Chemie

BASF sieht Sparprogramme auf Kurs - auch in Ludwigshafen

Das Chemie-Geschäft läuft ein kleines bisschen besser, und die Einspar-Maßnahmen des Chemiekonzerns laufen auf Hochtouren. Wie viele Stellen im Stammwerk noch wegfallen, bleibt offen. BASF-Chef Kamieth gibt aber einen Hinweis

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Bettina Eschbacher
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Markus Kamieth bei der BASF-Hauptversammlung im April 2024, als er sein Amt als Vorstandschef antrat. © Uwe Anspach/dpa

Ludwigshafen. Seit Monaten hält die BASF die Belegschaft und die Region mit Hiobsbotschaften in Atem. Dass der größte Arbeitgeber der Metropolregion Rhein-Neckar im Stammwerk massiv sparen will, Anlagen schließt und Jobs abbaut, bereitet nicht nur den Beschäftigten Sorge. Immerhin: Bei der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal gab es keine neuen schlechten Nachrichten für den Standort - und einen Hauch Zuversicht für das Geschäft in den kommenden Monaten. Entwarnung für Ludwigshafen bedeutet das aber nicht:

Wie lief das Geschäft im dritten Quartal?

Im Vorjahresquartal hatte BASF noch einen Verlust geschrieben, jetzt blieb unter dem Strich ein Gewinn von 287 Millionen Euro. Dabei profitierte BASF auch von einem Sonderertrag in Höhe von 398 Millionen Euro. Dieser kam durch den Verkauf von Vermögenswerten der Beteiligung Wintershall Dea an Harbour Energy zustande. Im Vorjahr noch hatte Wintershall Dea einen negativen Ergebnisbeitrag gebracht. Kamieth zeigte sich zuversichtlich, dass die positive Entwicklung im Kerngeschäft anhält. Höhere Mengen und Margen erreiche BASF etwa bei den Basis-Chemikalien oder im Segment Ernährung und Pflege.

© Grafik MM

Wie sind die Aussichten für die kommenden Monate?

Trotz der Lichtblicke im Kerngeschäft schraubt der Vorstand seine Erwartungen für das laufende Jahr etwas nach unten. An der Prognose für das Gesamtjahr hält er fest, erwartet aber für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten das untere Ende der Bandbreite von 8,0 bis 8,6 Milliarden Euro. Dafür machte Kamieth vor allem die weltweit sinkende Pkw-Produktion verantwortlich. Schließlich hängen 15 bis 20 Prozent des Konzernumsatzes am Automobilgeschäft. Auch die Explosion mit einem Folgebrand auf dem Werksgelände in Ludwigshafen hat Auswirkungen. BASF kann daher einige Vitamin-Produkte sowie Aromastoffe nicht wie geplant liefern. Die Lieferausfälle werden das operative Ergebnis im niedrigen dreistelligen Millionen-Bereich belasten.

Wie reagiert BASF auf die Schwäche des Automarkts?

Investitionen vor allem im Bereich Batteriematerialien wurden auf Eis gelegt oder abgesagt. In das Batteriegeschäft für die E-Mobilität hatte BASF große Hoffnungen - und Investitionen etwa am deutschen Standort Schwarzheide - gesteckt. Doch gerade der Markt für Elektroautos schwächelt besonders. Zudem zeigt sich BASF inzwischen offen für Partnerschaften in dem Bereich.

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Was macht der wichtige Chemie-Markt China?

Die Dynamik in China habe nachgelassen, die Wachstumsraten seien niedriger seit der Corona-Pandemie, stellt Kamieth fest. Es gebe Überkapazitäten, der Markt müsse sich anpassen. Dennoch bleibe er „mittelfristig optimistisch“ für das Chemiewachstum in China. Dort baut BASF gerade für zehn Milliarden Euro den neuen Verbundstandort Zhanjiang auf. Der Standort wird 2025 hochgefahren und im kommenden Jahr noch verantwortlich für ein hohes Investitionsvolumen bei BASF sein, erklärte Finanzvorstand Dirk Elvermann. Danach werden die Investition aber - entsprechend dem allgemeinen Sparkurs der BASF - nach unten gehen.

Kommt der Chemiekonzern mit seinen Sparprogrammen voran?

„Wir sind auf einem guten Weg, die angestrebten Kosteneinsparungen von jährlich 2,1 Milliarden Euro bis Ende 2026 zu erzielen“, sagte Elvermann. Auch beim 2024 gestarteten Programm zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Ludwigshafen komme man wie geplant voran, so der Finanzvorstand. Das Werk schreibt rote Zahlen und muss zusätzlich eine Milliarde Euro einsparen. Gerade habe der Vorstand die Einheiten am Standort darüber informiert, so Elvermann, „welchen Beitrag sie jeweils bis Ende 2026 leisten müssen“.

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Kann der Vorstand inzwischen beziffern, wie viele Jobs in Ludwigshafen im Zuge des Programms wegfallen sollen?

Der Vorstand wolle bewusst keine Zielzahl zum Personalabbau nennen, erklärte Kamieth. Das würde einen falschen Fokus auf das Programm legen. Klar sei aber, dass Fixkosten 80 Prozent der einzusparenden Milliarde ausmachen - mit einem „signifikanten Anteil an Personalkosten“, erklärte der Vorstandsvorsitzende. „Am Ende wird es keine kleine Zahl sein“, sagte Kamieth bezüglich des zu erwartenden Stellenabbaus. Schon jetzt hat sich die Zahl der Beschäftigten bei BASF SE innerhalb eines Jahres um 700 auf rund 33 700 Mitarbeitende reduziert. Auch die Stilllegung weiterer nicht profitabler Anlagen schließt Kamieth nach wie vor nicht aus.

Wie wars beim Industriegipfel mit Kanzler Scholz?

Markus Kamieth war zwar bei dem Treffen zwischen Wirtschaftsvertretern und Kanzler dabei, bei dem es um Maßnahmen für den Industriestandort Deutschland ging. Der BASF-Chef verwies aber darauf, dass Vertraulichkeit vereinbart wurde. Ein Austausch zwischen Wirtschaft und Politik auf diesem Niveau sei auf jeden Fall „eine gute Idee“.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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