Mannheim. MG - zwei Buchstaben, die seit 100 Jahren für sportliche Autos mit britischem Stil stehen. Inzwischen ist MG Motor chinesisch und gehört zum Unternehmen SAIC Motor, das in China nach eigenen Angaben zu den führenden Autobauern gehört und seit Jahren bei den Verkaufszahlen ganz oben steht. Im Design der Fahrzeuge von Morris Garages (dafür steht MG) spiegelt sich die Herkunft aus dem Motorsport wider - bald zu sehen auch an einem elektrischen Roadster namens Cyberstar, der für 2025 angekündigt wird.
Doch zurück in die Gegenwart und zum vollelektrischen MG4, dem sich dieser Test widmet. Das Modell aus der Kompaktklasse macht durch ein extrovertiertes Design auf sich aufmerksam. Scharf gezeichnete Linien, spitz zulaufende Frontscheinwerfer und eine stark nach vorne abfallende Motorhaube betonen auch hier die Sportlichkeit. Ebenso extravagant ist das Heck gestaltet: mit geteiltem Spoiler und dominanter Lichtsignatur, deren Ausläufer bis in die C-Säule reichen. Das Höchstmaß an Aufmerksamkeit beschert die aufpreispflichtige (650 Euro) Lackierung Fizzy Orange, mit der auch der Testwagen unterwegs war.
Das auffällige Design hat im Alltag seine Tücken. So ist die Sicht nach hinten stark eingeschränkt und nur über die 360 Grad Kamera, die in höheren Ausstattungsversionen serienmäßig ist, gut abgesichert. Abstriche müssen ebenfalls beim Kofferraum gemacht werden. Mit nur 363 Litern - weniger als beim Skoda Fabia - gelingt zwar der Wocheneinkauf, für größere Transporte wird es dagegen schnell knapp.
Kompensiert werden diese kleinen Makel durch den Fahrspaß, den der MG4 bietet. Er verhält sich mit einer gut abgestimmten Lenkung und einem Wendekreis von 11,7 Meter äußerst agil. Zur sportlichen Anmutung passt das Fahrwerk, das den Wagen sicher und gerne auch mal flott durch die Kurven trägt, und dabei Wankbewegungen verhindert. Entsprechend härter ist die Federung abgestimmt, trotzdem geht für die Insassen kein Komfort verloren, wenn der Asphalt unter den Rädern mal etwas löchrig ist.
Der Verbrauch liegt bei 17,9 Kilowattstunden
Den MG4 schiebt ein 245 PS-Elektromotor über die Hinterachse an. Das geschieht vom Stand weg mit Nachdruck, und zwar so, dass auch auf der Autobahn immer Kraftreserven zum Überholen vorhanden sind. Etwas gewöhnungsbedürftig sind anfangs die stark zupackende Bremse und die voreingestellte Rekuperation aus vier Stufen. Damit beim Rollen möglichst viel Energie zurückgewonnen wird, verzögert der Motor nämlich stark. Wenn man sich aber damit vertraut gemacht hat, wann der richtige Moment ist, um das Gaspedal zu lupfen, geht kein Fahrspaß verloren. Dazu spart man Energie: 17,9 Kilowattstunden sind es im Schnitt, auf der Autobahn rund 22 bis 23 - das ist in Ordnung.
Der Innenraum ist sehr reduziert gestaltet. Schalter oder Knöpfe befinden sich nur am Lenkrad und unter dem zentralen Bildschirm, der auf der Mittelkonsole steht. Das Gestühl bietet einen guten Komfort und insbesondere für Fahrer und Beifahrer ordentlich Platz. Dahinter müssen Großgewachsene jedoch den Kopf einziehen und die Beine anwinkeln, weil die Bank tief ist. Kurioserweise bietet der Platz in der Mitte die meiste Freiheit für Knie und Beine, wegen der höheren Sitzposition nimmt der Kopf aber früher Kontakt mit dem Dach auf.
Die Extended-Range-Ausführung bietet die größte Reichweite der Modellreihe - zu einem hohen Preis von 45 990 Euro. Günstiger fährt, wer auch mit 51 kWh Batteriekapazität und rund 350 Kilometer Reichweite auskommt: das ist die Basisausführung für 35 640 Euro. Obendrein spendiert MG auf Batterie und Motor eine Garantie von sieben Jahren oder bis 150 000 Kilometer.
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