Viernheim. Ein kleiner weißer Bildschirm auf einem Ständer mit einem leuchtenden Bildschirm zieht in der Apostelkirche die Blicke auf sich. „Spenden ist eine Herzensangelegenheit“ lautet der Spruch an dem Terminal, mit dem die Pfarrei Heiliger Johannes XXIII. die „digitale Kollekte“, eine neue Spendenmöglichkeit ohne Bargeld, vorstellt.
„Kollekte“ kommt vom lateinischen Verb „colligere“ und bedeutet „sammeln“ - es wird Geld für kirchliche oder karitative Zwecke gesammelt. Mit den Spenden werden pastorale und soziale Projekte in der Welt unterstützt oder auch die Anliegen in der eigenen Pfarrei finanziert. Meistens erfolgt die Kollekte im Gottesdienst, die Ministranten reichen den Klingelbeutel oder das Spendenkörbchen durch die Reihen. Gottesdienstbesucher geben Münzen und Scheine hinein. Weil aber in der heutigen Zeit immer mehr Menschen ohne Bargeld unterwegs sind, bietet die Pfarrei Heiliger Johannes XXIII. jetzt eine Möglichkeit an, bargeldlos zu spenden.
„Selbst die kleinsten Einkäufe sind mittlerweile mit Karte oder Smartphone zu bezahlen. Auf dieses veränderte Zahlungsverhalten reagieren wir und bieten ein digitales Spendenterminal an“, erklärt Verwaltungsleiterin Christina Arnold.
Das weiße Tablet ist von einem Software-Dienstleister aus Deutschland und steht vorerst am Seiteneingang in der Kirche. Auf dem Display sind drei Beträge voreingestellt, die man spenden kann: 5 Euro, 10 Euro und 20 Euro. Es besteht aber die Möglichkeit, jeden anderen beliebigen Betrag einzugeben, allerdings ohne Kommastellen, also ohne Cent-Beträge. Der Bildschirm fordert dann auf, die Geldkarte oder das Handy oder auch eine Smartwatch aufzulegen. Nach wenigen Sekunden ist die Spende abgebucht.
Direkt am Terminal kann man auch eine Spendenquittung anfordern
Aktuell reagiert das Spendenterminal manchmal nicht sofort, vielleicht ist ein zweiter und dritter Versuch notwendig, bis sich die Geräte verbunden haben. Nach der erfolgten Buchung kann man sich direkt am Terminal auch eine Spendenquittung anfordern. Dazu muss der Spender seine Mailadresse angeben und bekommt dann automatisiert eine Bestätigung zugeschickt, der mit dem Kontoauszug als Nachweis für steuerliche Belange ausreicht. „Wer soviel spenden möchte, dass er eine richtige Spendenbescheinigung braucht, wird das ohnehin nicht über das Terminal machen“, sagt Arnold.
Sechs Monate will die Gemeinde das digitale Spenden testen
Aber Mitfeiernde im Gottesdienst, die gerade nicht das passende Bargeld einstecken haben, und die Menschen, die tagsüber in die Apostelkirche kommen, um eine Kerze anzuzünden, zur Andacht zu verweilen oder in der Nachweihnachtszeit die Krippe zu besuchen, können jetzt unkompliziert spenden und die vielfältigen Aufgaben der Pfarrei unterstützen. Etwa sechs Monate lang will die Gemeinde das digitale Spenden testen. „Wir möchten in dieser Pilotphase ausprobieren, ob und wie häufig das Spendenterminal genutzt wird, und suchen auch nach dem idealen Platz“, erklärt Arnold, dass man sich über Rückmeldung der Gemeindemitglieder und der Kirchenbesucher freue.
In der Region ist die digitale Spendenmöglichkeit nicht die einzige: Fast zeitgleich mit den Viernheimern hat auch die Evangelische Landeskirche in Baden eine Pilotphase gestartet, im Eingangsbereich der Mannheimer Christuskirche ist eine ähnliche Spendensäule aufgestellt. Ist die digitale Kollekte auch ein Thema für die evangelische Kirche in Viernheim? „Das ist bei uns noch nicht diskutiert worden“, sagt Pfarrer Markus Eichler, der vermutet: „Ich denke aber, dass es mittelfristig auch für uns ein Thema werden dürfte.“
Was die evangelischen Gemeinden in Viernheim überlegen, ist die Einführung einer digitalen Bezahlmöglichkeit auf der zukünftigen gemeinsamen Gemeindehomepage. „Das ist in der Landeskirche schon möglich“, berichtet Pfarrer Eichler. Auf der Internetseite der evangelischen Kirche Hessen-Nassau kann man „Kollekte online“ aufrufen. Per Mausklick wird man auf eine weitere Seite mit dem Spendenmodul weitergeleitet. Dort kann man den Betrag ab fünf Euro frei auswählen und auch den Spendenzweck - es werden die aktuellen und die nächsten Kollekte-Empfänger wie etwa „Brot für die Welt“ angezeigt. Bei den Spenden vor Ort, in Mannheim und auch in der Apostelkirche in Viernheim wird mit den Einnahmen über das Digitalterminal vorrangig die gemeindliche Arbeit unterstützt.
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