Mannheim. Sagt Ihnen der Ortsname Palma di Montechiaro etwas? „Im Süden von Italien, auf der Insel Sizilien liegt die schöne Stadt Palma di Montechiaro. Die Stadt blickt auf eine lange Vergangenheit zurück, welche bis ins Jahr 2000 v. Chr. zurückgeht, wie archäologische Funde bestätigen. Feine Sandstrände verbinden sich hier mit der wilden, felsigen Küste und verzaubern Reisende mit landschaftlichen Schönheiten“, heißt es auf der Homepage eines Reiseanbieters.

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Und die „Süddeutsche“ hat 2022 noch einmal den Mythos eines satanischen Akts aufleben lassen, der sich in Palma di Montechiaro zugetragen haben soll: Im Benediktinerkloster der sizilianischen Stadt soll der Teufel die Ordensfrau Maria Crocifissa della Concezione im 17. heimgesucht und ihr einen nicht zu entziffernden Brief diktiert haben. Mehrere hundert Jahre später entschlüsselten Wissenschaftler einige der teuflischen Zeilen mithilfe eines ein Algorithmus aus dem Darknet und enthüllten: Es handelt sich um ein ketzerisches Pamphlet.
Dort kann man den Podcast hören
Aber: Wenn Menschen in Mannheim und der Region den Namen Palma di Montechiaro hören, dann denken viele von ihnen an etwas anderes. An blutige Familienkriege, die in den neunziger Jahren im Mannheimer Jungbusch tobten. An die berüchtigsten Mafiajäger, die damals von Italien nach Mannheim reisten. An eine blutige Ära. Der Fall, in dem es in Episode 4 der neuen Staffel von Verbrechen geht, katapultiert uns in genau diese Zeit zurück.
Jahrzehnte zurückliegende blutige Verbrechen der Mafia
Mai 2013: Auf einem Hof im Mannheimer Norden, in Kirschgartshausen, werden ein 45-jähriger Mann und seine 42 Jahre alte Frau niedergeschossen. Eine Angehörige findet die beiden Leichen, nachdem sie den Sohn des Paares von der Schule abgeholt hat. Über dem Mannheimer Norden kreist am Tag nach der Tat ein Polizeihubschrauber, Beamtinnen und Beamte durchkämmen das Gebüsch auf der Suche nach der Tatwaffe - erfolglos. Und dann werden Gerüchte laut. Der Getötete soll aus Palma die Montechiaro stammen. Und er soll vor 25 Jahren in dem sizilianischen Küstenort erschossen worden sein.
Jetzt anhören: True-Crime-Podcast "Verbrechen im Quadrat"
Im True-Crime-Podcast "Verbrechen im Quadrat" taucht Gerichts- und Kriminalreporterin Agnes Polewka in wahre Kriminalfälle ein, die Mannheim und die Rhein-Neckar-Region erschüttert haben.
Alle Folgen der Staffel, zahlreiche Hintergründe und Berichte gibt es hier
Kriminal- und Gerichtsreporterin Agnes Polewka trifft sich in dieser Episode mit Jan Cerny, der viele Jahre lang Polizeireporter beim „Mannheimer Morgen“ war. Er erinnert sich in der Folge an die Anfänge der Mafiaverbrechen in Mannheim - und an das Ende der blutigen Ära. Die Hörerinnen und Hörer erfahren mehr über lange zurückliegende brutale Verbrechen und ihre juristische Aufarbeitung, bevor Polewka sich wieder dem Fall von 2013 zuwendet.
Kurz nach der Tat in Kirschgartshausen setzt die Polizei eine Belohnung aus. Und die Beamtinnen und Beamten suchen bestimmte Fahrzeuge, die am Tatort gesehen worden sein sollen. Sie lassen verlautbaren, dass die Getöteten polizeibekannt waren. Wegen Verstößen gegen das Waffengesetz, das Betäubungsmittelgesetz, und wegen Urkundenfälschung. Doch im Herbst zeichnet sich ab: Es gibt keine heiße Spur. Und das bleibt so, der Fall verschwindet aus der Öffentlichkeit.
Treffen in Palermo 2016: Droht wieder Gefahr durch die Mafia in Mannheim?
Bis im Sommer 2016 die italienische Presse darüber berichtet, dass sich Besucher aus Mannheim auf den Weg nach Palermo gemacht haben, in die sizilianische Hauptstadt. Eine Gruppe, die aus Vertretern der Staatsanwaltschaft, Ermittlern aus Mannheim und vom Bundeskriminalamt besteht. Offenbar reisen sie nach Italien, um mit den italienischen Kollegen zu beratschlagen, ob neue Gefahr von der Mafia in Mannheim droht. In der taz erscheint ein großer Hintergrund dazu. Oberstaatsanwalt Andreas Grossmann will dem Medium gegenüber zunächst nichts über den Besuch sagen. Später räumt er aber ein, dass der Besuch in Zusammenhang mit dem Doppelmord in Kirschgartshausen stattfand - so schreibt es die taz.
Auf Anfrage dieser Redaktion heißt es von seiten der Mannheimer Staatsanwaltschaft: „Neue Erkenntnisse gibt es aktuell nicht.“
Im Podcast spricht Agnes Polewka auch mit Stefan Orner und Helena Piontek, die sich für den SWR-Podcast „Mafialand“ mehrere Monate lang mit den mafiösen Strukturen in der Region beschäftigt haben - ausgehend vom Doppelmord in Kirschgartshausen und auch das eine oder andere neue Detail zum Fall in Erfahrung bringen konnten.
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