Food-Trend

Pariser lieben deutsche Döner

Ohne Baguette und mit gutem Fleisch: Döner Kebab "nach Berliner Art" ist in Paris ein Trendessen - gerne mit deutschen Getränken. Und doch wird das Essen in Frankreich anders als hierzulande serviert

Von 
Birgirt Holzer
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Döner „nach Berliner Art“ gibt es in Paris zum Beispiel im Sürpriz. © Sürpriz

Paris. Ein einziger Blick auf die dynamische Pariser Restaurant-Szene genügt, um einen Eindruck davon zu bekommen, welche Stadt hier gerade besonders angesagt ist. Es handelt sich um eine deutsche Metropole, über deren Ess-Kultur Französinnen und Franzosen früher eher die Nase rümpften.

Doch aus der einstigen Ablehnung ist Faszination geworden. Da gibt es die „Berliner Wunderbar“ im Ausgehviertel beim Bastille-Platz oder das In-Lokal „Kiez Biergarten“ mit deutscher Küche, dessen Besitzer inzwischen auch ein kleines Geschäft mit typischen Produkten von Sauerkraut bis Puddingpulver - in Frankreich sonst unauffindbar - betreiben.

Zuletzt verzeichnete die französische Hauptstadt außerdem einen spektakulären Anstieg von Läden, die den Klassiker Döner Kebab anbieten, wie ihn einst türkische Einwanderer in Deutschland einführten. Sie heißen „Berliner - Das original“ (absichtlich klein geschrieben!), „Gemüse“ oder „Sürpriz - Berliner Kebab“.

Erstklassiges Fleisch und vegetarische Alternative

Bislang hatten Döner in Frankreich keinen guten Ruf, gab es sie doch nur in Form von „viel Fleisch von mittelmäßiger Qualität, in ein Baguette-Brot gepackt“. So beschreibt es Stéphane Brass, der mit seinem Geschäftspartner Benedikt Schilling vor vier Jahren „Sürpriz“ gegründet hat, um die Art von Döner-Buden, wie sie sie aus Berlin, Frankfurt oder anderen deutschen Städten kannten, nach Paris zu bringen.

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Zu ihrer Rezeptur, sagt der 29-jährige Deutsch-Franzose, gehören viel Salat und Gemüse, erstklassiges Fleisch oder als vegetarische Alternative Halloumi-Käse in einem Pita-Brot. Dazu servieren sie in ihren vier Lokalen fritz-kola und Rhabarbersaft-Schorle.

Als Brass 2018 nach Räumlichkeiten suchte, wies ihn der Immobilienmakler darauf hin, dass er mehrere Anfragen junger Unternehmer mit derselben Idee habe. „Das zeigte umso mehr, dass sie Sinn machte“, sagt Brass. „Berlin ist zu einer Marke geworden, so wie andere Weltstädte wie London oder New York: Es gilt als cool und steht für ein internationales, weltoffenes Deutschland.“ Der türkisch-deutsche Döner sei ein Vorzeige-Produkt der Integration.

In Frankreich: Gutes Bild vom Nachbarland Deutschland

Tatsächlich verbessert sich das Image der Deutschen in Frankreich seit Jahren kontinuierlich. In einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Ifop vor gut einem Jahr gaben 91 Prozent der Befragten an, ein gutes Bild von ihrem Nachbarland zu haben, auf das sie überwiegend mit Respekt und Sympathie blickten.

„Nur noch ein Drittel bezeichnet Deutschland als arrogant, was einem Rückgang von sechs Prozent gegenüber 2018 entspricht“, analysierte Jérôme Fourquet, Chef der Abteilung Meinung bei Ifop. Bewunderung gebe es vor allem für die politische Stabilität und die Wirtschaftskraft. Während Produkte, die in der deutschen Fernsehwerbung von Menschen mit französischem Akzent angepriesen werden, als hochgradig verführerisch gelten, soll Werbung auf Deutsch in Frankreich Qualität garantieren.

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Vor ein paar Jahren schaltete Opel eine Anzeige, in der ein großgewachsener, blonder Deutscher ein Automodell in seiner Sprache vorstellte. Auf Französisch folgte nur der Zusatz: „Man muss nicht Deutsch sprechen, um zu verstehen, dass dieser Opel ein echtes deutsches Auto ist.“ Renault parodierte den Clip mit einem Franzosen, der zweisprachiges Kauderwelsch von sich gab und dann schloss: „Ich bin eine Berline.“ Das französische Wort für Limousine ist „berline“.

Berliner Krapfen und vielleicht auch bald deutschen Käsekuchen

Es gilt sich an die jeweiligen Erwartungen der Kunden anzupassen - das haben auch die Betreiber der Pariser „Sürpriz“-Läden gelernt. „Anfangs wollten wir unsere Döner genau so anbieten, wie wir es kennen, also auf die Hand und ohne Pommes“, erzählt Stéphane Brass.

Doch Fritten als Beilage gehören hier ebenso dazu wie ein Getränk und ein Dessert: „Viele Gäste wollen ein komplettes Menü, es in Ruhe und im Sitzen essen.“ Deshalb gibt es jetzt als Nachtisch Berliner Krapfen und bald vielleicht auch deutschen Käsekuchen.

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