Viernheim. Ein Blick auf den Entwurf des Bundeshaushalts 2025 zeigt, dass dort gleich viele Ministerien mit Kürzungen ihrer Budgets rechnen müssen. Davon betroffen ist auch das Innenministerium und damit indirekt auch der Verein Lernmobil – Integration durch Bildung in Viernheim. Demnach könnten gleich mehrere Projekte nicht mehr vollumfänglich fortgeführt werden. Deshalb haben die Verantwortlichen den Bergsträßer Bundestagsabgeordneten Michael Meister (CDU) eingeladen, um die Arbeit des Lernmobils zu präsentieren und mögliche Auswirkungen der Sparmaßnahmen aufzuzeigen.
Wegen des Spardrucks sollen die Mittel für Sprachkurse im kommenden Jahr halbiert werden. Die Ampelkoalition plant, weniger Geld für Sprach- und Integrationskurse für Zuwanderer bereitzustellen. Das Bundesinnenministerium, das aktuell 1,1 Milliarden Euro in Integrationskurse investiert, kann hierfür künftig nur noch 500 Millionen Euro ausgeben, also weniger als die Hälfte.
Einschnitte treffen Sprachkurse und Mitarbeitende
Deshalb schrillen beim Lernmobil in Viernheim seit Bekanntgabe der Zahlen die Alarmglocken. Das Lernmobil ist mit seinen Sprach- und Integrationskursen auch in Nachbarstädten wie Lampertheim und Bürstadt engagiert. „Von den Einschnitten wären zahlreiche Sprachkurse betroffen, aber auch unsere Mitarbeitenden. Deshalb wollen wir wissen, wie der aktuelle Stand ist, um planen zu können“, erklärt Lernmobil-Mitbegründerin Brigitta Eckert den Grund der Einladung.
Die Kürzungen hätten schwerwiegende Auswirkungen auf die Sprachkurse. Die Wartezeit für Deutschkurse würden sich verlängern, womit erhöhte Kosten auf die Sozialsysteme zukämen, führte Eckard weiter aus. Außerdem könnten gemeinsame Maßnahmen mit anderen Stellen wie dem Job Center wegfallen.
Das Treffen begann mit einem kurzen Rundgang durch das Stiftungshaus in der Rathausstraße. Dort befinden sich modern ausgestattete Unterrichtsräume für die entsprechenden Kurse und Seminare, aber auch Büros und Beratungsplätze. „Ich war ja schon lange nicht mehr beim Lernmobil, aber die Bedingungen hier in den neuen Räumen sind schon sehr gut“ zeigte sich der der Bundestagsabgeordnete angetan.
Geschäftsführerin Larysa Kay-Kulakowski gab einen kurzen Überblick, was unter dem Dach des Lernmobils von den 339 Beschäftigen aus 28 Herkunftsländern geleistet wird. „Es gibt die Fachbereiche Betreuung, Erziehung, Bildung, außerdem Sprache und Arbeitsmarktintegration sowie den Bereich Vielfalt, in dem sich die Integrationslotsinnen und -lotsen aber auch Beratungen und die Initiative Viernheim Connected befinden.“ Bei der Schülerbetreuung geht das Engagement mittlerweile auch über die Stadtgrenzen hinaus, in vielen anderen Grundschulen des Kreises Bergstraße wird das Konzept ebenfalls umgesetzt.
Angebote als Blaupause für andere Kommunen
Dass die Teilnehmenden von unterschiedlichen Institutionen zum Lernmobil kommen, sieht Michael Meister als gelungene Verknüpfung. Auch dass einige Angebote als Blaupausen für andere Kommunen dienen, sei lobenswert. „Das alles ist natürlich mit einem großen bürokratischen Aufwand verbunden, der viel Zeit und Geld kostet. Deshalb wäre eine Aufstockung des Etats notwendig“, so Meister, der im Finanzausschuss des Bundestags sitzt.
Obwohl die Aussichten auf eine weitere erfolgreiche Arbeit nicht gerade rosig sind, blicken die Verantwortlichen des Lernmobils in die Zukunft. Demnach soll es unter dem Titel „Rein in die Arbeit“ ein weiteres Angebot geben, um die Zuwanderer schnell in die Berufswelt zu integrieren. „Wir möchten in Viernheim ein Pilotprojekt ins Leben rufen, bei dem die Teilnehmenden halbtags theoretisch geschult werden, in der restlichen Zeit aber auch eine Ausbildung machen können oder einem Beruf nachgehen. Dabei ist es wichtig, die Zuständigkeit an einer Stelle zu bündeln, um nicht von Amt zu Amt laufen zu müssen“, erklärt Eckert kurz die Überlegungen, die dahinter stecken. Außerdem würde man bei diesem Modell auch noch Geld sparen.
Meister nimmt das Thema mit in den Bundesfinanzausschuss
„Ich habe mir einige Dinge notiert und werde die Informationen speziell über das Pilotprojekt mit nach Berlin nehmen. Demnächst finden dort nämlich weitere Beratungen zum Haushaltsentwurf statt. Die Zeit drängt allerdings, denn schon im November sollen die Zahlen verabschiedet werden“, versprach CDU-Politiker Meister am Ende des gut einstündigen Treffens im Stiftungshaus.
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