Gesundheit

Bürstädter Ärztin impft Viernheimer Grundschüler gegen HPV

Der Schutz gegen Krebs macht in Viernheim Schule. Die Bürstädter Ärztin Daniela Klee hat jetzt eine HPV-Impfaktion an der Nibelungenschule gestartet. Weitere Grundschulen folgen

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Daniela Klee beim Impfen in der Nibelungenschule. © Kreis Bergstraße

Bürstadt. Spätestens seit Corona ist Impfen wieder zu einem Thema geworden, wobei die Meinungen über die Sinnhaftigkeit weit auseinandergegangen sind. Bei der Prävention zur Erkrankung durch humane Papillomaviren, kurz HPV genannt, gibt es jedoch eine breite Zustimmung. Dabei geht es um die Vermeidung von Krebs, insbesondere von Gebärmutterhalskrebs. Hier werden von der ständigen Impfkommission (STIKO) Maßnahmen für Kinder im Alter von neun Jahren empfohlen. Die Verantwortlichen im Kreis Bergstraße sind schon seit vielen Jahren in den Grundschulen vertreten, um Eltern aufzuklären und Mädchen wie Jungs zu impfen.

Die HPV-Impfung

  • Eine HPV-Impfung wurde anfangs für Mädchen und im Alter von neun bis 14 Jahren empfohlen. Die Einführung der Impfung war 2007 ein großer Durchbruch in der Krebsprävention und Prof. Dr. Harald zur Hausen bekam für seinen Beitrag zur Entdeckung des Zusammenhangs zwischen HPV und Gebärmutterhalskrebs 2008 den Nobelpreis für Medizin verliehen.
  • Seit 2018 gilt die Impfempfehlung auch für Jungen im gleichen Alter. Es hat lange gedauert, bis man erkannt hat, dass Jungen die Hauptüberträger des HP-Virus sind. Da das HP-Virus neben Genitalwarzen nicht nur Gebärmutterhalskrebs, sondern auch andere Krebserkrankungen wie Peniskrebs, Analkrebs oder Mundhöhlenkrebs auslösen kann, sind die Jungen selbst ebenfalls betroffen. Auch diese Krebsarten können durch die HPV-Impfung verhindert werden.
  • Spätestens bis zum 18. Geburtstag sollte eine Impfung erfolgen. Bis zu diesem Alter werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen, nach individueller ärztlicher Abklärung auch darüber hinaus. Damit die Jugendlichen bestmöglich geschützt sind, sollte die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein.
  • Meist wird an zwei Terminen mit einem Abstand von sechs Monaten geimpft. Die bisherigen Daten lassen erahnen, dass der Impfschutz einen langen Zeitraum anhält.

„Wir haben die Aktion 2015 gestartet und sind dabei direkt in die Schulen des Kreises Bergstraße gegangen. Nach Corona musste das Verständnis aber neu belebt werden. Bei den Elternabenden gab es verständliche Informationen, am Ende war die Zustimmung zu den Impfungen sehr groß,“ freute sich Reinhild Zolg, Gesundheitspräventionsbeauftragte des Kreises, über die hohe Akzeptanz. Anke Hofmann, Leiterin der Schillerschule in Viernheim nickte beim Pressegespräch zustimmend. „Die Eltern waren interessiert und wurden über die Risiken einer späteren Erkrankung detailliert aufgeklärt. Einige Kinder waren schon beim Arzt behandelt worden, viele konnten sich jetzt aber in der Schule impfen lassen.“

Enge Zusammenarbeit mit den Grundschulen in Viernheim

Am Dienstagvormittag war die Bürstädter Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Dr. Daniela Klee, in der Nibelungenschule zu Besuch, um die erste von zwei notwendigen Impfungen vorzunehmen. Weitere Viernheimer Grundschulen werden in den kommenden Wochen folgen. „Die Zusammenarbeit mit den Schulen ist vorbildlich. Das hat sich schon bei den Elternabenden gezeigt. Wir machen das kindgerecht, und die Schüler merken fast gar nichts. Dafür ist die Gewissheit groß, in zehn Jahren nicht an speziellen Krebsarten zu erkranken. Zervixkarzinome können nicht nur bei Mädchen auftreten, sondern auch bei Jungen“, macht die Medizinerin deutlich.

Anke Hofmann (v.l.), Nadja Niestroj, Reinhild Zolg, Dr. Daniela Klee, Dr. Nobila Ouédraogo und Dr. Claus Köster erörtern das Thema HPV-Impfungen. © O. Pietsch

Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) gibt es in Deutschland rund 8000 Fälle von HPV-bedingten Krebserkrankungen pro Jahr. Um die Impfquote zu steigern, startete im Kreis Bergstraße ein Schulimpfprogramm, wie es auch in Ländern mit höheren Impfquoten durchgeführt wird.

„Studien haben gezeigt, dass die HPV-Impfung die weltweit effektivste Strategie im Kampf gegen diese aggressiven Krebsarten ist. Der Kreis Bergstraße ist mit Impfquoten von 60 Prozent bei den Mädchen und 24 Prozent bei den Jungs gut aufgestellt, es gibt aber noch Luft nach oben“ sieht Dr. Nobila Ouédraogo von der Stabsstelle Prävention des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg noch weiteren Bedarf.

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Dr. Claus Köster, Präsident des Vereins Gesundheitsnetz Rhein-Neckar, wünscht sich bessere Rahmenbedingungen von politischer Seite. „Wir müssen zurzeit alles mehr oder weniger aus eigener Kraft stemmen. Bei den Medizinern und Eltern ist die Zustimmung allerdings sehr groß“, gibt sich der Arzt zuversichtlich.

Bezüglich eines Anstiegs der Impfzahlen ist er optimistisch, „weil das Serum neun Viren enthält, mit denen eine Erkrankung mit dem gerade bei Frauen berüchtigte Gebärmutterhalskrebs zu fast 100 Prozent ausgeschlossen werden kann“.´

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