Im Test

Der Hingucker

Opel präsentiert mit dem Rocks-e ein reines Kurzstreckenmobil und zwar mit elektrischem Antrieb, einer spartanischen Ausstattung und viel Charme

Von 
Stephan Eisner u. Christian Schall
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Die Dynamik auf dem Bild täuscht etwas. Der Opel Rocks-e darf nur 45 km/h fahren. © Opel

Mannheim. Oft sind es ja die kleinen Dinge im Leben, die besonders viel Freude bereiten. Das könnte man sicherlich auch von dem wohl bislang zierlichsten Fahrzeug unserer Testredaktion sagen: dem Opel Rocks-e. Und dabei erregt der nur knapp 2,5 Meter kurze Zweisitzer eine Aufmerksamkeit, die sich Besitzer von Supersportwagen teuer erkaufen müssen. Trotz des gelebten Minimalismus’, der auch beim Antrieb das Motto ist: Damit der Rocks-e schon von 15-Jährigen mit dem Rollerführerschein AM bewegt werden darf, fährt er nicht schneller als 45 km/h.

Opel Rocks-e TeKno

Motor: Elektromotor

Leistung: 9 kW / 12 PS

Batteriegröße: 5,5 kWh

Max. Drehmoment (Systemleistung): 40 Nm

Antrieb: Automatik-Elektroantrieb

Höchstgeschw.: 45 km/h

Beschleunigung: 0 bis 45 km/h in 10 Sekunden

Verbrauch kombiniert (WLTP): 11,9 kWh/100 km

Ladezeit: 3,5 Stunden an der Haushaltssteckdose / Reichweite: 75 km (lt. Hersteller)

Länge: 2410 mm, Breite: 1390 mm, Höhe: 1520 mm

Wendekreis: 7,20 Meter

Leergewicht: 471 kg

Kofferraumvolumen: 63 l Stauraum im Beifahrerfußraum

Preis: 8790 Euro

Serienausstattung: 14-Zoll-Räder, Panorama-Glasdach, LED-Scheinwerfer, fest installiertes Ladekabel in der Beifahrertür, zwei gegenläufig öffnende Türen mit Schlaufen, Klappfenster, stufenloses Gebläse, USB-Anschluss, Smartphone-Halterung. cs

Und diese Höchstgeschwindigkeit verrät auch der große Aufkleber mit der „45“ auf der Heckscheibe. Für manche Verkehrsteilnehmer ein Anlass, nach dem Überholen gefährlich scharf einzuscheren. Andere dagegen wundern sich darüber, dass sie beim Anfahren an der Ampel das Nachsehen haben, weil der Rocks-e sie mit seiner starken Beschleunigung abhängt. Der Rocks-e hat ein Brüderlein, den baugleichen Citroën Ami. Sie sind reine Kurzstreckenmobile, die ein Moped ersetzen können, es aber ermöglichen, mit gut sitzender Frisur und trocken ans Ziel zu kommen. Wer aber meint, die Passagen bequem hinter sich zu bringen, der täuscht sich. Die Sitze sind extrem hart, das Fahrwerk auch.

Das Heck des Rocks-e ziert auch das günstige Mopedkennzeichen. © Christian Bittmann

Sehr positiv fällt der Verbrauch auf. Entgegen der bei E-Mobilen verbreiteten Unart, dass die Reichweite während der Fahrt in keinem Verhältnis zu den zurückgelegten Kilometern sinkt, zählt der Rocks-e brav jeden einzelnen absolvierten Kilometer seiner 75 umfassenden Reichweite ab – und das im Prinzip bei permanenten Vollgasfahrten. Das Laden geht fluchs an der Haushaltssteckdose – in 3,5 Stunden. Dabei muss nur das Kabel – wie bei einem Staubsauger – aus dem Holm an der Beifahrertüre gezogen werden.

Klappfenster wie beim 2 CV

Aus Sicherheitsgründen dürfen E-Mobile nicht mehr lautlos dahin gleiten, sie müssen ein Geräusch erzeugen. Opel hat sich zu einem turbinengleichen „Motorengeräusch“ entschieden, das ein wenig an einen hochtourig laufenden Mixer erinnert. Vielleicht sind einem auch deshalb die ungläubigen Blicke gewiss. Es ist geradezu unterhaltsam, durch die Stadt zu fahren und dabei die Reaktionen der Passanten am Straßenrand einzufangen. Kaum jemand, der sich beim Anblick des kleinen Gefährts nicht umdreht und hinterherschaut. Durch die offenen Klappfenster, die schon der gute alte 2 CV hatte, dringen die Beurteilungen nach innen – von gefällig („Och, kuck mal, wie lustig“) bis abfällig („Was is’n des fer ä Bleschdoos?“).

In der Ausstattungsvariante TeKno verleihen neongelbe Verkleidungen an Front- und Heckschürze zusätzliche Aufmerksamkeit. Einen Überraschungseffekt bieten die Türen, die mit einem separaten Schlüssel entriegelt werden. Zwar sind sie identisch gestaltet, lassen sich aber unterschiedlich – gegenläufig – öffnen: Die Fahrertür geht nach hinten auf, die Beifahrertür nach vorne. Gewöhnliche Türgriffe gibt es nicht, stattdessen baumeln auf Fahrer- und Beifahrerseite zwei Schlaufen. Sie leuchten ebenfalls neongelb und führen die äußere Farbgebung innen fort, genauso wie diverse Ablagefächer, Staunetze in den Türen und ein Haken für eine Einkaufstasche auf der Beifahrerseite.

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Apropos Einkaufen: Weil der Rocks-e keinen Gepäckraum hat, sollte man sich für größere Erledigungen besser alleine auf den Weg zum Supermarkt machen. Denn die Einkäufe müssen im Fußraum der Beifahrerseite unterkommen. Dieser bietet eine Aussparung für einen kleinen Koffer. Wenn aber zu ein paar Tüten noch eine Getränkekiste dazukommt, könnte es für den Mitfahrer eng werden. In den 80er Jahren wurde der Fiat Panda als „Tolle Kiste“ beworben. Diese Nachfolge tritt nun der Rocks-e an – als charmanter Stadtflitzer ab 7990 Euro.

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