Mannheim. Kleines Fahrzeug, große Wirkung: Wer mit dem Microlino durch die Gegend fährt, erregt Aufmerksamkeit. Menschen am Straßenrand schauen der kleinen Kugel verzückt hinterher, Daumen gehen nach oben. Viele erinnert das Modell an die BMW Isetta, die von 1955 bis 1962 den Spagat zwischen Motorrad und Auto herstellte. Doch in Zeiten der E-Mobile wird der Microlino natürlich nicht mehr von einem Einzylinder-Benziner, sondern von einem Elektromotor angetrieben.
Als vierrädriges Leichtfahrzeug hält der Microlino seine beiden Passagiere vor allem trocken. Wie schon bei der Isetta öffnet sich die Türe nach vorne, an den Seiten sind zwei Scheinwerfer angebracht, die an süße Kulleraugen erinnern. Der Microlino hat zwei Sitze, einen Kofferraum und ein Faltdach. Wenn die Türe per Knopfdruck geöffnet ist, gilt es erstmal ins Innere zu krabbeln. Das heißt, Kopf einziehen, sich um das Lenkrad herumwinden und ans Fenster kuscheln, damit Person Nummer zwei auch einsteigen kann. Am Besten ist es, sich vorher noch anzuschnallen - viel Bewegungsfreiheit bleibt dann nicht mehr.
Zum Starten wird noch ein Schlüssel ins Zündschloss gesteckt und umgedreht. Dann geht es los, und zwar flott. Da staunen die anderen Verkehrsteilnehmer, wie schnell sich der von einem Heckmotor angetriebene Microlino einen Vorsprung herausfährt. Wenig Gewicht hilft dabei, dass nach fünf Sekunden der Tacho schon bei 50 steht. Darüber hinaus lässt der Spurt nach. Bei Tempo 80 auf einer Brückenrampe muss der Motor schon fast alles geben. Eine Extraportion Beschleunigung kann über die Sport-Taste erzeugt werden. Damit zündet der Motor nicht gerade einen Turbo, er holt aber noch etwas an Kraft heraus.
Dabei wird es laut. Denn der Motor ist beim Fahren nicht geräuschlos, wie sonst bei Elektroautos üblich, sondern erzeugt eine Akustik, die abwechselnd nach Waschmaschine und Kaffeemühle klingt. Den Passanten jedenfalls gefällt es. „Haben Sie den konstruiert und kann man den kaufen?“, lautet eine häufig gestellte Frage. Nein, soweit reicht unser handwerkliches Geschick dann doch nicht.
Schweizer Familienunternehmen steht hinter der Marke Microlino
Hinter dem Microlino steht das Schweizer Familienunternehmen Micro Mobility Systems: Wim Ouboter mit seinen Söhnen Merlin und Oliver. Sie haben den Wagen zusammen mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften entwickelt - als elektrisch angetriebenes Stadtauto. Gefertigt wird der Microlino in der Autostadt Turin. Um den zweiten Teil der Frage zu beantworten: Mindestens 19 400 Euro kostet die 90 km/h-Version mit dem kleinen 5,5 kWh-Akku und etwa 93 Kilometer Reichweite. Die Lite-Version, die auf 45 km/h begrenzt ist und schon von 15-Jährigen (Führerscheinklasse AM) gefahren werden darf, ist mit 17 990 Euro kaum günstiger. Das ist richtig viel Geld.

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Natürlich darf man den Komfortanspruch bei einem Leichtfahrzeug nicht zu hoch schrauben. Allerdings ist die Federung wirklich gar nichts für Rückenempfindliche. Jede, aber auch wirklich jede Kanaldeckelüberfahrt mit den 13-Zoll-Reifchen wird 1:1 ans Gesäß weitergegeben, Bodenwellen sorgen für heftiges Wippen. Generell müssen bei der Ausstattung Abstriche gemacht werden. Bei Heizung und Lüftung gibt es nur „an“ oder „aus“, die Temperatur kann nicht gewählt werden. Eine Servolenkung ist nicht vorhanden, ebenso Airbags oder ESP. Dafür findet sich immer ein Parkplatz, zur Not auch quer zur Straße.
Überraschend groß wirkt der Kofferraum über dem Motor, der sich über die weit ausschwingende Heckklappe toll beladen lässt und weit mehr Platz bietet als nur für zwei Wasserkisten. Klasse, ein guter Begleiter für die Stadt.
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