Lebensmittel

Auch Imker im Mannheimer Luisenpark unter Druck

Gepanschter Honig aus dem Ausland konkurriert mit heimischem Qualitätshonig - und Schädlinge rotten ganze Bienenvölker aus. Was tun? Ein Treffen mit Imkern im Mannheimer Luisenpark

Von 
Susanne Merz
Lesedauer: 
Hobbyimkerin Carolin Deutsch kontrolliert ihre Bienenstöcke im Mannheimer Luisenpark, dabei assistieren Reporterin Susanne Merz und ihr Vater Günter Gauer (v. l.n.r.) © Michael Ruffler

Mannheim. Es summt und brummt, gleichzeitig stieben zahlreiche Bienen aus dem Stock, fliegen Richtung Gesicht, sausen an den Ohren vorbei, landen auf Armen und Beinen. Imkerhut und Handschuhe schützen die Imkerin Carolin Deutsch (36), die den Stock geöffnet hat.

Plötzlich wendet sie sich ab, läuft ein Stück weg und zieht ihre Jeans an einem Bein nach oben. Eine Biene hat zugestochen, ein roter Punkt wird auf ihrer Haut sichtbar. „Mach den Stock zu, die Bienen sind aggressiv“, sagt ihr Vater Günter Gauer (61). „Wahrscheinlich ist etwas mit der Königin“, mutmaßt er.

Carolin Deutsch zeigt eine Honigwabe am Bienenkasten im Mannheimer Luisenpark. © Michael Ruffler

Deutsch schließt den Stock und öffnet einen anderen. Dieses Mal erwischt es Gauer selbst. Eine Biene sticht ihn unter dem rechten Auge. Er hat keine Schutzkleidung angelegt. Ein ganz ungefährliches Hobby scheint die Imkerei nicht zu sein, auch wenn Vater und Tochter versichern, dass sie nicht oft gestochen werden.

In Deutschland ist das Imkern zum größten Teil ein Hobby

Gauer ist Vorsitzender des Mannheimer Bienenzüchtervereins, auch Deutsch ist in dem Verein engagiert. Neun ihrer Stöcke stehen hier im Mannheimer Luisenpark, in der Nähe der Grünen Schule. Für die Bundesgartenschau 2023 wurde eine Bienenarena angelegt, dort steht ein begehbarer Bienenstock.

Der Verein hat 180 Mitglieder, davon sind 47 Frauen. „Früher war die Imkerei eine Männerdomäne. Wir bilden auch jedes Jahr Imkerinnen und Imker aus“, sagt Gauer. Die Ausbildung beginnt im März und dauert mindestens bis Juli. Auch eine Gruppe Jugendlicher bildet der Verein aus.

Rund 170.000 Imker gibt es in Deutschland

Laut Deutsch betreiben die Mitglieder die Imkerei als Hobby. Als Berufsimker gilt nur, wer über 120 Völker besitzt. Nach Angaben des Fachzentrums für Bienen und Imkerei gibt es in Deutschland etwa 170.000 Imkerinnen und Imker. Nur etwa ein Prozent sind Berufsimker. Dennoch stellen diese fast ein Viertel aller Bienenvölker und produzieren mehr als ein Drittel des deutschen Honigs.

Die Bienenkästen im Mannheimer Luisenpark. © Michael Ruffler

Der Honig, den Vater und Tochter im Luisenpark ernten, wird über den Park verkauft, zum Beispiel am Tag der Insekten. Dieser findet am 22. Juni im Luisenpark statt. Laut Deutsch wird der Honig auf verschiedenen Wegen verkauft: „Den Honig von unserem anderen Standort verkaufen wir entweder an der Haustür oder über den Verein, zum Beispiel auf dem Maimarkt oder auf dem Wochenmarkt. Wir haben auch noch eine Kooperation mit einem Bauern und dort wird der Honig im Hofladen verkauft.“

Dabei variieren die Preise, je nach Sorte. Den normalen Blütenhonig verkaufen sie für sieben Euro das Pfund, spezielle Sorten kosten zwischen 7,50 und 8,50 Euro. „Die Produktionskosten werden davon eher nicht gedeckt. Es kommt aber auch darauf an, wie der Ertrag war“, erklärt Imkerin Deutsch. Nach Angaben von Gauer sind die betriebswirtschaftlichen Kosten in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Gläser seien teurer, aber auch der Preis für das Winterfutter habe sich erhöht.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.

