Walldorf. Der von SAP angekündigte Abbau von 8000 Arbeitsplätzen weltweit trifft Deutschland - und damit die Konzernzentrale in Walldorf - offensichtlich besonders stark. Der Softwarekonzern wolle hierzulande 2600 Stellen streichen, berichtet das „Handelsblatt“ und beruft sich auf eine E-Mail des Europäischen Betriebsrats. Auch in anderen europäischen Ländern sind demnach Kürzungen geplant, im gesamten Verantwortungsbereich des Gremiums entfallen rund 4100 Stellen.
SAP will die meisten betroffenen Mitarbeiter in den kommenden Wochen informieren – Ziel sei, den Prozess weltweit bis zum Ende des ersten Quartals 2025 abzuschließen. Es sind vorrangig Freiwilligenprogramme und interne Umschulungsmaßnahmen geplant. Kündigungen sind in Deutschland praktisch ausgeschlossen, an anderen Standorten der Welt allerdings nicht. SAP schätzt die Kosten für die Restrukturierung auf rund zwei Milliarden Euro.
Während SAP-Chef Christian Klein schon im Januar betont hatte, noch stärker auf Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz (KI) setzen zu wollen, kritisiert der Betriebsrat die Restrukturierung laut „Handelsblatt“ als Maßnahme zur Kostensenkung - zumal hierzulande vor allem ältere SAPler das Unternehmen verlassen dürften, die in der Regel überdurchschnittlich hohe Gehälter bekommen. Das Management habe die geschäftliche Logik nicht ausreichend begründet und keine genauen Informationen über Ineffizienzen vorgelegt, heißt es.
Trotz Abbau: Ende 2024 soll die Zahl der Beschäftigten aufgrund von „Reinvestitionen in strategische Wachstumsbereiche“ - also etwa der Neueinstellung von Spezialisten für KI - etwa dem aktuellen Niveau entsprechen, also rund 107.600. Ob diese neuen Stellen in Deutschland entstehen, ist allerdings fraglich. Wahrscheinlicher sei außerhalb Europas, heißt es in Konzernkreisen – etwa am Standort Bangalore in Indien, wo derzeit ein neuer Campus entsteht.
Ein Sprecher von SAP nahm am Samstag zu den konkreten Zahlen und der Kritik des Europäischen Betriebsrats keine Stellung. Er hob allerdings hervor: "Wir behandeln die betroffenen Mitarbeiter mit größter Sorgfalt und Einfühlungsvermögen, indem wir ihnen unter anderem interne Stellenalternativen oder Freiwilligenprogramme anbieten. Dabei kooperieren wir eng mit den Sozialpartnern in den jeweiligen Regionen."
SAP hatte bereits 2023 Hunderte Stellen weltweit abgebaut, um sich stärker auf Wachstumsbereiche zu konzentrieren. Der Konzern beschäftigt in Deutschland rund 24.000 Menschen, den Großteil am Stammsitz Walldorf und in St. Leon-Rot.
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