Viernheim. Das Wasser rauscht die riesige Rutsche im Nichtschwimmerbereich herunter, auf der Oberfläche des großen Beckens glitzert das Sonnenlicht, die ganze Anlage ist in ein sattes Frühjahrsgrün getaucht. Wahrlich in neuem Glanz erstrahlt das frisch renovierte Viernheimer Waldschwimmbad. „Es ist alles bereit“, sagt ein sichtlich stolzer Stadtwerke-Leiter Dr. Ralph Franke. Der Zeitplan wurde zuletzt eingehalten. Das Gesundheitsamt hat die Wasserqualität für gut befunden. „An Pfingsten kann es losgehen.“
Mit einem großen Eröffnungswochenende startet die Freizeiteinrichtung von Samstag, 18. Mai, bis Montag, 20. Mai, in ihre erste komplette Saison seit zwei Jahren. Geboten werden Bewegungsspiele für die ganze Familie, deftige Speisen und Kuchen, den mehrere Vereine servieren. Außerdem gibt es Musik: Die Formation Holger Bläß and friends sorgt am Sonntag, ab 12.30 Uhr, für Stimmung.
Franke und Projektleiter Marco Wühler sind bei einem Rundgang über die Anlage sichtlich erleichtert, dass sie die unliebsamen Überraschungen, die die Großbaustelle mit sich gebracht hat, hinter sich lassen konnten. Eigentlich war die Eröffnung des Bades, das mit Edelstahlwannen ausgestattet wurde, bereits im vergangenen Jahr geplant.
Allerdings war der Untergrund im Schwimmerbecken nicht - wie in alten Unterlagen ausgewiesen - aus stabilem Beton, blickt Wühler zurück. Stattdessen habe man dort Waldboden und Styropor vorgefunden. Dies hatte zur Folge, dass die Vorarbeiten sehr aufwendig waren - und sich das Gesamtprojekt in die Länge zog. Um den Familien im Sommer 2023 dennoch so etwas wie Strandgefühle auf Viernheimer Gemarkung zu ermöglichen, öffnete die Einrichtung in einer Art Notbetrieb. Sieben Wochen lang waren Nichtschwimmer- und Planschbecken nutzbar.
Stadtwerke investieren gut drei Millionen Euro in die Anlage
Das alte Material, das die Arbeiten erschwerte, stammte von der jüngsten Sanierung vor rund 20 Jahren. Damals wurden die Becken mit Glasfaserbahnen ausgekleidet. Wegen der Temperaturschwankungen kam es immer wieder zu Rissen im Kunststoff und zu Unterbrechungen des Badebetriebs. Deshalb entschlossen sich die Stadtwerke, mittlerweile nicht nur Betreiber, sondern auch Eigentümer des Bades, für den neuerlichen Umbau. Insgesamt drei Millionen Euro hat der kommunale Energieversorger investiert. Über das Schwimmbad-Investitions- und Modernisierungsprogramm (SWIM) fließen laut Franke 700 000 bis 800 000 Euro an Fördergeldern.
Neu gegenüber dem vergangenen Jahr ist vor allem das fertiggestellte große Becken, das mit seinen 50 Metern Länge alle Anforderungen für Wettkämpfe erfüllt. Franke betont das, weil die Rücksichtnahme auf die Wünsche der Vereine Auswirkungen auf die Kosten hatte. „Wir haben einiges an Geld ausgegeben, um die Normen und Regeln einzuhalten.“ Dies gilt auch für die technischen Anlagen, die die Wasseraufbereitung steuern. Sie sind nun ebenso auf dem neuesten Stand.
Darüber hinaus wurden im Zuge des Gesamtprojekts Bäume gepflanzt, zusätzliche Bänke aufgestellt und die Spielgeräte auf Vordermann gebracht. Das Planschbecken verfügt mittlerweile über ein schattenspendendes Sonnensegel. Darüber hinaus locken das Kletternetz im Nichtschwimmerbecken und der Chill-out-Bereich mit Strandkörben. Wer Bewegung außerhalb des Wassers sucht, kann sich auf dem Beachvolleyball-Feld oder dem Fußballrasen sportlich betätigen.
Schrittweise haben Arbeiter nach Angaben von Marco Wühler zuletzt die Baustraße zurückgenommen. Dort, wo über Monate der Bagger unterwegs war, wächst jetzt Rasen - oder er wurde, als Fertigprodukt, ausgerollt. Damit sich alles ordentlich entwickeln kann, bleibt zu Beginn der Saison ein kleiner Teil der Liegewiesen gesperrt.
Aber das werde sich schnell ändern, erklärt der Projektleiter. Auf moderne Methoden gesetzt haben die Verantwortlichen beim Pflasterbelag, der die Becken umgibt. „Die Fugen aus Kunststoff lassen Wasser durch und verhindern, dass Unkraut wächst“, erläutert Wühler. Entwickelt habe das System eine Lampertheimer Firma. Generell hätten sich die Stadtwerke darum bemüht, „dort, wo es möglich war“, regionale Firmen bei der Auftragsvergabe zu berücksichtigen.
Wassertemperatur liegt aktuell bei 23 Grad Celsius
„Es sind extrem viele Arbeitsstunden zusammengekommen“, bilanziert Franke und dankt ausdrücklich dem Bäderteam für das Engagement in der zurückliegenden Zeit. Bis zum Wochenende sind noch die Abdeckungen auf den Überlaufrinnen zu platzieren. Außerdem wird das Pflaster mit dem Hochdruckreiniger von Schmutzresten befreit. Im letzten Schritt gilt es, den Chlorgehalt des Wassers zu optimieren.
Aktuell beträgt die Wassertemperatur 23 Grad Celsius. Franke hofft, dass es bis Samstag noch ein bis zwei Grad mehr werden. Und dann eine herausragende Saison mit sommerlichem Wetter und vielen Besuchern folgt. Der Stadtwerkechef - ganz Geschäftsmann - empfiehlt den Viernheimern den Kauf einer Saisonkarte. Um sie attraktiv zu machen, habe man den Preis, im Gegensatz zu dem der anderen Tickets, nicht angehoben. Mit einem Schmunzeln fügt er hinzu, es wäre ihm eigentlich am liebsten, alle Viernheimer würden ihren Urlaub im renovierten Freibad verbringen. „Kein Swimming-Pool im Hotel ist so schön wie dieser.“
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