Mannheim. Limousinen haben es in Deutschland schwer. Die Kundschaft fährt mehr auf SUVs und Kombis ab, diese Vorlieben schlagen sich auch in den Verkaufszahlen nieder. Volkswagen hat beim Passat schon darauf reagiert und bietet das Modell nur noch als Kombi an.
Wer eine große Limousine mit dem VW-Emblem möchte, wird deshalb beim ID.7 landen. Der ist, was Größe, Ausstattung sowie den Anspruch der Wolfsburger („das Topmodell der elektrischen ID. Familie“) angeht, so etwas wie das Elektro-Pendant zum Passat - und unter den E-Antrieben das Flaggschiff.
Der fast fünf Meter lange Stromer ist komplett neu entwickelt worden und richtet sich an private und geschäftliche Vielfahrer. Angetrieben wird der ID.7 von einer 286-PS-Maschine, die die Kraft über die Hinterachse auf den Asphalt überträgt. Trotz starker 545 Newtonmeter ist der Antritt nicht zu forsch, dennoch nimmt der Wagen zügig und linear Tempo auf. Ob mit stärkerer Verzögerung im Stadtverkehr oder beim „Segeln“, also ausrollen, auf Überlandstrecken: Die Elektrolimousine bereitet viel Fahrspaß.
Zum Fahrkomfort tragen die sehr gute Geräuschabschirmung und das Fahrwerk bei. Abgesehen von leichtem Schaukeln bei kurzen Wellen hält es Lästiges von den Passagieren fern. Etwas Gewöhnung bedarf das Bremspedalgefühl: Zwar packt die Bremsanlage (hinten mit Trommelbremsen) kräftig zu, der Druckpunkt kommt jedoch spät. Tadellos ist die Lenkung, die direkt anspricht, dadurch stets ein sicheres Gefühl vermittelt und die Limousine auch dank eines Wendekreises von 10,9 Meter wendig im Handling macht.
Dreh- und Angelpunkt ist der zentrale 15 Zoll Bildschirm
Im schön verarbeiteten Innenraum nutzen die Wolfsburger ein völlig neues Konzept. Das Cockpit präsentiert sich sehr aufgeräumt mit wenigen Tasten, nahezu alle Funktionen werden über den großen, zum Fahrer geneigten 15 Zoll Zentralbildschirm gesteuert. Große Symbole und mehrere Schnellzugriffsflächen erleichtern die Bedienung. Klima und Lüftung werden ebenfalls auf dem Screen geregelt. Intelligente Luftausströmer steuern und verteilen den Nachschub an Frischluft automatisch. ID-typisch liegt im Blickfeld des Fahrers nur ein kleines Display. Mit einem serienmäßigen Augmented-Reality-Head-Up-Display ist der Fahrer aber immer im Bilde.
Wer viel Zeit im Auto verbringt, möchte es bequem haben. Diesen Anspruch erfüllt die Schrägheck-Limousine: Das Gestühl vorne ist oberklassereif, mit gutem Seitenhalt, Konturen, Heizung, Lüftung und Massage - allerdings gibt es den Komfort nur im Komplettpaket Interieur „Plus“ für 4450 Euro Aufpreis. Dank 2,97 Meter Radstand bietet er auch auf der hinteren Sitzreihe großzügige Platzverhältnisse, mit viel Luft nach oben und zu den Vordersitzen. Trotzdem bleibt ordentlich Stauraum für Reisegepäck: Mindestens 532 Liter nimmt der Kofferraum auf. Dort, genauer gesagt im Boden, muss auch das Ladekabel unterkommen, denn es gibt kein Fach unter der Fronthaube. Es passt aber genauso in eine seitliche Ablage, so dass bei voller Beladung nicht alles ausgeräumt werden muss.
Allzu häufiges Laden ist ohnehin nicht nötig, denn der ID.7 ist - bei idealen Temperaturen um 20 Grad - mit 17,6 kWh sparsam. In der Stadt und auf Überlandstrecken kommt er mit unter 15 kWh aus. Für 618 Kilometer, die VW angibt, reicht der Strom aber nicht, realistisch sind 420. Wenn geladen wird, fließen bei recht leerem Akku mit 180 kW sogar mehr als vom Hersteller angegeben, wenn auch nur für kurze Zeit.
Der ID.7 startet bei 53 995 Euro, mit dem 86 kWh-Akku bei fast 59 000 Euro. Übrigens ist der Wettbewerb zwischen Limousine und Kombi werksintern eröffnet: VW hat einen Kombi, genannt Tourer, nachgelegt.
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