Ludwigshafen. Strikter Aufruf zum Rückzug ins Homeoffice, maximal drei Mitarbeitende in einem Raum erlaubt – unter diesen Bedingungen starten die Betriebsratswahlen bei der Ludwigshafener BASF. Der eigentliche Urnengang ist erst Anfang März. Doch in Pandemiezeiten kommt der Briefwahl eine besondere Bedeutung zu, sie ist diesen Montag gestartet. Und für die Chemie-Gewerkschaft IG BCE stellt sich die große Frage, wie sie in diesen Pandemiezeiten die rund 38 000 BASF-Beschäftigten ansprechen und zur Wahl motivieren kann.
„Die heiße Phase des Wahlkampfs geht los, und bis zu 20 000 Mitarbeitende sind im Homeoffice“, sagt der amtierende Betriebsratschef Sinischa Horvat. Natürlich läuft die Kampagne vor allem digital, mit Wahlvideos, Social Media-Botschaften und virtuellen Konferenzen. Aber ohne große Betriebsversammlungen und Gespräche im Betrieb seien gerade die Mitarbeitenden in der Produktion schwerer zu erreichen, so Horvat. Dort habe ja nicht jeder einen Computer-Zugang.
Sichtbarkeit schwierig
Horvat und seine neue Stellvertreterin Tatjana Diether gehen als Spitzenkandidaten für die IG BCE ins Rennen. Durch die Corona-Krise sei der Beratungsbedarf der Beschäftigten höher, erklärt Diether. „Es hat viel mehr individuelle Gespräche gegeben, aber die Sichtbarkeit ist schwierig.“
Die Gewerkschaft ist die mit Abstand mächtigste mit rund 20 000 Mitgliedern am Standort Ludwigshafen. Bei der Betriebsratswahl vor vier Jahren schaffte die IG BCE 47 Sitze, die VAA, die Führungskräfte vertritt, kam auf sechs und der christliche Gewerkschaftsbund CGB auf zwei Sitze. Im aktuellen Wahlkampf schwingt nun die Sorge mit, dass die Wahlbeteiligung leiden könnte. Die Briefwahl sei umständlicher als ein schneller Urnengang vor Ort, erklärt Gunter Kollmuß, Leiter des IG BCE-Bezirks Ludwigshafen.
Dabei geht Horvat mit breiter Brust in den Wahlkampf. Der Betriebsratsvorsitzende verweist auf die Standortvereinbarung, die er mitten in der Corona-Krise mit der Konzernführung ausgehandelt hat. Sie schützt die Belegschaft in Ludwigshafen vor betriebsbedingten Kündigungen bis 2025.
Angesichts der Umstrukturierungen in der BASF sei dieser Schutz besonders wichtig gewesen. So ist geplant, interne Dienstleistungen auszulagern und in einem Shared Service Center in Berlin zu bündeln. 600 Arbeitsplätze am Standort Ludwigshafen sind davon betroffen. Laut Horvat haben bereits zwei Drittel der Betroffenen innerhalb der BASF einen neuen Arbeitsplatz gefunden.
Als eine der größten Herausforderungen nennt Horvat die ökologische Transformation der BASF. Die Politik müsse schnell die Rahmenbedingen schaffen, etwa für günstigen grünen Strom. Die BASF liefere die Technologien dafür. „Da sind wir sehr weit als Unternehmen.“ Den Standort Ludwigshafen sieht er dabei im globalen Vergleich der BASF-Werke an der Speerspitze. Hier werde viel ausprobiert. Horvat begrüßt, dass globale Forschungseinheiten in Ludwigshafen gebündelt werden sollen. Auch das stärke den Standort.
Ein großes Thema, so Diether, bleibe das mobile Arbeiten – trotz neuer Betriebsvereinbarungen. Hier gebe es nach der Krise noch viel zu klären, etwa, wie ergonomisch das Büro zu Hause sein und was der Arbeitgeber dazu beitragen müsse.
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