Lampertheim. Für die Handballer des Turnvereins Lampertheim war der zurückliegende Samstag sicher kein Tag wie jeder andere. Ab 14 Uhr begingen sie im heimischen Sportpark Ost ihr 100-jähriges Bestehen. Schauplatz der Veranstaltung war zu Beginn der Rasenplatz seitlich der Jahnhalle.
Jede Menge Verköstigungsmöglichkeiten standen zur Verfügung, Deftiges vom Grill, Süßes vom Kuchenbuffet und, dem Wetter angemessen, jede Menge kalter Getränke. Es bleibt festzustellen, dass Petrus wohl Handballfan sein muss, denn das Wetter präsentierte sich hochsommerlich. Das war natürlich nicht für alle ein Zuckerschlecken, denn kurz nach dem offiziellen Beginn wurde es sportlich und schweißtreibend zugleich.
Durstlöscher und Kühlpacks in der Pause sehr gefragt
Ein Handball-Spaßturnier nannten es die Organisatoren. Doch das mit dem Vergnügen war eine Frage der Perspektive. Fünf gemischte Teams mit jeweils sieben Spielern oder Spielerinnen traten für zweimal sieben Minuten gegeneinander an. Der Modus hatte eine kleine Hilfe für all jene Teilnehmer parat, die keine Handballer waren: Deren Tore zählten doppelt. Doch die Hitze hatten alle zu überstehen. Schon nach wenigen Minuten waren reihenweise hochrote Köpfe zu sehen, und bereits nach der ersten absolvierten Halbzeit hatten Kühlpacks und isotonische Durstlöscher Hochkonjunktur. Paarungen wie 1. HC Nix druff gegen Boomer bereiteten den zahlreichen Zuschauern trotzdem viel Vergnügen. Spielerisch war das Gebotene zum Teil durchaus respektabel. Die Ergebnisse standen nicht unbedingt im Fokus des Interesses, eher die Gaudi samt entsprechender lockerer Sprüche. Bei allem Amüsement gab es aber auch einen Wermutstropfen: Der erst kürzlich zum neuen ersten Vorsitzenden gewählte Michael Hornischer knickte bei einer Aktion übel um und musste mit Verdacht auf Knöchelbruch ins Krankenhaus eingeliefert werden.
In der Halle erfuhren die Besucher derweil einiges über das Geburtstagskind. Kurt Poppek und seine Helfer hatten viel Informationsmaterial zur Historie gesammelt und auf Schautafeln dargeboten. So erfuhr man, dass die Handballabteilung des TV fast so alt ist wie die Sportart selbst. 1915 vom Berliner Oberturnwart Max Heiser für Frauen als Torball entworfen, hieß der Sport ab 1917 Handball. Ganze sieben Jahre später fanden sich dann einige Lampertheimer Männer zusammen, der Rest ist bekannt. Die ersten Jahrzehnte existierte in erster Linie Feldhandball, die erste Weltmeisterschaft auf dem Feld und in der Halle fand 1938 statt. Beide Wettbewerbe gewann Deutschland.
Aber es gab ebenso Täler zu durchschreiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Jahnplatz von US-Truppen besetzt. Man musste auf den Sportplatz am Viernheimer Bahndamm ausweichen und sich diesen mit den Fußballern des FC Olympia teilen. Erst im Herbst 1946 ging es wieder Richtung Jahnplatz. Zwei Senioren-, zwei Jugendmannschaften und ein Damenteam hatte der Verein damals.
Im Jubiläumsjahr sieht es da deutlich besser aus: Zehn Erwachsenen- und Jugendmannschaften sowie 300 Mitglieder zählt die Handballabteilung. Für die sportliche Krönung der Saison sorgte die erste Herrenmannschaft, die den Meistertitel in der Bezirksliga A errang und somit in die Bezirksoberliga Darmstadt aufstieg.
Wie stark die Verbindung mit der Stadt ist, zeigte sich bei der Feierstunde, die in der Halle stattfand. Nach einer kurzen Begrüßung durch Poppek bedankte sich der Abteilungsleiter der Handballer, Dirk Keller, bei allen, „die über die Jahre die Fahne hochgehalten haben“. Zu denen gehörte in seiner Jugend auch Bürgermeister Gottfried Störmer, der in der Folge das Mikrofon ergriff. Störmer spielte bis zu seinem Abitur Handball beim Turnverein, ebenso wie seine Brüder Matthias, Gunter und Joachim.
Kontinuierliche Jugendarbeit sichert den Fortbestand
„Der Handballverein ist in Lampertheim eine beständige Größe. Seit 100 Jahren ist er aus regionalen Sportwelt nicht mehr wegzudenken“, bescheinigte er der Sportart schnell, technisch herausfordernd und voller Variationen zu sein, ein Kampfspiel, das jeden und jede im Verständnis untereinander fordere. Die erbrachten Leistungen kämen nur daher, dass der Club eine kontinuierliche Jugendarbeit leiste. Die ausgebildeten Aktiven zu halten und zu begeistern sei die ständige Aufgabe der Funktionäre. Störmer: „Für Lampertheim darf ich feststellen, dass der TV Handball nicht nur die sportliche DNA der Stadt bereichert, sondern auch dem Gemeinwesen durch die vielen vereinsinternen Feste seinen Stempel aufdrückt.“
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