Heilbronn/Heidelberg. Welche Haltung hat die Bundesbildungsministerin zum Bafög? Um das herauszufinden, hat ein Mitarbeiter des Heidelberger Technologie-Start-ups Aleph Alpha 16 Bundestagsreden von Bettina Stark-Watzinger (FDP) hochgeladen. Eine Künstliche Intelligenz macht sich ans Auswerten. Sekunden später erscheint die Antwort, der erste Satz lautet: „Die Bundesbildungsministerin hält das Bafög für eine große Errungenschaft, um Chancengleichheit zu erreichen.“ Die Quellen in den Ursprungstexten sind farblich markiert. Stark-Watzinger sitzt bei dem Versuch selbst im Raum und nickt.
Heilbronn, IP.AI Spaces. Die Ministerin ist auf Sommertour und zu Gast im ersten Gebäude, das Teil des zukünftigen Innovationsparks für Künstliche Intelligenz (IPAI) ist. Es sei unglaublich wichtig, „Technologien wie KI selbst zu entwickeln und zu verstehen“, sagt Stark-Watzinger. Deutschland und Europa müssten bei KI souverän sein.
Heilbronn soll Deutschlands KI-Zentrum werden
Aleph-Alpha-Chef Jonas Andrulis erlebt den Hype um KI momentan hautnah. Das Start-up stellt kräftig neues Personal ein. Die Zentrale in Heidelberg-Wieblingen mit derzeit 60 Beschäftigten platzt aus allen Nähten, noch dieses Jahr will Aleph Alpha deshalb innerhalb der Stadt umziehen. Wohin, verrät Andrulis allerdings noch nicht.
Aleph Alpha entwickelt große Sprachmodelle mit Funktionen Künstlicher Intelligenz, ähnlich wie das kalifornische Start-up OpenAI mit ChatGPT. Das Unternehmen aus Heidelberg hat sich aber auf Anwendungsfälle für die öffentliche Verwaltung und die Industrie spezialisiert. Das Land Baden-Württemberg nutzt bereits das System F13, das Beschäftigte in der Verwaltung entlasten soll. F13 unterstützt etwa beim Recherchieren in Dokumenten, fasst sie zusammen oder übersetzt sie. Das Angebot wird laut Aleph Alpha auf Rechnern in Deutschland betrieben, damit sensible Daten nicht nach Übersee fließen, sondern im Inland verarbeitet werden. Das erste Feedback aus der Landesverwaltung zu F13 sei durchweg positiv, erklärt Andrulis.
Heilbronn soll Deutschlands KI-Zentrum werden - eine Art Silicon Valley inmitten von Weinbergen am Neckar, wenn man so will. Das erste Gebäude von IPAI dient nicht nur als Plattform für Projektpartner wie Porsche, Audi oder dem Fraunhoferinstitut. Ein Besucherzentrum soll gesellschaftliche Akzeptanz für KI schaffen. Dafür kann man etwa mit dem Chatbot von Aleph Alpha über die Vor- und Nachteile Künstlicher Intelligenz debattieren.
Herzstück des Parks wird ein 23 Hektar großer, kreisförmiger KI-Stadtteil. Dort soll ab 2027 Europas größtes Ökosystem für KI entstehen, das die gesamte Wertschöpfungskette abbildet. Spitzenforschung, Softwareentwicklung und Vermarktung ethischer KI an einem Ort. Ein Campus mit knapp 40 Gebäuden und rund 5000 Beschäftigten soll Deutschland vor allem gegenüber den USA und China konkurrenzfähig machen. Auch der Walldorfer Softwarekonzern SAP arbeitet mit dem IPAI zusammen.
Der Innovationspark wird vom Land Baden-Württemberg mit 50 Millionen Euro gefördert. Die Stiftung des Lidl-Gründers Dieter Schwarz steuert zunächst 50 Millionen Euro bei. Heilbronn war als Sieger einer Ausschreibung des Landes hervorgegangen. Auch die Metropolregion Rhein-Neckar hatte zunächst Interesse gezeigt, am Ende aber keine Bewerbung abgeschickt und sich stattdessen für eine Kooperation entschieden.
Aleph Alpha will am 26. August ein Update zur Firmenstrategie geben. Andrulis sagt, es werde darum gehen, „einfach besser zu erklären, was wir tun“.
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