Zugverkehr: Elektrifizierung muss beschleunigt werden

Von 
Rudolf Huber
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mid Groß-Gerau - Dieser Anblick trügt: Aktuell sind nur rund 61 Prozent des deutschen Bahnnetzes elektrifiziert. © Michael Gaida / Pixabay.com

Die Allianz pro Schiene und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) mahnen eine massive Beschleunigung der Entscheidungsprozesse bei der Elektrifizierung von Bahnstrecken an. "Der Bund muss bei der Strecken-Elektrifizierung erheblich schneller werden, um die gesteckten Ziele zu erreichen", so Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene.

Der Hintergrund: Bis 2030 sollen laut Koalitionsvertrag 75 Prozent des deutschen Schienennetzes elektrifiziert sein. Derzeit steht das 33.400 Kilometer umfassende Streckennetz aber erst zu gut 61 Prozent unter Strom. Und: In den letzten Jahren wurden im Schnitt nur 65 Kilometer jährlich neu mit Oberleitungen ausgestattet. "Um 75 Prozent zu erreichen, müssen nach unseren Berechnungen künftig jährlich 500 Kilometer neu elektrifiziert werden", so Flege.

Dafür seien nicht nur mehr Geld, sondern vor allem beschleunigte Entscheidungsprozesse auf Bundesebene nötig, sagte Martin Henke, VDV-Geschäftsführer Eisenbahnverkehr. Die beiden Organisationen fordern bei Elektrifizierungs-Maßnahmen eine generelle Abkehr von der zeitraubenden "einzelfallbezogenen Nutzen-Kosten-Untersuchung" (NKU), auf der der Bund nach wie vor besteht, ehe ein Projekt in die Umsetzung gehen kann.

"Wir wissen, dass ab einer Mindestzahl von Zugfahrten die Elektrifizierung einer Strecke volkswirtschaftlich sinnvoll ist. Das müssen wir nicht in jedem Einzelfall immer wieder neu rechnen, dazu reichen pauschale Schwellenwerte", so Henke.

"Im Koalitionsvertrag ist festgehalten, dass der Ausbau elektrifizierter Bahntrassen im öffentlichen Interesse liegt und dass dies auch gesetzlich festgeschrieben wird", sagte Flege. "Dies muss jetzt so rasch wie möglich umgesetzt werden, damit künftig die NKU entfallen kann, die uns jedes Mal mindestens ein bis zwei Jahre Zeit kostet." Praktisches Beispiel: "Was soll eine Elektrifizierungs-NKU bei Strecken, wo intensiver Personen- oder Güterverkehr herrscht, die aber heute mangels Oberleitung noch mit Diesel betrieben werden?", fragt Flege.

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Von
Christian Schall
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