Nutzfahrzeuge

Börse jubelt über Daimler Truck

Daimler Truck präsentiert Rekordzahlen für 2023, der Aktienkurs schnellt nach oben. In Mannheim dürfen sich Beschäftigte über 7000 Euro Prämie freuen - aber nicht alle

Von 
Alexander Jungert
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Mannheim. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Daimler Truck die Börse in Euphorie versetzt. Um satte 18 Prozent ist der Aktienkurs am Freitag gestiegen. Was steckt dahinter?

Der Nutzfahrzeughersteller hat Rekordzahlen für 2023 präsentiert, Umsatz und Gewinn sind gestiegen (siehe Tabelle). Bei der Rentabilität macht der Dax-Konzern Fortschritte. Und der Ausblick klingt überraschend positiv: 2024 sollen der Umsatz, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie die Profitabilität im Industriegeschäft in etwa auf dem Vorjahresniveau liegen. Obwohl Daimler Truck aller Voraussicht nach weniger Einheiten verkaufen wird. „Der Lkw-Bauer hat die Erwartungen im Schlussquartal sowie beim Ausblick aufs neue Jahr übertroffen“, urteilt Analyst Fabio Hölscher von Warburg Resarch.

Doch erst einmal wieder zurück zum abgelaufenen Geschäftsjahr. Konzernchef Martin Daum ist - natürlich - sehr zufrieden. Alle Segmente hätten geliefert. „Daimler Truck hat 2023 ein wahrhaft profitables Wachstum verzeichnen können“, sagt er. Die bereinigte operative Marge im Fahrzeuggeschäft stieg um 2,2 Prozentpunkte auf 9,9 Prozent. Damit sei Daimler Truck seinem Ziel, bis 2025 eine bereinigte Umsatzrendite im Industriegeschäft von mehr als zehn Prozent zu erreichen, schon sehr nahegekommen.

Kluft am Standort Mannheim

Freuen dürfen sich rund 25 000 Beschäftigte von Daimler Truck in Deutschland. Sie erhalten mit der Entgeltabrechnung im April eine Ergebnisbeteiligung von 7000 Euro - nach 6300 Euro sowie einer einmaligen Anerkennungsprämie von 1000 Euro im Vorjahr.

Am Standort Mannheim mit insgesamt rund 8000 Beschäftigten sorgt das wie schon die Jahre zuvor für eine Kluft. Man muss nämlich wissen: Dort gibt es das Lkw-Motorenwerk von Mercedes-Benz und ein Werk von Daimler Buses (ehemals Evobus), in dem Busse für den öffentlichen Nahverkehr produziert werden. Während die Mitarbeiter des Lkw-Motorenwerks direkt bei Daimler Truck angestellt sind und 7000 Euro bekommen, ist Daimler Buses eine Tochtergesellschaft. Dort gelten eigene Regeln für Erfolgsbeteiligungen.

Basis sind die Geschäftszahlen des Vorjahres. Und das bedeutet: Die Beschäftigten bei Daimler Buses bekommen für 2023 weniger als die „Lastwagen-Kollegen“, denn die Gewinne im Busbau sind deutlich geringer als in der Lastwagen-Produktion. Für 2022 waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Daimler Buses sogar leer ausgegangen.

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Weil die Geschäfte beim Bushersteller nun aber besser laufen, gibt es für Beschäftigte eine Anerkennungsprämie von 1250 Euro. „Die Aussichten im laufenden Jahr und für die Folgejahre sind sehr gut und natürlich sollen die Kolleginnen und Kollegen auch künftig davon profitieren“, erklärt Bruno Buschbacher, Betriebsratsvorsitzender am Standort Mannheim.

Auch Unternehmenschef Till Oberwörder hebt in einer Mitteilung hervor: „Daimler Buses ist zurück. Unsere Umsatzrendite lag im vergangenen Jahr bei 4,7 Prozent, was eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr darstellt.“ Damals waren es 0,4 Prozent. Der Absatz von Daimler Buses lag im Jahr 2023 mit 26 200 Einheiten neun Prozent über dem Vorjahresniveau. Der Absatzanstieg resultierte im Wesentlichen aus einer Erholung des europäischen Reisebusmarktes.

Martin Daum erinnert an verstorbenen Finanzchef

  • Nach der Fragerunde mit Analysten am Freitagmorgen wird Daimler-Truck-Chef Martin Daum für kurze Zeit emotional. Er erinnert an den verstorbenen Finanzchef Jochen Goetz.
  • „Es hätte mir sehr gut gefallen, diese außergewöhnlichen Zahlen mit Jochen zusammen zu präsentieren - denn er hat mehr als alle anderen daran gearbeitet, diese Zahlen zu erreichen“, sagt Daum. Der Verlust bewege ihn immer noch tief. „Entschuldigen Sie diese Emotionen, aber ich möchten diesen Tag auch Jochen widmen.“
  • Goetz war Anfang August 2023 im Alter von 52 Jahren bei einem „Unglücksfall“ ums Leben gekommen - so hatte es Daimler Truck kommuniziert. Wenig später äußerte sich Aufsichtsratsvorsitzender Joe Kaeser auf dem Karriere-netzwerk Linkedin über die Todesursache. Demnach war Goetz an einem Wespenstich gestorben. Er hinterlässt seine Frau und zwei Kinder.
  • Aktuell führt Daum das Finanzressort kommissarisch. Ab April wird Eva Scherer als neues Vorstandsmitglied die Nachfolge von Goetz antreten. Scherer kommt von Siemens, wo sie zuletzt weltweit für Investor Relations verantwortlich war. Die Managerin sei eine „klare Teamplayerin“ und habe „breite Finanzerfahrung“, heißt es vom Aufsichtsrat.

Auf Lkw-Seite stellt sich Daimler Truck auf weniger Aufträge ein. „Für das Jahr 2024 erwarten wir eine weitere Verlangsamung des weltwirtschaftlichen Wachstums und gehen für die wichtigen Lkw-Absatzmärkte nach wie vor von einer Normalisierung und einer entsprechenden Auslastung in der Produktion aus“, erklärt Andreas Moch, Standortverantwortlicher für das Mercedes-Benz-Werk Mannheim. Betriebsratsvorsitzender Buschbacher hebt hervor, man sei auf die üblichen Zyklen im Nutzfahrzeuggeschäft vorbereitet und verfüge über genügend Flexibilität, um die Stammmannschaft stabil zu halten.

Sparen, sparen, sparen

Im Sommer dieses Jahres soll nach Angaben von Moch das InnoLab Battery in Mannheim eröffnen. Neben einer eigenen Pilotlinie für die prototypenhafte Herstellung von Batteriezellen sollen Montagekonzepte und -systeme für Batteriepacks entwickelt werden. Nach früheren Angaben investiert Daimler Truck am Standort rund 130 Millionen Euro.

Nicht ganz so zufrieden ist Daum mit der Reduzierung der Fixkosten. Da gebe es noch viel zu tun, sagt er. Schließlich wolle man wettbewerbsfähig bleiben. Das Unternehmen will die Fixkosten bis 2025 im Vergleich zu 2019 um 15 Prozent reduzieren. Im vergangenen Jahr lag der Dax-Konzern bei sechs Prozent.

Michael Brecht, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Daimler Truck, hält die Einsparziele für unrealistisch - insbesondere im Hinblick auf die schnelle und umfassende Umstellung auf Elektromobilität. Das sollte sich auch in den Investitionen widerspiegeln, hat Brecht zuletzt dem „Manager Magazin“ gesagt.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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