Mannheim. Treibsand ist fies. Unter Druckeinfluss zieht das fest erscheinende Gemisch aus Sand und Wasser einen nach unten. So ähnlich mussten sich auch am Sonntag die Adler Mannheim gefühlt haben. Trotz größter Bemühungen und Kraftanstrengungen werden sie immer tiefer in die Abwärtsspirale gezogen. Die Blau-Weiß-Roten entfernen sich durch die 0:4-Niederlage gegen die Kölner Haie in der Deutschen Eishockey Liga immer weiter von der anvisierten Spitzengruppe und stecken stattdessen auf Tabellenplatz zehn fest. „Dieses Spiel war eine gute Erinnerung an unser Team, dass jeder Moment wichtig ist - immer“, sagte Cheftrainer Dallas Eakins.
Adler-Kapitän Denis Reul stand nach der fünften Niederlage in Folge in der Mixed Zone mit dem Rücken zur Wand. Es war ein Symbolbild für die Situation, in der die Mannheimer zurzeit stecken: Ein Tor in München, ein Tor in Schwenningen, ein Tor gegen Berlin, zwei Treffer in Nürnberg und jetzt gar kein Tor gegen Köln. Im Mannheimer Spiel gibt es manche Baustelle, eine der auffälligsten ist aber die schwache Chancenverwertung.
„Dafür musst du bereit sein“
„Wir haben den größten Teil des Spiels dominiert und hatten brutale Chancen. Mal das leere Tor, mal der Pfosten - was weiß ich, was alles“, sagte Reul, der aber Mühe hatte, die richtigen Worte zu finden: „Wir verlieren am Ende 0:4. Wir kriegen vorne nichts rein und hinten fällt früher oder später immer was rein.“
Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Adler haben - vom 6:0-Erfolg in der Champions Hockey League am 10. September im finnische Rauma mal abgesehen - in dieser Saison in jedem Pflichtspiel mindestens einen Gegentreffer kassiert. Ein weiterer Baustein für die aktuelle Situation.
Gegen die Haie war zudem Torhüter Tobias Ancicka eine unüberwindbare Wand. Der Kölner Goalie konnte aber nur deshalb glänzen, weil den Adlern in der einen oder anderen Situation die nötige Entschlossenheit gefehlt hatte. Ein Fakt, den auch Eakins ansprach. „Wenn du in ein Spiel gehst - gerade als Stürmer - hast du eine, wenn du Glück hast, zwei Chancen an diesem Abend. Und dafür musst du bereit sein. Du darfst nicht überrascht sein oder deinen Schläger nicht auf dem Eis haben“, betonte der 56-Jährige und ergänzte: „Auf der anderen Seite haben wir nur sehr wenig vor unserem Tor zugelassen, doch sie haben letztlich viermal getroffen. Auch dafür müssen wir bereit sein. Beim dritten Treffer haben sie den Zweikampf hinter dem Tor gewonnen, beim vierten arbeiten wir nicht gut mit dem Schläger. Du darfst dir solche Momente einfach nicht erlauben.“
Auch Reul blieben diese Situationen nicht verborgen. Der Adler-Kapitän betonte mit Blick auf die Offensive: „So eine Phase habe ich noch nie erlebt. Ein paar Spiele Probleme zu haben, das Tor nicht zu treffen - okay. Das geht ja aber schon seit Wochen so. Egal, was wir nach vorne werfen, wir bekommen die Scheibe nicht konsequent ins Tor.“ Der robuste Verteidiger schaltete sich selbst immer wieder in die Mannheimer Angriffe ein und wollte das Glück erzwingen.
Den Glauben an das eigene Team hat Reul aber noch nicht verloren. „Wenn wir so weiterspielen, wird bei uns irgendwann der Knoten platzen. Am Anfang wird es vielleicht zäh. Wenn dann aber der Ketchupflascheneffekt einsetzt, sind wir richtig gefährlich“, betonte der 34-Jährige, der auch nicht so recht begreifen kann, dass so viele unter der Torschusspanik leiden: „Dass es bei so vielen von uns gleichzeitig nicht läuft, ist beschissen.“
Auch Eakins hob das Engagement und die Einstellung seiner Spieler hervor. „Wir haben uns so viele Chance wie noch nie herausgespielt, seitdem ich hier bin. Die Jungs haben sich durchgehend unterstützt. Auch noch als wir Gegentor drei und vier hinnehmen mussten. Niemand hat den Kopf hängenlassen und ist in Selbstmitleid versunken.“
Das Ziehen an einem Strang
Für alle Beteiligten ist klar: Um den Turnaround zu schaffen, müsse man weiter hart arbeiten. „Was sollen wir sonst machen?“, stellte Reul eine rhetorische Frage und unterstrich fast schon trotzig: „Es ist frustrierend, aber wir stehen weiter zusammen. Die Stimmen, die manchmal aufkommen, dass es bei uns in der Mannschaft ein Problem geben soll, kann ich verneinen. Es gibt kein Problem, wir ziehen alle an einem Strang. Wir bekommen derzeit einfach nichts auf die Kette.“
Eine Aussage, die allen Hoffnung geben sollte, die es mit den Adlern halten. Denn nur mit innerer Ruhe und dem gemeinschaftlichen Ziehen an einem Strang in die gleiche Richtung ist es möglich, sich aus dem fiesen Sog des Treibsands zu befreien.

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