Kritik

Wieso die Olympia-Eröffnungsfeier von Paris polarisiert

Es war ein wahre Spektakel: Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris. Doch die Show traff nicht überalle auf Zustimmungen. Was es an der Zeremonie auszusetzen gab und was der Regisseur der Feier dazu sagt

Von 
Birgit Holzer
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Der illuminierte Eiffelturm war eines der Highlights der Feier. © dpa

Paris. „Leben heißt, nicht zu warten, dass der Sturm vorüberzieht, sondern lernen, im Regen zu tanzen.“ Nie passte der Ausspruch des römischen Philosophen Seneca besser als am Freitagabend in Paris, als die männliche Primaballerina Guillaume Diop auf dem Dach des Rathauses fast zu schweben schien, so als prasselte nicht das Wasser vom Himmel. Die tänzerische Darbietung der ersten schwarzen Primaballerina der Pariser Oper in Turnschuhen war nur einer der vielen Höhepunkte der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in der französischen Hauptstadt.

Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele: "Le Parisien" titelt "Umwerfend"

„Umwerfend“ titelte die Zeitung „Le Parisien“ und gab damit eine weit verbreitete Stimmung wieder - wenn auch nicht alle begeistert waren. Kritik an einigen Szenen kam vonseiten rechter und rechtsextremer Kreise und der katholischen Kirche. Etwa die Darstellung der ehemaligen Königin Marie-Antoinette mit ihrem eigenen Kopf in der Hand in einem blutroten Fenster der Conciergerie, in der sie während der Französischen Revolution tatsächlich eingekerkert war.

Aya Nakamura, bestverkaufte Sängerin Frankreichs, ruft zur Blockade der extremen Rechten auf. © Joel Saget

Die franko-malische Sängerin Aya Nakamura trat vor dem Sitz der Sprach-Institution Académie Française auf. Im Vorfeld war sie Zielscheibe rechtsextremer Angriffe geworden, vermeintlich aufgrund ihres spielerischen Umgangs mit der französischen Sprache - vor allem aber weil manche es ablehnten, eine gebürtige Malierin Frankreich repräsentieren zu lassen. Marine Le Pen hatte im Vorfeld erklärt, dass die Auswahl Nakamuras „das französische Volk erniedrigt“, nach der Schau schwieg sie aber.

Parodie von da Vincis "Das letzte Abendmahl" sorgt für Empörung

Für Empörung unter Christen sorgte eine Parodie des Gemäldes von Leonardo da Vinci „Das letzte Abendmahl“ mit queeren Tänzern und einer weiblichen Jesus-Figur. Im Vordergrund räkelte sich der französische Schauspieler Philippe Katerine als griechischer Weingott Dionysos, blau angemalt und fast nackt.

Szenen seien „Hohn und Spot gegenüber dem Christentum“

Ohne die Szene konkret zu benennen, drückte die französische Bischofskonferenz auf der Plattform X ihr „tiefes Bedauern über Szenen von Hohn und Spott gegenüber dem Christentum“ aus. Auch der Kurienerzbischof im Vatikan, Vincenzo Paglia, kritisierte die „blasphemische Verhöhnung eines der heiligsten Momente des Christentums“.

Olympia 2024

Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele

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Die rechtsextreme französische Europaabgeordnete Marion Maréchal beklagte die „Woke-Spiele“ und versicherte allen Christen in der Welt, dass „hier nicht Frankreich spricht, sondern eine linke Minderheit, die bereit für jede Provokation ist“. Vertreter der Regierung und der Linken, selbst prinzipielle Olympia-Kritiker wie die französischen Grünen, bejubelten hingegen das „Bild der Brüderlichkeit und Diversität“, das Frankreich abgegeben hatte.

Das sagt Regisseur Jolly zu der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele

Regisseur Thomas Jolly sagte, er habe nicht unverschämt sein wollen. Mit der Parodie der christlichen Szene habe er die Absurdität zeigen wollen, wenn Menschen einander Gewalt antun. Sein roter Faden sei die Begegnung von zwei Kunsttypen - der akademischen, institutionellen Kunst und der urbanen, modernen Pop-Kunst - gewesen. „Mit allen Bildern wollte ich sagen: Man glaubt, dass das nicht zusammenpasst, man will die Dinge in Schubladen stecken, aber wenn diese Schubladen einander begegnen, ergibt das Schönheit, Emotion, Freude“.

Korrespondent

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