Vielleicht wiederholt sich Geschichte ja auch im Sport. Wenn das so wäre, hätte die Ukraine alle Chancen, in der Endrunde der Europameisterschaft in Deutschland eine tragende Rolle zu spielen. Denn ebendort - im Land des vierfachen Welt- und dreifachen Europameisters - feierte das in diesen Zeiten so schwer gebeutelte Land seinen größten Erfolg im Fußball. Bei der WM 2006 war erst im Viertelfinale gegen Italien Schluss. Das ist nicht zuletzt deshalb bemerkenswert, weil es den späteren Weltmeister brauchte, um die Ukraine aus dem Wettbewerb zu nehmen.
Damals allerdings war die Welt um das Land auch noch halbwegs in Ordnung - keine Spur von Krieg, Tod und Zerstörung. Die politischen Kämpfe im Innern drangen kaum über die Grenzen.
Durchaus machbare Gruppe in der Vorrunde
Das ist heute anders. Und über die Grenzen dringen russische Soldaten. Die Ukraine befindet sich in einem Überlebenskampf. Diese Gewissheit wird mitspielen, wann immer die Mannschaft von Trainer Sergej Rebrow den Rasen betritt. Was dieser Überlebenskampf auslösen kann, hat zuletzt die deutsche Nationalmannschaft im vorletzten Testspiel vor dem EM-Start erfahren.
Beim 0:0 in Nürnberg gaben die Ukrainer gegen überlegene Deutsche keinen Grashalm preis, vielmehr bäumten sie sich auf und kämpften sich nach vorn, wann immer sich eine Gelegenheit bot.
Spieler mit guten Rollen in Spanien und England
Gegen die deutsche Mannschaft war das nicht allzu oft der Fall, aber vor allem in der EM-Vorrunde gegen Rumänien und die Slowakei sollte Rebrows Team mit dieser Leidenschaft favorisiert sein. Und auch die Belgier sind sicher gewarnt. Denn bei der Ukraine paart sich Einsatzbereitschaft mit hoher Qualität im Kader.
Das Land schickt eine Europa-Auswahl ins Rennen. Die Torhüter Anatolij Trubin und Andrij Lunin spielen für Benfica Lissabon beziehungsweise Real Madrid, Olexander Sintschenko ist mit Arsenal London Vizemeister in England geworden, Mychajlo Mudryk stürmt für den FC Chelsea und Wiktor Zyhankow sowie Artem Dowbyk haben den FC Girona in der spanischen Liga zur Sensation der Saison gemacht.
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