Mannheim. Als das Licht ausgeht, ist Stille im Mozartsaal des Mannheimer Rosengartens. Auf der Leinwand läuft die „Nachricht an meine Enkelkinder“ von Astronaut Alexander Gerst. Im Video betrachtet Gerst von der Internationalen Raumstation (ISS) aus die Erde.
Er sagt: „Wenn ich so auf den Planeten runterschau, dann denke ich, dass ich mich bei euch wohl leider entschuldigen muss. Im Moment sieht es so aus, dass wir – meine Generation – euch den Planeten nicht gerade im besten Zustand hinterlassen werden.“ Menschen verpesteten die Erde mit Kohlendioxid, brächten das Klima zum Kippen, führten Kriege.
Astronaut Gerst hofft in Mannheim auf Teilnahme an Mondmission
Dann geht das Licht an und Gerst führt seine Gedanken weiter. Live auf der Bühne im Rosengarten. Der Astronaut, der aus Künzelsau im Nordosten Baden-Württembergs stammt, ist zu Gast auf der Eröffnungsfeier des Hackfestivals. Mehr als 300 überwiegend junge Menschen hören zu.
Das Festival steht im Zeichen von Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Themen, die Gerst am Herzen liegen. „Wir sind stolz, dich hier zu haben“, sagt Oliver Brümmer, Gründer des Start-ups The Hackathon Company. Es organisiert Hackathons, bei denen IT-Talente im spielerischen Wettbewerb Challenges von Unternehmen lösen. Beim Hackfestival dabei sind unter anderem SAP, die Schwarz Gruppe (Lidl), die Stadt Mannheim und die Metropolregion Rhein-Neckar. Wie kann Technologie dabei helfen, die Welt ein Stück nachhaltiger zu machen?
Die Teilnehmer kommen aus mehr als 50 Nationen. Aus Sicht von Gerst haben sie schon einen entscheidenden Schritt getan – indem sie teilweise von weit her nach Mannheim gereist sind, um das zu tun, was ihnen wichtig ist. Um das Klima zu schützen und die Erde zu retten, „müssen wir alle Technologien nutzen, die uns zur Verfügung stehen“, erklärt Gerst. Der Astronaut, der hofft, Teil der nächsten Artemis-Mission zum Mond zu sein, ist selbstkritisch. Auch die Raumfahrt müsse sich noch anstrengen, sie sei längst nicht klimaneutral.
Sieger des Hackfestivals werden am Sonntag bekannt gegeben
Die jungen Talente bekommen von Unternehmen verschiedene Aufgaben gestellt. Das reicht von einer digitalen Lösung gegen Lebensmittelverschwendung über ein Tool, das Beschäftigten helfen soll, ihren CO2-Fußabdruck am Arbeitsplatz zu senken, bis hin zu einer Anwendung, die die Kreislaufwirtschaft in der Region voranbringen soll.
Die Gruppen bestehen aus fünf bis sieben Personen. „Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich nicht kennen, müssen sich schnell organisieren und innerhalb von 48 Stunden etwas gemeinsam auf die Beine stellen“, sagt Organisator Brümmer. Dann geht’s ans Coden, ans Programmieren also.
Genug Kaffee steht bereit, ein Sponsor hat 1500 Energy-Drinks zur Verfügung gestellt. Zum Schlafen ziehen sich die Teilnehmer in Räumen des Rosengartens zurück. Am Sonntagnachmittag werden die Siegergruppen bekannt gegeben.
Zuvor, an diesem Samstag, ist das Hackfestival für alle Bürgerinnen und Bürger geöffnet. Vorträge, Panels, Workshops, Demos und mehr als 20 Aussteller erwarten die Besucher. Themen sind nachhaltige Digitalisierung, Kommunikation, Industrie, Künstliche Intelligenz und vieles mehr. Von 16 bis 17 Uhr etwa diskutieren Gäste aus Politik und Gesellschaft über das Thema: „Digitalisierung für Nachhaltigkeit und nachhaltige Digitalisierung – ein Spannungsfeld?“ Das ausführliche Programm gibt es hier.
Start-ups sollen das Hackfestival in Mannheim prägen
Sowohl SAP als auch die Schwarz Gruppe heben hervor: Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Ideen in das operative Geschäft einfließen. Oder Talente mit überzeugender Leistung gleich eingestellt werden. Anna Christmann, Beauftragte des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz für die Digitale Wirtschaft und Start-ups, hält sogar Unternehmensgründungen aus dem Hackfestival heraus für möglich. Immerhin würden die jungen Talente mit entsprechenden Fähigkeiten ausgestattet.
Auch Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) hebt den Aspekt der Wirtschaftsförderung und der Talentgewinnung hervor. Es gehe um Dekarbonisierung durch Digitalisierung, sagt er. „Wie bekommen wir diese beiden ,D‘ am besten zusammen?“ Die Stadt hat insofern besonderes Interesse an Ideen aus dem Hackfestival, als sie sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt hat: Bis zum Jahr 2030 will Mannheim klimaneutral sein.
Apropos Mannheim: Alexander Gerst fühlt sich hier alles andere als fremd. Während seines Studiums in Karlsruhe habe er in der Quadratestadt Freunde gehabt und sie öfter besucht.
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