Das deckt sich mit den Aussagen von Christoph Otten vom Fachzentrum Bienen und Imkerei. Nicht nur die Preissteigerungen sind für die Imker problematisch und für Berufsimker sogar Existenz bedrohend.

Berufsimker kämpfen mit gepanschtem Honig

Große Sorgen bereiten den Imkern auch Billigimporte. Berufsimker sehen durch gepanschten Honig aus dem Ausland zunehmend ihre Existenz gefährdet. Nach einem Bericht der Europäischen Kommission stehen 46 Prozent des in die EU importierten Honigs unter Verdacht, mit Zuckersirup verunreinigt zu sein, um das Volumen zu erhöhen und den Preis zu drücken. „Diese unlauteren Praktiken bedrohen die regionale Imkerkultur. Ein auskömmliches Wirtschaften ist in der Imkerei unmöglich geworden“, sagt der erste Vorsitzende des Imkerverbandes Rheinland-Pfalz, Thomas Hock.

Darauf muss ich beim Honigkauf achten

  • Honig ist ein naturbelassenes Produkt, dem keine weiteren Stoffe hinzugefügt werden dürfen.
  • So umgehen Sie gepanschten Honig: Kaufen Sie möglichst regionale Produkte mit einer eindeutigen Herkunftsangabe wie „Deutscher Honig“ oder „Ursprungsland: Deutschland“. Auch ein Glas Honig von lokalen Imkerinnen oder Imkern auf dem Wochenmarkt oder im Hofladen gibt Ihnen mehr Sicherheit. Obendrein leisten Sie damit einen Betrag zum Erhalt der heimischen Pflanzenvielfalt.
  • Ein Großteil des importierten Honigs gilt laut Verbraucherzentrale als gefälscht. Der Hinweis, oft auf Honig im Supermarkt zu finden: „Herkunft: Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“, gibt keinen Hinweis auf Ursprungsland oder Qualität. In den nächsten Jahren wird die genaue Landesangabe verpflichtend.

Diese Methoden möchte die EU künftig unterbinden. Nach Angaben des Vorsitzenden des Umweltausschusses im EU-Parlament soll es mehr Grenzkontrollen geben, um gegen den gefälschten Honig vorzugehen. „Wir wollen harmonisierte Analysemethoden einführen, um mit Zucker gestreckten Honig zu erkennen. Es soll zudem eine einheitliche Methodik eingeführt werden, um den Ursprung von Honig zu erkennen“, teilte die EU-Kommission mit.

Asiatische Hornisse und Varroa-Milben bereiten Sorge

Daneben bedrohen Schädlinge die heimischen Bienenvölker. Laut Deutsch macht die asiatische Hornisse Jagd auf die Bienen. Sie fängt sie im Flug und frisst sie, geht aber auch in den Bienenstock. Dies kann das Ende des Bienenvolks bedeuten. „Wenn die asiatische Hornisse eine Königin erwischt, dann ist es aus mit dem Volk. So schnell kann ich keine neue Königin ziehen. Im Winter gibt es gar keine Drohnen. Im Sommer wäre das kein Problem“, sagt Gauer.

Freude an der Imkerei trotz Schädlingen und hohem Aufwand

Wenn die Königin stirbt, hören die Bienen auf zu arbeiten und die Honigernte fällt aus. Um die Bienen zu schützen, verengen Deutsch und Gauer im Winter die Einfluglöcher der Bienenstöcke. „Im Sommer müssen wir die Löcher aber wieder weiter öffnen, weil die Bienen so groß werden. Sie könnten sonst auch nicht mehr in den Stock reinfliegen“, erklärt die Imkerin.

Mehr zum Thema

Imkerei

Amerikanische Faulbrut an Bienenvölkern in Heidelberg aufgetaucht

Veröffentlicht
Von
Michaela Roßner
Mehr erfahren
Bienen

Leere Honigtöpfe im Südwesten - kühler Frühling für Bienen schwierig

Veröffentlicht
Von
dpa
Mehr erfahren

Außerdem bereitet den Imkern auch die Ausbreitung der Varroa-Milbe Sorgen. Nach Angaben der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim ist die Population der Milbe zurzeit ungewöhnlich hoch. Die zeckenähnlichen Parasiten befallen die Bienen und übertragen schädliche Viren. Diese können die Flügel zerstören, so dass die Bienen nicht mehr fliegen können. Gauer und Deutsch machen trotzdem weiter mit der Imkerei, denn „es ist ja ein Hobby, das uns Freude macht.“

Volontariat

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke