Beim klassischen Schüleraustausch wohnen die Jugendlichen in Gastfamilien, lernen Deutsch, besuchen den Unterricht, tauschen sich über landestypische Gepflogenheiten aus und machen einen Ausflug nach Heidelberg. Die Schülerinnen und Schüler aus Italien, die die Energieagentur der Alexander-von-Humboldt-Schule besuchen, haben jedoch ein ganz anderes Programm. Bei der Agentur handelt es sich um eine Schülerfirma auf Vereinsbasis, in der Schüler mit Hilfe des Vereins Energiesparprojekte durchführen, mit allen betriebswirtschaftlichen Konsequenzen, technischen und logistischen Problemen.
Die Sprache des Treffens ist Englisch, die Schüler wohnen im Hotel. In der Schule halten die Schüler Vorträge über Energiethemen, es gibt Besichtigungen von Niedrigenergiehäusern in der Nähe der Schule. „Es ist ein Austausch unter Wissenschaftlern“, fasst Lehrerin Silvia Heinz die Aktion zusammen.
Agentur ist Wahlpflichtfach für Acht- und Neuntklässler
Auch wenn es eher ein Business ist - der Ausflug nach Heidelberg mit „visiting castle and old town“ darf nicht fehlen. Zu Besuch sind 13 Schüler und drei Lehrer der Schulen IIS Olivetti und IIS Cena. Im März hatte es bereits einen Besuch von Schülern in Italien gegeben, nun waren die Italiener an der Reihe, Viernheim zu besuchen. Ein straffes Programm erwartete sie. „Bei uns geht es um regenerative Energiegewinnung. Die Energiesparmaßnahmen finanzieren den Verein“, sagt Erik Schatz, zweiter Vorsitzender.
Die Agentur ist ein Wahlpflichtfach für Schüler der achten und neunten Klassen. Ein Projekt befasst sich zum Beispiel mit dem scheinbar einfachen Thema Mülltrennen - das ganz schön kompliziert sein kann, wenn man immer wieder in den Medien hört, dass Mülltonnen nicht abgeholt werden, da der falsche Müll hineingeworfen wurde. „Die Klassenzimmer wurden mit drei Eimern ausgestattet: Verpackung, Papier, Restmüll. Das Reinigungspersonal wurde geschult und zählt mit, wenn falsch getrennt wurde. Es werden Preise ausgelobt für die Klasse, die am besten trennt“, so Schatz.
Die Schüler der Agentur verwalten die Ausgaben und Einnahmen. Diese werden zum Beispiel durch die Photovoltaik-Anlage der Schule erzielt. Der Strom wird verkauft und läuft direkt ins Stromnetz der Stadtwerke Viernheim. Auch Anteile an Windkraftwerken besitzt die Agentur. „Den Verein gibt es schon seit 1994, gegründet wurde er von Martin Beickler“, sagt Steffen Grimm, Geschäftsführer und erster Vorsitzender. Grimm leitet die Agentur seit 2005.
Besuche mit Vorträgen gab es außer in Italien auch in Frankreich und Polen. Auf die Frage, wie es in anderen Ländern mit dem Energiebewusstsein der Schüler aussehe, meint Grimm: „In den skandinavischen Ländern läuft es noch besser als in Deutschland. In Italien ist es nicht so stark, denn die Schulen sind abhängig von Rom. Italien ist ein zentralistisches Land, im Gegensatz zu Deutschland, wo ein Bundesland selbst entscheiden und vorangehen kann.“ Der größte Moment war für Grimm die Einladung des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck im Schloss Bellevue in Berlin, wo die Agentur für ihre Arbeit geehrt wurde.
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