Künstliche Intelligenz

Aleph Alpha-Chef Jonas Andrulis tritt ab: Wohin geht die Reise des KI-Start-ups?

Jonas Andrulis verlässt den Chefsessel beim KI-Start-up Aleph Alpha aus Heidelberg. Die Personalie wirft spannende Fragen über die Folgen auf.

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Alexander Jungert
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Jonas Andrulis, Gründer von Aleph Alpha. Das KI-Unternehmen sitzt in der Heidelberger Bahnstadt und hat rund 400 Beschäftigte. © picture alliance/dpa

Heidelberg. Sechs Sätze müssen für eine bemerkenswerte Personalie genügen. So lang – oder besser gesagt: so kurz – ist eine Pressemitteilung des Heidelberger KI-Start-ups Aleph Alpha. Gründer Jonas Andrulis räumt den Chefsessel und soll als Vorsitzender in den Beirat wechseln. Verantwortlich für das operative Geschäft sind künftig die beiden Co-Chefs Reto Spörri und Ilhan Scheer.

Auffallend: Die Mitteilung enthält kein einziges Zitat, auch nicht von Andrulis. Warum wird ausgerechnet ihm nicht gestattet, zum Abschied ein paar Worte zu sagen? Wieso ist Andrulis überhaupt abgetreten? Manche Medien schreiben sogar: zurückgetreten?

Jonas Andrulis ist das Gesicht von Aleph Alpha

Fragen über Fragen. Klar ist: Jonas Andrulis, 44, ist das Gesicht von Aleph Alpha. Wie kein Anderer hat er darauf eingeschworen, dass Deutschland und Europa bei Künstlicher Intelligenz (KI) unabhängig sein müssen. Und dabei nicht an großen Worten gespart. „Eine Welt ohne Künstliche Intelligenz wird es nicht geben. Es liegt jetzt an uns, die Gestaltung dieser Welt nicht anderen zu überlassen“, hatte er im Frühjahr in einem Interview mit dieser Redaktion gesagt.

Aleph Alpha wurde gehypt, für manche Marktbeobachter zu sehr, und irgendwann zeigte sich, dass die deutsche KI-Hoffnung den Anschluss an mächtige US-Wettbewerber wie OpenAI (ChatGPT) verloren hatte. Folglich änderten die Heidelberger ihre Strategie und spezialisierten sich auf einzelne Anwendungen für die Verwaltung oder den Verteidigungssektor. Andrulis erklärte: „Hier fühlt sich Aleph Alpha wohl, bei hochkritischen Daten. Das ist genau unser Ding.“

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Dass auf Führungsebene kein Stein auf dem anderen bleiben sollte, hatte sich schon Ende Juli abgezeichnet. Andrulis bekam mit Reto Spörri einen Co-Chef an seine Seite, Ilhan Scheer heuerte als „Chief Growth Officer“ an – ein Zeichen, dass Aleph Alpha alle Kraft auf Wachstum lenken und endlich ein kommerziell wirklich erfolgreiches Produkt schaffen will.

Oftmals ist zu hören, dass Andrulis zwar als strategischer und visionärer Kopf der Firma geschätzt werde, ihm jedoch Erfahrung bei der Skalierung von Produkten und dem Führen von großen und schnell wachsenden Teams fehle.

Die neue Spitze von Aleph Alpha: Ilhan Scheer (l.) und Reto Spörri. © Aleph Alpha

Spörri und Scheer sind nun also die Chefs, und vor allem der Name Spörri lässt aufhorchen – kommt er doch von Schwarz Digits, der relativ jungen IT- und Digitalsparte der Neckarsulmer Schwarz Gruppe (Lidl, Kaufland). Die Schwarz Gruppe gehört zu den größten Anteilseignern von Aleph Alpha. Schon heute wird die Forschung des Start-ups laut „Handelsblatt“ aus dem Vermögen der Dieter-Schwarz-Stiftung finanziert. Wegen dieser Verflechtungen wird schon seit Monaten darüber spekuliert, ob die Schwarz Gruppe Aleph Alpha eines Tages übernehmen will.

Welche Rolle hat Jonas Andrulis künftig bei Aleph Alpha?

Die künftige Rolle von Jonas Andrulis, nach wie vor größter Anteilseigner von Aleph Alpha, ist offen. Will er und darf er weiter das Gesicht des Start-ups bleiben?

Mit der neuen Spitze sei Aleph Alpha jedenfalls „stark für seine Zukunft aufgestellt“, heißt es in der Pressemitteilung, die zwar wenig Worte, aber ein bemerkenswertes Foto enthält: eine Collage aus Motiven des Deckenfreskos „Die Erschaffung Adams“ von Michelangelo.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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