Viernheim. Schon zum vierten Mal fand das Sommerfest des Demenznetzwerks in Viernheim statt – dieses Mal allerdings nicht auf dem Apostelplatz, sondern wegen des anhaltenden Regens in der Begegnungsstätte SBS 55+. Nach einem ökumenischen Gottesdienst mit dem evangelischen Pfarrer Thomas Blöcher und dem katholischen Gemeindereferenten Herbert Kohl konnten sich Betroffene, ihre Angehörigen und Freunde bei einem gemütlichen Beisammensein austauschen. Im Foyer gab es einen Info-Stand mit Broschüren aller Beteiligten des Demenznetzes und einen Büchertisch.
Erkrankte und ihre Familien nicht allein lassen
Das Fest soll den Betroffenen und ihren Angehörigen vermitteln: Ihr seid nicht allein. Das Demenznetz, zu dem verschiedene Ärzte, Verbände, Kirchen, Vereine und Privatpersonen gehören, wird koordiniert vom Seniorenbüro der Stadt Viernheim. „Die Diagnose Demenz anzunehmen, ist ein großer Prozess für die Betroffenen selbst und ihre Familien. Manche holen sich schnell Hilfe, bei anderen dauert es lange“, sagte Sarah Hofrichter vom Seniorenbüro. „Einmal im Monat haben wir mittwochs das Café Kontakt hier in der Begegnungsstätte, damit die Leute sich austauschen können.“
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Bei den ersten möglichen Anzeichen, kleine Lücken im Gedächtnis, wie zum Beispiel der nicht ausgeschaltete Herd, bekommen die Betroffenen Angst und fragen sich: Ist es einfach nur Vergesslichkeit? Oder habe ich Demenz? Mit der Diagnose ändert sich schließlich vieles. „Das ein oder andere geht nicht mehr. Man findet sich nicht mehr zurecht und fühlt sich nicht mehr verstanden“, so Hofrichter.
Die Angehörigen brauchen nun viel Geduld und Verständnis, manchmal auch einen anderen Blick: „Dementiell veränderte Menschen können einiges nicht mehr, das stimmt. Aber sie haben auch viel zu geben. Sie nehmen sensibel Stimmungen auf, sind humorvoll und wollen sich einbringen“, fügte Hofrichter hinzu. „Wir sind mit unserer Mama hier, die Diagnose ist noch ganz frisch“, sagte Elvira, die schnell reagiert und die Angebote des Netzwerks angenommen hat. „Seit letzter Woche bin ich im Kontakt mit dem Seniorenbüro.“
Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp
Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt!
Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen
In Deutschland leben laut Statistischem Bundesamt 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Bis ins Jahr 2050 wird die Zahl voraussichtlich auf 2,8 Millionen steigen. Daher hat die Regierung eine Nationale Demenzstrategie verabschiedet, die seit 2020 umgesetzt wird.
„Früher gab es einen Gottesdienst am 21. September, dem Weltalzheimertag. Vor vier Jahren kam das Fest hinzu, und es wurde in den Sommer verlegt“, sagte Pfarrer Thomas Blöcher. „Wir wollten mit den Betroffenen und den Angehörigen feiern. Unser Ort war der Apostelplatz, um sichtbar zu werden.“
Demenz sei noch immer ein Tabuthema. „Es wird zwar viel darüber in den Medien berichtet, aber die Hemmschwelle ist groß, als Betroffener vor den Angehörigen und in der Öffentlichkeit dazu zu stehen. Die Anzahl der Betroffenen nimmt zu. Die Ursachen der Demenz sind unbekannt, manchmal trifft es auch Leute in jungen Jahren.“
Laut der Initiative Alzheimer Forschung ist nicht geklärt, warum die einen erkranken, die anderen nicht. Bewegung, gesunde Ernährung und geistige Fitness nennt die Initiative als Vorbeugungsmaßnahme, um das Risiko einer Erkrankung zu senken.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/suedhessen_artikel,-region-suedhessen-demenznetzwerk-bringt-betroffene-aus-viernheim-zusammen-_arid,2222597.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/viernheim.html