Heidelberg. In einer Zeit, in der sogar der Bäcker um die Ecke inzwischen lieber Karte als Klimpergeld sieht, treffen sich in Heidelberg kluge Köpfe, um über die Zukunft des Bezahlens zu diskutieren. Zwischen digitalen Münzen, kontaktlosen Zahlungen und der ewigen Frage, ob Euro-Bargeld irgendwann im Museum neben der D-Mark liegt, wird bei „Bits & Bargeld“, einer Veranstaltung der Bundesbank im Frauenbad Heidelberg, heiß debattiert.
„Die Welt des Bezahlens ist in Bewegung“, verdeutlicht Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank. „Es ist wichtig zu berücksichtigen, was die Menschen wollen. Denn das Angebot ist nur so erfolgreich wie seine Nachfrage.“ Es sei offensichtlich, dass in Deutschland Bargeld immer noch ein dominantes Zahlungsmittel ist. Die Wahlfreiheit zwischen den unterschiedlichen Zahlungsmitteln solle weiterhin erhalten bleiben.
„Der Euro ist ein starkes Identifikationsmittel unter den Bürgern, deswegen werden wir daran auch nichts ändern wollen“, sagt Danyal Bayaz (Grüne), Finanzminister von Baden-Württemberg. Das klingt, als sei die Sicherheit des Bargelds gewährleistet. Doch auch wenn die Banknoten weiterhin bestehen bleiben, sieht das beim Münzgeld schon anders aus.
Ein- und Zwei-Cent-Münzen sollen abgeschafft werden
Denn: Die Tage der Ein- und Zwei-Cent-Münzen scheinen sich dem Ende zu neigen. „Ich finde mittlerweile immer wieder Münzgeld auf der Straße, manchmal sogar zehn Cent. Das Münzgeld wird schon lange nicht mehr so wertgeschätzt wie früher“, sagt Balz. „Viele sagen deswegen, dass wir vor allem die Ein- und Zwei-Cent-Münzen nicht mehr brauchen.“
Erfahrungen aus der Praxis bestätigen das. „Es zahlen bereits über 70 Prozent bei uns im Markt digital“, erwähnt Martin Dallmeier, der in der Geschäftsführung der Karlsruher Drogeriemarktkette dm sitzt. „Bei dm zum Beispiel enden unsere Preise bereits nur noch auf null oder fünf Cent. Selbstverständlich geben wir noch Rückgeld, doch die Zeit der 1,99 Euro Preise endet.“ Doch was hat das jetzt alles mit dem digitalen Euro zu tun? Und wer braucht diesen?
Ziel ist es, einen deutschen Konkurrenten zu Paypal zu erstellen – ein Online-Zahlungsdienstleister aus den USA, mit dem Nutzer Geld senden und empfangen können. „Die Super-App wird das Bezahlen in Deutschland noch bequemer und leichter machen. Und wer will das bitte nicht?“, fragt Bayaz. Umfrageergebnisse des Marktforschungsunternehmen YouGov zeigen jedoch, dass über ein Fünftel der Bürger gegen solch ein Zahlungsmittel ist und es nicht nutzen würde.
Der digitale Euro soll das Äquivalent zum Bargeld werden
Das neue Zahlungsmittel soll staatlich gesichert sein. Der digitale Euro wird das Äquivalent zum Bargeld. Geplant ist eine nationale App, die den Zahlungsverkehr modernisieren und Zahlungen ohne Zwischenhändler wie Banken ermöglichen soll. Nutzer brauchen keine Bankkarte und verfügen lediglich über ein digitales Wallet. „Das ist für Menschen, die kein Bankkonto eröffnen wollen, richtig optimal. Die App wird den Zahlungsverkehr modernisieren“, ist Balz überzeugt. Die App soll 2029 frühestens auf den Markt kommen und nach einer Testrunde für jeden frei zugänglich gemacht werden.
Initiativen wie „Deutschland zahlt digital“ starten bereits damit, digitales Bezahlen durch kostenlose Testphasen für Händler zu fördern.
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