Viernheim. „Tod ist mein ständiger Begleiter.“ Sabrina ist an Gebärmutterhalskrebs erkrankt. Seit Jahren kämpft sie gegen die Krankheit. Eine Impfung gegen eine Infektion durch Humane Papillom-Viren (HPV) hätte die schwere Erkrankung verhindern können. Auf das Risiko einer HPV-Infektion und vor allem auf die Möglichkeit einer Schutzimpfung macht die Wanderausstellung „HPV hat viele Gesichter“ aufmerksam, die im Rhein-Neckar-Zentrum (RNZ) in Viernheim zu sehen ist.
HPV-Ausstellung in Viernheim erzählt Geschichte von Erkrankten
Sabrina ist eine der sechs Menschen, die in der Ausstellung porträtiert werden. Die Betroffenen erzählen von Angst, Erschöpfung und vom Kampf ums Überleben - aber auch von Glücksbringern, der Kraft des Glaubens und dem Willen, zumindest ein halbwegs normales Leben zu führen. Auf Palaktwänden kann man ihre Geschichten nachlesen.
„Bei der Tragweite der Erkrankungen ist es wichtig, sie mehr in den Vordergrund zu stellen“, erklärt Angelika Beckenbach, Erste Kreisbeigeordnete, den Anlass der Ausstellung. HPV könne Krebs auslösen, aber eine Impfung könne das verhindern, betont die Gesundheitsdezernentin. Trotzdem ließen nicht alle Eltern ihre Kinder impfen.
Mindestens bis zum 18. Lebensjahr wird die Impfung komplett bezahlt, viele Krankenkassen zahlen die Impfung aber auch danach noch
„Das ist doch was für alte Leute“ bekommt Dr. Claus Köster oft widergespiegelt, wenn er mit Jugendlichen über die HPV-Schutzimpfung ins Gespräch kommt. „Nein, eben nicht“, betont der Präsident des Vereins Gesundheitsnetz Rhein-Neckar. Gerade für junge Menschen sei die Impfung wichtig, schütze sie doch zu 90 Prozent vor einer Krebserkrankung.
Und dabei geht es nicht nur um Gebärmutterhalskrebs, wie häufig angenommen wird, sondern auch um andere Krebsarten im Intimbereich oder im Mund-Rachen-Raum. Für die Ausstellung erzählen zum Beispiel Hans-Dieter und Dirk ihre Leidensgeschichte - beide sind an Zungengrundkrebs erkrankt, ausgelöst durch HPV-Viren.
Was viele nicht wissen: Auch Jungen sollten sich impfen lassen
„Man hat anfangs tatsächlich nur Mädchen geimpft“, weiß Dr. Daniela Klee. Mehr als 20 Jahre später gelte die Empfehlung aber gleichermaßen für Mädchen und Jungen. Trotzdem sei die HPV-Schutzimpfung immer noch „ein Stiefkind“, sagt die Kinder- und Jugendärztin aus Viernheim, die in Bürstadt praktiziert. Der Schutz sei umso besser, je früher geimpft werde. Empfohlen ist die Impfung ab neun Jahren. Bis zum 15. Geburtstag reichen zwei Impfungen im Abstand von sechs Monaten.
"HPV hat viele Gesichter"
- Die Wanderausstellung wurde vom Deutschen Krebsforschungszentrum, der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Krebsgesellschaft sowie der preventa Stiftung initiiert.
- Sechs Menschen erzählen ihre persönliche Geschichte einer Krebserkrankung durch HPV-Viren.
- Das Präventionsteam des Kreises Bergstraße hat die Ausstellung nach Viernheim geholt.
- Im Rhein-Neckar-Zentrum sind die Bilder bis einschließlich Freitag, 24. Januar, zu sehen.
- Zur Ausstellung liegt ein Begleitheft zum Mitnehmen aus, in dem auch die Schutzimpfung ausführlich erläutert wird.
Wer älter als 15 Jahre ist, bekommt nach zwei Monaten eine zweite und nach vier Monaten eine dritte Impfung. „Mindestens bis zum 18. Lebensjahr wird die Impfung komplett bezahlt, viele Krankenkassen zahlen die Impfung aber auch danach noch.“ Auch Erwachsene können sich impfen lassen. Die Impfung sei gut verträglich. Klee: „Es treten kaum Nebenwirkungen auf.“
„Wir unterstützen immer, wenn es darum geht, die Bürger zu informieren“, erläutert Centermanager Dani Marquardt, warum das RNZ gern einen Teil seiner Fläche für die Ausstellung frei gegeben hat. Der Kreis Bergstraße engagiert sich zum Thema HPV-Impfung seit 2015 mit einem Schulprogramm, das nach einer Corona-Pause jetzt wieder neu belebt wird.
Aus Südhessen sind unter anderem die Albertus-Magnus-Schule, Friedrich-Fröbel-Schule, Schillerschule und Nibelungenschule Viernheim dabei, die Bürstädter Schillerschule, die Schule in den Weschnitzauen in Biblis oder die Pestalozzi- und Goetheschule in Lampertheim. „Bei einem Elternabend klären die Impfärzte über HPV und mögliche Erkrankungen auf und bieten die Möglichkeit einer Impfung direkt in der Schule an“, sagt Reinhild Zolg vom Präventionsteam. Viele Eltern ließen ihre Kinder anschließend auch von Kinder- oder Hausärzten oder Gynäkologen impfen.
Impfquote bei HPV in Deutschland niedrig
Durch solche Schulimpfprogramme haben Länder wie Australien und Großbritannien schon Impfquoten von über 80 Prozent erreicht, während in Deutschland die Zahlen deutlich niedriger liegen: Nur etwas mehr als die Hälfte der 15-jährigen Mädchen ist geimpft, bei den Jungen sind es nur 27 Prozent. „Besonders bei jungen Männern ist die Quote niedrig, was nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern auch die ihrer zukünftigen Partnerinnen gefährdet“, erläutert Claus Köster.
Im Kreis Bergstraße zahle sich das Engagement an den Schulen aus, sagt Dr. Nobila Ouédraogo von der Stabstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Dort sei die Impfquote unter Jugendlichen erheblich höher als im Bundesdurchschnitt.
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