Mannheim. „Ich habe ein fünfjähriges Kind, das ich unsagbar liebe und ich flehe Sie an, schenken Sie der Mutter des Kindes das Leben.“ Maria Bauß, die als „moralisch schwachsinnig“ galt, fand keine Gnade. Sie wurde 1943 wegen Diebstahls, der rechtlich als Plündern bei Luftangriffen gewertet wurde, durch das Sondergericht in Mannheim zum Tode verurteilt. Die Hingerichtete gehört zu jenen vier Menschen aus dem „Milieu“, für die, neben etlichen weiteren Opfern des Nationalsozialismus, am 21. Mai in Mannheim ein Stolperstein verlegt wird – für Maria Bauß um 14 Uhr in der Neckarstadt-West (Ecke Mittel-/Lupinenstaße).
Eine Initiative hat sich zur Aufgabe gemacht, Orte der Erinnerung auch für Verfolgte am Rande der Gesellschaft zu schaffen – mit Stolpersteinen. Es war der deutsche Künstler Gunter Demnig, der in den 1990ern die Idee hatte, für NS-Opfer Gedenk-Messingplatten dort anzubringen, wo die letzte (frei gewählte) Wohnstätte war. Im Blick der Recherchen der Mannheimer Initiative ist die Prostitution während der NS-Zeit. Menschen aus diesem „Milieu“ waren von „Ausmerze“ bedroht.
Am 21. Mai wird um 9.15 Uhr auf der Rheinau (Relaisstraße 160) ein Stolperstein für Erich Firdion verlegt: Der 23-Jährige wurde als „Volksschädling“ zum Tode verurteilt, weil er einem angetrunkenen Kneipenbesucher gemeinsam mit einer Dirne um die sechs Mark gestohlen hatte. Alfred Koch wurde wegen Zuhälterei in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim verbracht, wo er 1942 wie der Mannheimer Walter Samstag umkam. Für beide werden um 12 Uhr in der Innenstadt (Q7,23) und um 14.50 Uhr in Sandhofen (Falkenstraße 2a) Erinnerungssteine angebracht.
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