Im Test

Elektrisierend elegant

BMW verpasst seinem formschönen 4er Grand Coupé neben Verbrennern auch E-Antriebe – und nennt ihn dann i4

Von 
Stephan Eisner
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Mannheim. Manchmal müssen im Leben hohe Hürden überwunden werden. Das gilt auch für Designer. Als BMW 2014 auf dem Genfer Auto-Salon das viertürige 4er Gran Coupé vorstellte, waren Autoenthusiasten begeistert. Die neben Cabrio und Coupé dritte Variante mauserte sich zum Verkaufshit – zum Ende der Bauzeit 2021 war jeder zweite 4er ein Gran Coupé. Große Fußstapfen für den Nachfolger, der nun auch als i4 den Bogen zur E-Mobilität spannt.

Nachdem über die markanten „Nieren“, das BMW-Markenzeichen, als Kühlergrill beim neuen 4er viel diskutiert wurde, zeigt sich wieder einmal, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Je häufiger die neuen Modelle auf den Straßen zu sehen sind, desto milder fällt das Urteil über die Front aus. Im Gegenteil, sie wird jetzt als ausdrucksstark bezeichnet. Die Linie und das Heck waren nie Stein des Anstoßes.

BMW i4 eDrive40

Motor: E-Motor

Leistung: 250 kW / 340 PS

Batteriegröße: 83,9 kWh Lithium-Ionen-Batterie

Max. Drehmoment: 430 Nm

Antrieb: Hinterradantrieb, Ein-Gang-Automatik

Höchstgeschw.: 190 km/h

Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 5,7 Sekunden

Verbrauch pro 100 Kilometer (Werksangaben/WLTP): 16,1 kWh / Testverbrauch: 22,0 kWh

Reichweite: bis 590 km (lt. Hersteller)

Länge: 4783 mm, Breite: 1852 mm, Höhe: 1448 mm

Leergewicht: 2125 kg

Kofferraumvolumen: 470-1290 l

Preis: 59 200 Euro

Serienausstattung: LM-Räder, LED-Scheinwerfer, Sportsitze, Instrumententafel in Sensatec mit Doppelnaht, Sport-Leder-Lenkrad, Curved Display mit 12,3- und 14,9-Zoll-Display, schlüsselloser Zugang, el. Heckklappe, Navigationssystem, Klimaautomatik, Einparkhilfe mit Rückfahrkamera, versch. Assistenzsysteme. se

Uns kommt es ja aber auf die inneren Werte an. Und so könnten die „Nieren“ beim i4 sogar ganz fehlen, denn der E-Motor braucht keinen Kühlergrill. Und diese E-Motoren zeichnet aus, dass sie ansatzlos vollen Schub liefern – was natürlich auch der i4-Testwagen mit seinen 340 PS tut. Allerdings müssen sich die mit mehr als 2,1 Tonnen – allein der Akku wiegt 550 Kilo – herumplagen. Und so kommt es, dass sich die auf dem Papier üppige Motorleistung nicht ganz so agil anfühlt, wie man es vielleicht erwarten könnte. Dennoch: Der i4 ist ein sehr flottes Auto. Schnelles Einfädeln geht ihm leicht von der Hand, bis zum von BMW selbstauferlegten Limit von 190 km/h liefert die E-Maschine kontinuierlich Kraft.

Reelle Reichweitenanzeige

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Sehr positiv beim i4 fällt auf, dass die Anzeigen der Reichweite sehr reell sind. Bei anderen E-Modellen verringert sie sich galoppartig, springt gerade bei zügigeren Fahren in 30-Kilometer-Schritten nach unten. Der BMW zählt schön, Kilometer für Kilometer, bergab und kommt am Ende auf rund 400 Kilometer. Für einen Stromer ist das ordentlich. Ist der Akku leer, und man hat das Glück, eine freie Schnellladesäule zu erwischen, saugt der in München gebaute Viertürer mit einer maximalen Ladeleistung von 205 kW in gut einer halben Stunde Strom auf etwa 80 Prozent. Wer zu Hause mit elf kW laden kann, ist in neun Stunden fertig. BMW verspricht übrigens, ohne seltene Erden auszukommen. Kobalt und Lithium für die Hochvoltbatterie werden laut BMW nachhaltig gewonnen. Und auch innen legen die Bayern Wert auf Nachhaltigkeit und verwenden zum Beispiel für die Sitze Recyclingmaterial.

In diesem Innenraum sticht als erstes das mächtige und leicht zum Fahrer gewölbte Riesendisplay ins Auge. Zwei 12,3- und 14,9-Zoll große Bildschirme informieren über die Geschwindigkeit, die Streckenführung oder Fahrzeugeinstellungen. Glücklicherweise wird aber nicht alles über den Touchscreen gesteuert, sondern der bekannte iDrive-Knopf oder Drehregler und feste Tasten säumen das Armaturenbrett. Die Spracheingabe ist – wie beim BMW üblich – hervorragend.

Die rahmenlosen Scheiben versprühen Coupé-Charakter, allerdings hat der i4 den Vorteil, dass die Hinterbank nicht umständlich über umgeklappte Vordersitze erklommen werden muss. Dennoch sitzt es sich hinten, gerade für Langbeinige, nicht so ganz bequem, das Raumangebot ist beengt. Vorne gibt es – wie auch über die feine Materialauswahl und die gute Verarbeitung – nichts zu meckern. Hinter der großen Heckklappe wartet schließlich ein stattlicher Kofferraum.

Die 4er Gran Coupés gibt es als Benziner (ab 49 500 Euro), Diesel und als i4 in zwei vollelektrischen Varianten – mit bis zu 544 PS. BMW zeigt mit der Reihe, dass E-Modelle nicht immer nur als SUV daherkommen müssen, sondern dass es auch elegant geht.

Ressortleitung Projektredakteur/Autoredakteur

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