Menschenrechte

BASF trennt sich von umstrittenen Partnern in China

Wegen möglicher Menschenrechtsverletzungen waren Beteiligungen von BASF in China in die Kritik geraten. Jetzt trennt sich der Konzern von Anteilen - und stellt gleichzeitig etwas klar

Von 
Alexander Jungert
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Die BASF engagiert sich seit den 1980er Jahren in China. © BASF SE

Ludwigshafen. Die BASF zieht Konsequenzen aus Vorwürfen gegen eine Partnerfirma in China, Menschenrechtsverletzungen unterstützt zu haben. Der Chemiekonzern wird die Anteile an seinen beiden Joint Ventures (Gemeinschaftsunternehmen) Markor Chemical und Markor Meiou Chemical in Korla - im Zentrum des Uigurischen Autonomen Gebiets Xinjiang - verkaufen. Dieser Schritt sei bereits im vierten Quartal 2023 eingeleitet worden, solle nun aber beschleunigt werden, so die BASF in einer Mitteilung.

Weiter heißt es darin, regelmäßige Untersuchungen hätten „keine Hinweise auf Menschenrechtsverletzungen in den beiden Joint Ventures ergeben“. Dennoch enthielten kürzlich veröffentlichte Berichte über den Joint-Venture-Partner schwerwiegende Vorwürfe, die auf Aktivitäten hinweisen, „die nicht mit den Werten von BASF vereinbar sind“.

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Zuvor hatten Meldungen die Runde gemacht, Mitarbeiter einer BASF-Partnerfirma in der Region Xinjiang sollen an einer staatlichen Kontroll- und Unterdrückungskampagne gegen die muslimische Minderheit der Uiguren beteiligt gewesen sein. Sie sollen laut ZDF und „Der Spiegel“ Uiguren ausspioniert haben.

Gespräch mit Grünen-Politiker

Zuletzt hatten 30 internationale Parlamentarier, darunter der Europaparlamentarier Reinhard Bütikofer (Grüne), in einem Brief an BASF-Chef Martin Brudermüller den Rückzug aus Xinjiang gefordert. Zum offenen Brief erklärte der Konzern: „Wir nehmen das Schreiben sehr ernst, werden auf die Unterzeichner zeitnah zugehen und ihnen ein Gesprächsangebot unterbreiten.“ Das Treffen mit Bütikofer hat nun am Freitag stattgefunden.

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BASF betreibt in Xinjiang nach eigenen Angaben seit 2016 zwei Gemeinschaftsfirmen zur Herstellung von Chemikalien. Insgesamt sind in den beiden Joint Ventures in Korla rund 120 Menschen beschäftigt, davon rund 40 bei dem BASF Markor Chemical Manufacturing (Xinjiang) Company Limited, das sich in BASF-Mehrheitsbesitz befindet.

Was vielen Kritikern nicht gefallen dürfte: „Die BASF-Präsenz in China bleibt ansonsten unverändert, und das Unternehmen hält an seinen Geschäftsaktivitäten und geplanten Investitionen in China in vollem Umfang fest.“ So steht es in der Mitteilung. Demnach entfällt schon heute rund die Hälfte der weltweiten Chemieproduktion auf die Region Greater China. Das weltweite Wachstum der Chemieproduktion bis 2030 wird von Greater China getrieben, auf das rund 80 Prozent des Gesamtwachstums im Zeitraum von 2022 bis 2030 entfallen werden.

Neuer Verbund-Standort

Das Management ist im ständigen Rechtfertigungsmodus. Kritiker warnen, BASF mache sich mit seinem wachsenden China-Geschäft nach teuren Abschreibungen in Russland erneut abhängig von einem autokratischen Regime. In der südchinesischen Provinz Guangdong baut BASF einen riesigen neuen Verbund-Standort - es soll der drittgrößte des Unternehmens werden und bereits der zweite dieser Art in China. Dafür investiert BASF rund zehn Milliarden Euro bis zum Jahr 2030. Ein radikaler Kurswechsel ist nicht zu erwarten: Brudermüller geht Ende April in Ruhestand. Sein Nachfolger Markus Kamieth ist ein ausgewiesener Asien-Kenner. Er verantwortet im Vorstand das China-Geschäft inklusive des Baus des neuen Standorts. (mit dpa)

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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