dass es ihr bei dem Deal nur ums Geld gegangen ist. Deshalb begründet sie den Verkauf nicht nur mit dem Argument, dass sich der „historisch gewachsene“ Flächenbedarf verändert hat. „Auch hybrides Arbeiten und Desksharing spielen eine Rolle“, so der Sprecher. Und dann nennt er ein weiteres Argument – an die Öffentlichkeit und die eigene Belegschaft gleichermaßen gerichtet: „Wir wollen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein attraktives, zeitgemäßes Arbeitsumfeld bieten und sehen dafür im Victoria-Turm mit seinem modernen Flächenkonzept beste Voraussetzungen.“

Kein Personalabbau geplant

Für Mannheim – dort hat die LBBW einen ihrer vier Hauptsitze – stellt sich dennoch die Frage, ob der Wegzug der LBBW mit ihren 269 Mitarbeitern aus der Oststadt ein weiteres Indiz für die Schwächung des Standorts ist. Anfang der 2010er Jahre verlor der Hauptsitz seinen Vorstand und rund 20 Prozent der Belegschaft. An der Beschäftigungszahl und der strategischen Ausrichtung soll sich jetzt aber nichts ändern. Der Sprecher sieht in dem Umzug im Gegenteil sogar ein „klares Bekenntnis zu Mannheim“. Begründung: Die LBBW werde künftig an einer „attraktiven und zentralen Stelle“ präsent sein. Mit der PR ist das aber so eine Sache. Die Landmarken AG wirbt für die freiwerdende Mietfläche in der Nähe des Wasserturms mit der „zentralen Lage an einer der bedeutendsten Stadteinfahrten Mannheims.“

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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