Mannheim. Frau Steinert, was fällt Ihnen zuerst ein, wenn Sie an Ihre Zeit bei Fuchs Petrolub denken?
Dagmar Steinert: Vor allem denke ich an die hervorragende Zusammenarbeit mit der Eigentümerfamilie und an die durch die Familie geprägte Atmosphäre im Unternehmen. Bei unserem ersten Kennenlernen fragte ich Stefan Fuchs, ob er auch dort arbeiten würde, wenn sein Familienname nicht Fuchs wäre. Er hat das aus vollster Überzeugung bejaht. Ich kann seine Einschätzung heute nach fast zehn Jahren bei Fuchs nur bestätigen. Unter dem Strich: Ich hatte das große Glück, in einem spannenden Familienunternehmen gemeinsam mit der Führungscrew und meinen Mitarbeitern neue Strukturen und Prozesse zu entwickeln und fortzuentwickeln, diese zielstrebig verfolgen zu können und dabei eigene Akzente zu setzen. Das stimmt auch in der Retrospektive positiv.
Was haben Sie bei Fuchs Petrolub gelernt?
Steinert: Ich habe zunächst einmal viel über Schmierstoffe gelernt – und darüber, wie man in der Praxis das bestehende Geschäftsmodell systematisch hinterfragt, die stetig neu gesetzten Maßstäbe zielstrebig verfolgt und zukunftsträchtige Entwicklungen frühzeitig initiiert.
Was hätten Sie im Nachhinein anders gemacht?
Steinert: Ich denke, dass ich eine gute Bilanz meiner Tätigkeit ziehen kann. Dabei war es auch meine Aufgabe, einige meiner Verantwortungsbereiche umzustrukturieren. Das ist nicht immer einfach. Vielleicht würde ich die eine oder andere Entscheidung noch schneller treffen und zielstrebiger umsetzen. Ich bin ein analytischer Mensch, aber nicht jede Entscheidung wird durch eingehendere Abwägung besser.
Weshalb kehren Sie zu Rheinmetall zurück?
Steinert: Bei Rheinmetall war ich bereits zehn Jahre als Leiterin des Bereichs Accounting (Buchhaltung, Anm. d. Red.) tätig, bevor ich zu Fuchs gekommen bin. Dass man mir jetzt dort die Aufgaben des Finanzvorstands überträgt, werte ich als großen Vertrauensbeweis. Dort warten spannende neue Aufgaben mit noch deutlich mehr unternehmerischen Kompetenzen, die mich sehr reizen.
- Dagmar Steinert wurde am 17. November 1964 in Freiburg geboren.
- Sie ist seit 2016 Vorstandsmitglied beim Mannheimer Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub und verantwortlich für die Finanzen.
- Steinert geht Ende November. Ihr künftiger Arbeitgeber ist der Rüstungskonzern und Automobilzulieferer Rheinmetall aus Düsseldorf. Dort ist Steinert schon von 2003 bis 2013 gewesen.
- Nachfolgerin bei Fuchs Petrolub ist Isabelle Adelt. Die Managerin kommt von Schenck in Darmstadt. Schenck unterstützt Industriekunden dabei, Abläufe zu optimieren, etwa in der Produktion.
- Weltweit beschäftigt der M-Dax-Konzern Fuchs Petrolub rund 6000 Menschen, davon 1000 am Stammsitz Mannheim.
Können Sie verstehen, dass manche Menschen beim Begriff „Rüstungskonzern“ erst einmal zurückschrecken?
Steinert: Ja, der Begriff „Rüstungskonzern“ mag auf manche Menschen verschreckend wirken. Allerdings ist Rheinmetall ein integrierter Technologiekonzern, der weltweit nicht nur als Entwickler und Produzent von verschiedensten Sicherheitstechnologien agiert, sondern auch als Zulieferer für die Automobilindustrie. Das sind spannende und herausfordernde Bereiche.
Sie werden die erste Frau im Vorstand von Rheinmetall sein. Hat das eine Bedeutung für Sie?
Steinert: Ich war auch die erste Frau im Vorstand von Fuchs. Und ich bin der Überzeugung, dass man mir bei Rheinmetall und bei Fuchs diese Aufgabe übertragen hat aufgrund meiner nachgewiesenen Fähigkeiten und meiner Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen – und nicht, weil ich eine Frau bin. Die erste Frau im Vorstand zu sein, hat nur insoweit Bedeutung, als ich praktischer Beleg für die Erkenntnis bin, dass Frauen Unternehmen führen können.
Wie stehen Sie zu einer Frauenquote für Vorstände und Aufsichtsräte?
Steinert: Ich habe mich immer dafür stark gemacht, dass allein die Qualifikation für die Besetzung von Führungspositionen ausschlaggebend sein muss. Eine Frauenquote birgt meines Erachtens die Gefahr, dass auch die qualifizierteste weibliche Führungskraft dem Verdacht ausgesetzt ist, mit dem „Quotenticket“ zu fahren. Eingefleischte Patriarchen, die Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten nicht zulassen, scheinen mir heute in der Breite durch klügere Männer und klügere Frauen ersetzt zu sein oder sie haben dazugelernt.
Was werden Sie am meisten vermissen, wenn Sie Mannheim verlassen?
Steinert: Ich liebe den Mannheimer Wochenmarkt und koche gern mit den frischen Produkten der Region. Dem Nationaltheater bin ich nicht zuletzt durch meine Tätigkeit im Verein der Freunde und Förderer des Nationaltheaters verbunden. Mein Mann und ich haben in Mannheim in den Jahren viele Freunde und gute Bekannte gefunden. Und so richtig verlassen werden wir die Region nicht, weil wir mit einem Fuß hier bleiben. Ich hoffe, ich finde auch zukünftig Zeit für all das, was ich hier lieb gewonnen habe.
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