Mannheim. 600 Mal ist David Wolf in der Deutschen Eishockey Liga auf Torejagd gegangen. 600 Mal hat er sich in Zweikämpfen aufgerieben. Sein Jubiläumsspiel am Mittwochabend wird sich der Stürmer der Adler Mannheim allerdings nicht einrahmen. „Da waren in meiner Karriere schon qualitativ hochwertigere dabei“, betonte der 33-Jährige. „So ein Meilenstein ist zwar etwas Schönes, bis kurz vor dem Eröffnungsbully wusste ich aber noch gar nichts davon. Wer mich kennt, der weiß: Ich spiele nicht für irgendwelche Zahlen, sondern ich liebe es, am Saisonende etwas hochzuhalten.“
2019 feierte Wolf mit den Adlern die deutsche Meisterschaft, die auch in dieser Spielzeit sein Ziel ist. Er ist sich allerdings bewusst, dass sich sein Team erheblich steigern muss, um bei der Titelfrage ein Wort mitsprechen zu können. Ein guter Test ist die Partie bei den Eisbären Berlin am Freitag (19.30 Uhr), auch wenn der Titelverteidiger seine Topform ebenfalls noch sucht.
Aus dem Rhythmus
Klar: Beim 3:2 nach Penaltyschießen gegen die Straubing Tigers stimmte der Einsatz der Mannheimer und sie fanden einen Weg, nach einem 1:2-Rückstand noch zwei Punkte zu holen – mit dem Doppelschlag binnen 13 Sekunden hatten die Niederbayern den Adlern aber für eine ganze Weile den Stecker gezogen.
Der Aufbau klappte nicht mehr, Pässe wurden dem Mitspieler nicht genau auf den Schläger serviert, sondern landeten oft im Niemandsland. „Zwischenzeitlich war der Wurm drin“, konstatierte Matthias Plachta, der den Blau-Weiß-Roten im Penaltyschießen den Zusatzzähler sicherte. Wolf teilte diese Einschätzung. „Vor allem das zweite Drittel war sehr zerfahren. Wir sind überhaupt nicht in den Rhythmus gekommen“, betonte der Außenstürmer.
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Dabei hatten die ersten zehn Minuten gezeigt, wie es gehen kann. Nigel Dawes brachte die Adler verdient in Führung (8.). Doch dann deckten die Tigers auf, dass die Mannheimern weiter ein fragiles Gebilde sind. „Das waren 13 harte Sekunden“, sagte Adler-Verteidiger Matt Donovan zu den Gegentoren von JC Lipon (10.) und Trent Bourque (11.). „Wir sind Profis und haben so eine Situation nicht zum ersten Mal erlebt. Sie beschäftigt einen aber.“
Immerhin bissen sich die Adler im Spiel fest. Nachdem Markus Eisenschmid Latte und Pfosten getroffen (28.) und Borna Rendulic einen Penalty vergeben hatte (30.), bewies Donovan, dass er als Abwehrspieler über einen ordentlichen Vorwärtsdrang verfügt. Er überlief die Tigers-Defensive und versenkte die Scheibe im Winkel zum 2:2 (50.).
Zu diesem Zeitpunkt hatte Bill Stewart seine jungen Spieler kaum noch eingesetzt. Die Eiszeiten von Taro Jentzsch (8:51 Minuten), Luca Tosto (6:13), Arkadiusz Dziambor (3:27) und Simon Thiel (3:18) fielen überschaubar aus. „Man gewinnt mit den Besten“, versuchte sich der Adler-Trainer in einer Erklärung. „Die Jungen werden im Saisonverlauf noch auf ihre Einsätze kommen. Eine Mannschaft verbessert sich dann, wenn sich die jungen Spieler verbessern.“ Diese Aussage dürfte die nachrückende Garde durchaus als Ansage verstanden haben, in den nächsten Wochen noch mehr zu investieren.
David Wolf sprang seinem Coach bei und kritisierte die Regel in der DEL, die besagt, dass jeder Club drei U-23-Kräfte auf dem Spielberichtsbogen stehen haben muss. Wird es der jungen Garde zu leicht gemacht? „Wenn wir früher nicht gut genug waren für die DEL, haben wir nicht gespielt“, verdeutlichte Wolf. „Die jungen Spieler dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken, müssen weiter arbeiten und auch begreifen, für welche Mannschaft sie spielen.“
Gaudet beim Spezialisten
Um in der DEL in Schwung zu kommen, setzt Stewart auf seine arrivierten Kräfte. Er fordert mehr von seinen Schlüsselspielern, gleichzeitig stützt er sich auf sie, wie der Kanadier betonte. Vor diesem Hintergrund ist es ein Schlag ins Kontor, dass Tyler Gaudet wohl lange ausfallen wird. Der Mittelstürmer, der zu dieser Saison von den Grizzlys Wolfsburg nach Mannheim gewechselt war, verpasste einen Großteil der Vorbereitung und die ersten beiden Rundenspiele, ehe er sich nach kurzem Comeback am Sonntag beim 4:2 gegen die Bietigheim Steelers erneut verletzte.
Am Donnerstag stand der Besuch bei einem Spezialisten an. Die Adler rechnen aber nicht unbedingt mit guten Nachrichten. Und so geht der Blick von Sportmanager Jan-Axel Alavaara verstärkt nach Nordamerika. In gut einer Woche beginnt die NHL-Saison. Die Clubs haben bereits erste Personalentscheidungen getroffen, einige Profis sind durchs Raster gefallen. „Wir haben derzeit keinen breiten Kader. Das muss man schon sagen“, sagte Alavaara. Erste Priorität sei ein Mittelstürmer als Gaudet-Ersatz. Einige finanzkräftige Schweizer Clubs seien aber ebenfalls noch auf dem Markt aktiv.
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